Don’t drink Alcohol: ein Bier im Meer

Mumbai ist nicht Indien. Gut, ehrlich gesagt habe ich das auch bei Alleppey und Mamallapuram gedacht. Und bei Goa. Also vielleicht gibt es einfach nicht das eine Indien… Aber Mumbai ist, genau wie Varanasi eine Stadt, die man so nicht nochmal in Indien findet. Mumbai ist westlicher, als ich mich fühle 😀 schon öfter wurde ich von Leuten angerempelt, die hektisch an mir vorbeigehastet sind. Da war ich schon irritiert. Immerhin wurde ich in Varanasi nicht nur einmal gefragt, warum ich denn so renne. Da bin ich ganz normal die Strasse runtergelaufen. Generell ist es so, dass ich Leute beim Laufen überhole. Und dabei bin ich schon lahm. Wie gesagt, ich pass mich an.

Ach ja, übrigens tut das jetzt sogar meine Haut. Also sich an die dunklere Farbe anpasen. Wer hätte das gedacht? Jetzt nicht erwarten, dass ich braun gebrannt wieder nach Deutschland komme, aber ich hab tatsächlich Farbe bekommen. An den Armen, Füßen und im Gesicht. Wenn, dann richtig indisch denkt sich mein Körper da wohl. Seit Dezember war ich ja auch noch garnicht krank… 😀 das freut mich tatsächlich ziemlich.

Aber nochmal zurück zu Mumbai. Hier sind die Leute auch vom Stress befallen. Hetzen sich ab, rennen rum und rempeln Leute an, Autos haben wohl nichtmal Zeit, anzuhalten oder zumindest langsamer zu werden, wenn da jemand über die Strasse gehen. Immerhin gibt es hier funktionnierende Ampeln. An deren Vorschläge für Fahrsicherheit sich grundsätzlich auch einigermaßen gehalten wird. Und es gibt Gehwege. Und tolle Gebäude! Solche könnten genau so gut irgendwo in einer europäischen Altstadt stehen. Und überhaupt nicht runtergekommen. Krass. Die Leute sind schick westlich gekleidet, eher wenige tragen Sarees oder Kurtas. Sogar so wenige, dass mich ein Ami gefragt, ob Sarees in Indien nur zu Festen getragen werden.

Aber, und das ist und bleibt indisch-der Akzent 😀 da hört man schick und teuer gekleidete Inder, die mit ihren Kindern englisch reden. Und das verrät ihre wahre Identität 😉 dieser Akzent ist wohl im Erbgut verankert. Und die Art, wie sie sprechen. Ich kann es nicht beschreiben, aber selbst, wenn es einem Inder gelingen würde, sich nicht durch seinen Akzent zu verraten, würde ich ihn ziemlich sicher an seiner Art, mit amderen zu sprechen, erkennen.

Mumbai hat auch eine Metro. Die ist benutzerfreundlich, besitzt Ventilatoren, offene Fenster und schließt die Türen erst garnicht. Da hätte man sich die Türen auch eigentlich sparen können. Man kann sich da so voll cool aus der fahrenden Metro lehnen und den Fahrtwind angrinsen 🙂 und dabei seine Kappe verlieren (nicht ich, Silvia aus dem gleichen Hotel). Was es sogar gibt, sind extra Frauenabteile und Behindertenabteile. Und. Natürlich ist es supergünstig. Da könnte sich die deutsche Bahn mal dem indischen Standard annähern. Also den Preisen. Ein paar Kilometer für 7ct. Für die 2,20€ von Dortelweil nach Bad Vilbel komme ich hier etwa 300km weit 😀 dass ich dafür selbst im super fast express 4 St brauche, ist was anderes. Dafür schaffen es die Züge (im Süden jedenfalls) hier, selbst Verspätungen von 1 St aufzuholen und pünkltlich anzukommen. Ach, das habe ich glaube ich noch garnicht erwähnt. Hab fast den Zug nach Mumbai verpasst. Das wäre schöner Mist. Ich komme ja aus Goa und hatte ein Ticket von Pernem nach Mumbai. Aber eine Station, an der der Zug früher gehalten hat, war mit dem Bus besser zu erreichen, also bin ich schon früher im Zug eingestiegen (hatte noch ein Ticket gekauft). Ab Pernem sollte der Zug 19:11Uhr losfahren. Dass der Zug 2 Stationen vorher früher losfährt, schien mir vollkommen unlogisch. Auf die Idee bin ich irgendwie nicht gekommen, und so war ich um 18:40 Uhr am Bahnhof. Aber ich hatte Glück und der Zug kam später, war aber trotzdem pünktlich in Mumbai. 🙂

Bollywood hat übrigens abgesagt. Die brauchten uns doch nicht 🙁 voll schade. Was hätte ich das gerne erlebt 🙂

Aber ich hab auch ohne Statist am Bollywoodset zu sein schon eine Menge mitgenommen. Mit Mischi bin ich ein bisschen rumgelaufen, eigentlich auf der Suche nach einem Dorf, das mitten in Mumbai sein soll. Zufällig sind wir bei einer Art Tag der offenen Tür einer Kunstschule gelandet und haben uns die Ausstellung von Zeichnungen und Basteleien angeschaut. Zufällig wurden in einem Raum auch Masagen angeboten. Und als wir eingetreten sind, kamen direkt Frauen in weisen Kitteln auf uns zu, um uns zu erklären, dass sie rythmisch zu Musik massieren und fragen, ob wir das nicht mal ausprobieren wollen. Klar! Eine Frau musste frühzeitig ihre Massage aufgeben, um mir Platz zu schaffen… Und die ganzen Leute, die darauf warteten, an der Reihe zu sein, mussten noch länger warten. Erst wurde mir Öl in die Nase getropft und dann das Gesicht massiert. Dann wurde mit Rasseln und einer Mischung aus Musik- und Massageinstrumenten auf mir rumgeklopft. Am Anfang konnte ich mich dabei nicht so entspannen, weil die Frau wohl so garkein Gefühl für Musik hatte. Im konstanten Intervall mit der Musik die Teile auf meinen Rücken zu klopfen, hat sie überfordert 😉 aber dann kam jemand anderes und später bei einem anderen Lied hat sie es doch noch ganz gut hinbekommen. Ich habe es total genossen, auch die etwa 20 Zuschauer konnte ich ausblenden (bin ich ja gewöhnt). Warum weiß ich nicht, aber im Süden haben die Leute die Gewohnheit, sich zu bedanken wenn sie jemandem (also mir) geholfen haben. Ich frage jemanden nach dem Weg und der bedankt sich dann nach einer ausführlichen Erklärung bei mir… So haben sich dann auch die Masseure bei Mischi und mir bedankt -immer wieder gerne, Leute 😉 und wir durften ihnen aufschreiben, wie wir uns gefühlt haben, haben etliche Fotos gemacht und am Schluss haben sie uns gebeten, dem Chef zu danken. Die Bitte kam so:“would you like to say thank you to our chef, he is sitting there“ 🙂 klar haben wir das artig gemacht, er hat sich gefreut, die Masseure sowieso und ich war gerade kostenlos massiert worden, also war meine Stimmung im hach-Welt-was-bist-du-schön-Modus.

Abends hat sich Mischi Zigaretten und ein Bier geholt und zusammen saßen wir dann am Ufer -recht unspektakulär. Eine Mauer. Alkohol in der Öfentlichkeit (ausser Restaurants) zu trinken ist verboten und kann anscheinend mit bis zu 5000Rs bestraft werden. Das hat uns extra noch der Typ gesagt, der uns zum Weinshop gebracht hat. Vor der Polizei am Ufer hat er uns auch gewarnt. Aber wie das so ist, saßen wir dann auf der Mauer, Mischi mit Zigaretten und dem Bier, versteckt in einer schwarzen Plastiktüte. Natürlich kommt ein Polizist mit ein paar anderen Typen vorbei und sie sagen zu Mischi, dass sie sich anders auf die Mauer setzen soll, weil das sonst gefährlich ist. Dann fragen sie, was das in der Hand ist, Michi lässt die Biertüte ins Wasser fallen und sagt, sie rauche nur. Nach der Belehrung, dass Alkohol in der Öffentlichkeit verboten ist und der Mahnung, sie solle ja nicht trinken, gehen sie dann aber zum Glück wieder.

Heute mittag habe ich eine Slumtour gemacht. Und ich muss sagen, dass ich mich im Slum wohler fühle, als im Rest Mumbais. Aber dazu muss man auch erstmal erklären, wie man sich den größten Slum Asiens voszustellen hat. Er ist unterteilt in Industrie und Wohnen. Der Industrieteil sieht aus, wie der der meisten Städte. Es gibt auch ganz normale Strassen mit Verkehr. Hier wird vor allem Plastik und Aluminium recycelt, Tontöpfe werden hergestellt und Kleidung genäht. 89% der Lederprodukte werden ins Ausland exportiert. Die meisten Arbeiter kommen aus ganz Indien und sind ohne Familie nur zum Arbeiten nach Mumbai gekommen. 8 Monate arbeiten sie hier und kochen und schlafen in ihren 12-14 Stunden Freizeit am Tag am Arbeitsplatz. Im Wohnbereich leben hauptsächlich Leute, die Jobs in der Stadt haben (und mehr Geld verdienen). Sie mieten die Wohnungen (1Raum ohne Bad mit Kochnische. Etwa 8qm für eine Familie) für 3000Rs =42€ im Monat (Slumarbeiter verdienen zw. 4500 und 6000Rs im Monat). Es gibt staatliche und auch private Schulen, außerdem -und da haben es die Slumbewohner besser, als der Großteil Indiens- bleibt der Slum von Stromausfällen verschont.

Also ich hatte mir das deutlich schlimmer vorgestellt. Zumahl ich auch mehrere Bewohner mit Smartphone (die sind in Indien nicht günstiger, sondern im Verhältnis zu Essen und Kleidung -also den Lebenshaltungskosten- verdammt teuer) gesehen habe. Klar sind die Wohnverhältnisse mehr als schlecht, es ist super eng (oft kommen keine 2 Personen in einer Gasse aneinander vorbei und die ‚Wohnungen sind winzig, eine Toilette teilen sich, wenn ich mich richtig erinnere mehr als 1000 Menschen. Zur Regenzeit wächst das Moskitoproblem stark an, die Wohnungen im Erdgeschoss laufen oft mit Wasser voll). Aber zumindest ist die Kriminalität durch 2 Polizeistationen nur sehr gering und die Leute leben nicht in Wellblechhütten sondern Steinhäusern. Viel wichtiger aber ist, dass die Atmosphäre nicht so elend ist, wie sie oft im Fernsehen dargestellt wird. Es ist ganz normal.

Im Slum habe ich mich wohler gefühlt, als im Rest Mumbais, der von westlichen Einflüssen quasi überrollt ist.

Klar lässt dich das jetzt so einfach sagen, weil ich nur kurz im Slum war und ihn zudem nur als Tourist erlebt habe. Aber es hat mich doch sehr an Varanasi erinnert und hey – Ich liebe Varanasi 🙂

Ich muss übrigens was beichten. Ich war bei Starbucks. Und nicht, dass ich da nur eine vegane heiße Schokoladr mit Soyamilch getrunken habe, die -das muss ich leider zugeben- auch noch genial geschmeckt hat. Nein, mir wurde das ganze auch noch im Becher zum Mitnehmen gegeben. Wenigstens war der aus Papier und ohne Plastikdeckel. Ich wollte skypen, nur haben die Internetcafes der am vermutlich modernsten Stadt Indiens weder Kameras noch Skype. Also brauchte ich wifi.

Jetzt komme ich wohl zum krassesten Unterschied, den ich von einem auf den nächsten Tag erlebt habe.

Am Tag nach der Slumtour habe ich am Bahnhof eine Spanierin kennen gelernt, wir kamen ins Gespräch und es endete darin, dass wir zusammen shoppen gegangen sind. Das heißt, ihr privater Taxifahrer durfte uns zwischen mumbais Shoppingzentren rumkutschieren. Ich habe eine Mischung aus Bluse und Kurta gekauft, für leider 4000Rs. Es sind etwas mehr als 50€ (apropos. Der Euro wird von Monat zu Monat schwächer. Im August habe ich für 1€ 85Rs bekommen, mittlerweile sind es gerade mal 69Rs. Während der Dollar stabil geblieben ist. Nur für die Finanzfreaks unter euch 😉 ) und damit verdammt teuer. Für das Geld hätte ich jetzt eine Einzimmerwohnung einen Monat mieten können. Aber naja. Es sieht einfach zu schön aus 🙂

Und was noch zu dem krassen Gegensatz gehört, ist der Umstand, dass in Mumbai wie gesagt jede Menge Leute in westlicher Kleidung rumlaufen, weshalb die großen Klamottenläden die traditionell indischen Klamotten, die mir gut gefallen und nach denen ich geschaut habe, in die oberen Stockwerke verlegt haben. Unten sind die hippen Klamotten, die man genauso gut auf der Zeil verkaufen könnte. Schon die Läden sind so riesig, dass man mit der Rolltreppe hochfahren kann. Gewohnt bin ich hier Läden, die höchstens 30qm groß sind und in denen nichts offen rumhängt, sondern man sich von einem Verkäufer die gesamte in Regale gestopfte Kollektion zeigen lassen muss.

 

Gerade habe ich (fast) eine 30St Zugfahrt hinter mir. Wir tuckern jetzt noch mit etwa 5km/h vor uns hin, aber ich glaube bald kommen wir in Varanasi an. Was bin ich froh 🙂 Wobei die Zugfahrt garnicht anstrengend oder stressig war. Eigentlich sogar ziemlich entspannt und angenehm (was unter anderem daran liegt, dass ich nicht direkt am Gang geschlafen habe und somit weniger Angst hatte, nachts begrapscht zu werden. Auserdem waren 2 Familien und ein Türke in meinem 6er, sodass ich die Grapschgefahr niedrig eingestuft habe. Schlafen konnte ich deshalb besser, als bei der letzten Fahrt), nur hat sich mein Rücken ein bisschen beschwert.

Morgens um 6:35Uhr sind wir in Mumbai losgefahren, da habe ich erstmal solange geschlafen, bis dann die 2 Familien mit je einem Kleinkind kamen und sich ausgebreitet haben. Bis mittags hatte ich meine Ohrstöpsel drin, und weil ich die Nacht nur 3 Stunden geschlafen hatte, war ich dann mit Indien auf halber Lautstärke wie in Trance 😉 Angenehm. Wirklich angenehm. Dem Erfinder der Ohrstöpsel sei jede Menge Dank gebührt!

Ja und dann war es plötzlich schon halb 7 und der Türke und ich haben beschlossen, dass das Schlafenszeit ist. Also hingelegt, Musik gehört und sofort eingeschlafen. Den ganzen Tag über laufen Verkäufer durch den Zug, die ihre Waren nicht nur diesem Abteil ankündigen wollen, sondern anscheinend glauben, jeder im Umkreis eines Kilometers wolle wissen, was man kaufen kann. Und so schreien sie „Chai, Chai“, „Coffee, Coffee“, „Samosi“, „Idli“, „Pani, Water“, …

Aber wenn ich nachts durst habe und meine Wasserflasche leer ist, läuft natürlich niemand mehr rum, um sein Wasser zu verkaufen. Ich merke an, dass ich bei anderen Zugfahrten von den Rufen geweckt wurde. Wir standen glücklicherweise gerade an einer Station, also raus aus dem Zug, Wasser geholt und wirder zurück. Im Gang liegen lauter Leute rum, die ohne Sitzplatzreservierung reisen. Vielleicht hat deshalb kein Wasserverkäufer Lust, noch mitten in der Nacht an Leute wie mich zu denken, die sich vorher nicht ausreichend eingedeckt haben.

 

Morgen schreibe ich weiter. Ich bin müde. Mal wieder 🙂

Gute Nacht Deutschland!

Freundlich sein wird überbewertet. Und: Bollywood, da bin ich!

Worüber ich dieses mal schreibe, habe ich eben im Bus nachgedacht. Bus fahren mag ich ja 🙂 man sitzt ewig da und betrachtet die Landschaft. Hat was Beruhigendes. Ich ’nutze‘ die Zeit (heute 6 Stunden) zum nachdenken und singen (im Bus ist es so laut, dass mich hoffentlich niemand hört).

Heute bzw die Tage ist mir aufgefallen, wie unfreundlich ich geworden bin. Bemerkt habe ich das nur, weil ich immernoch mit Niki und Ela reise und die zu jedem Rikshafahrer, der gerade versucht uns abzuzocken, freundlich sind. Das klingt jetzt wahrscheinlich komisch -ich meine, warum sollte man nicht auch zu Rikshafahrern freundlich sein?- aber Freundlichkeit ist bei etwa 99,9% der Rikshafahrer fehl am Platz. Kann sein, dass ich mich mit der Zeit schon zu sehr dem ‚indischen Verhalten‘ angepasst habe… und damit auch die Freundlichkeit zu so manchen Leuten flöten gegangen ist. Ach, da fällt mir ein, dass ich leider schon ewig nicht mehr Flöte gespielt habe. Meine Flöten sind in Varanasi. Ich vermisse sie!

Aber nochmal zurück zur schwindenden Freundlichkeit. Erstmal solltet ihr als Hintergrundwissen im Kopf behalten, dass sich in vielen (Touristen-) Orten die Rikshafahrer zusammengeschlossen haben und der Grund dafür sind, dass Busbahnhöfe ausserhalb jeglicher Zivilisation sind. Gut, das ist übertrieben. Aber teilweise ist es tatsächlich so, dass keine Busse zu Touriattraktionen fahren und man auf die Riksha angewiesen ist, weil sich die Rikshafahrer da zu sehr engangiert haben. Und dann kostet der Kilometer statt den normalen 10-15Rs halt >80Rs.

So und jetzt versuch mal, einem Rikshafahrer den Preis zu drücken, mit „ach, das ist aber teuer. Geht das nicht etwas günstiger?“. Genau. Die fangen da nur an, zu lachen und erzählen etwas von „this is no tourist price, madame“.

Nächstes Szenario. In Hampi kann man nur auf die andere Flussseite, indem man für 10Rs mit einem kleinen Motorboot fährt (oder eine 20km Fußmarsch über die nächste Brücke auf sich nimmt). Am Ufer warten mindestens 10 Rikshafahrer und Stadtplanverkäufer, die kaum einen Fluchtweg freihalten. Ein „nein danke, vielleicht ein andermal“ übersetzen sie sich in „oh ja, ich möchte gleich was bei dir kaufen“ und dann hat man sie ewig an der Backe. Und glaubt mir, das will niemand, dem nicht vollkommen egal ist, ob er jetzt was kauft oder nicht und zu welchem Preis.

Nächste Situation. Im Nachtzug haben wir 3 noch 2 Plätze im Sleeperwagon (billigste Kategorie mit Liegemöglichkeit) bekommen. Niki und Ela teilen sich einen Platz und ich habe einen. 2 Stationen habe ich den für mich alleine, denn dann kommt ein Mann, der behauptet, der Platz wäre seiner. Als der Schaffner kommt, stellt sich raus, dass der Platz doppelt belegt wurde und wir uns den wirklich nicht großen Schlafplatz teilen müssen. Der Mann legt sich woanders hin und tauscht später mit dem, dessen Platz er da geklaut hat. Also habe ich wieder jemanden -männlich- an der Backe. Gut, dass ich früher eingestiegen bin, so bleibe ich auf dem Platz sitzen und stelle klar, dass ich diesen Platz garantiert nicht mit einem Mann teilen werde. Und irgendwie regelt er das mit seinem Tauschpartner, der sich dann wahrscheinlich mit jemandem aus seiner Familie einen Platz geteilt hat. Theiretisch hatten wir beide das Recht auf den Platz. Am nächsten Morgen unterhalte ich mich mit John aus Neuseeland, der im gleichen Abteil gereist ist und den Trubel wohl beobachtet hat. Ihm ist klar, dass ich schon länger hier bin, meint er, das hätte er daran gesehen, wie ich mit den Indern gesprochen habe. Selbstbewusst und stur. So muss man sein. Und wenn man als Frau, dazu auch noch sehr jung, so mit Männern spricht, kommt man an sein Ziel. Ich jedenfalls 😉 Ich glaube, bei ca. 90% der Fälle bin ich die erste jüngere Frau, die es wagt, so mit ihnen zu reden. Und so komme ich vermutlich nur durch, weil sie baff sind, da es sonst nie vorkommt. Immerhin sind die Frauen mit abnehmendem Alter ganz unten in jeglicher Rangordnug (alter Mann-junger Mann-alte Frau-junge Frau).

Oh, ich Männerschreck 😀

Ich hoffe, ich gewöhne mir in Deutschland das Freundlichsein schnell wieder an 😉

Wobei es hier ja auch Ausnahmen gibt. Leute, von denen man abhängig ist, zu denen sollte man nett sein. Zum Beispiel Hotelfuzzis, die einem mitten in der Nacht kein Zimmer geben wollen. Aus Angst, ich nehme einen (oder auch mehrere. Der indischen Fantasie sind da garkeine Grenzen gesetzt) Inder mit aufs Zimmer. Ich sag euch, manchmal ist es echt nicht leicht, noch nett zu denen zu sein.

Andere Ausnahmen sind Polizisten. Die können einem immer behilflich sein, also besser lieb sein. Und der Service im Restaurant. Normalerweise bekommt man bei den Thalis (Chapati und Reis mit Curry, Sauce und etwas Gemüse) so lange Nachschlag auf die Beilagen, bis man satt ist. Und in Deutschland ist meine Hauptspeise das Gemüse. Hier ist es immer nur kleine Beilage, deshalb bestelle ich jede Menge davon nach.

Wieder mal gehts um die Männer. Mir ist nämlich nochwas aufgefallen. Niki beschwert sich ständig über Typen, die uns anstarren. Nicht zu Unrecht, aber ich bemerke die mittlerweile schon garnicht mehr. Und wenn, ignorier ich es. Was mich immer wieder fasziniert, ist die Tatsache, dass es da überhaupt kein Schamgefühl gibt. Dass das Gaffen nicht einmal ansatzweise versucht wird, zu verstecken. Nö. Als wir an einen See gefahren sind, haben wir uns eine Stelle etwas abseits anderer Touris gesucht. In den See gehen nur ausländische Touris baden und die Freizeitbeschäftigung jeder Menge Inder ist es, in Gruppen Frauen zu finden, die sie beim Baden und beim Relaxen beobachten können. Da waren zum Beispiel 2 Russinnen in Bikini mit ihren 2 Freunden, und 2m dahinter auf einem Stein sitzen 2 Inder und gaffen einfach nur. Später, als sich welche bei uns zum lunch niedergelassen haben und ich auf Suche nach einer Alternative gegangen bin, habe ich die Gruppe inclusive der Gaffer an einer anderen Stelle wieder gefunden. Die sind denen einfach hinterher.

Sowas würde mich natürlich schon so stören, dass ich das nicht einfach ignorieren könnte. Aber ich laufe deswegen eben nirgends im Bikini, kurzer Hose oder Top rum. Bei mir gibts nichts zu sehen 😉 Sich darüber aufzuregen, dass man im Zug und Bus permanent angestarrt wird, bringt einem ja auch nichts. Also ignorieren und wenn’s schlimmer wird, weggehen. Was zu sagen, bringt nichts.

 

Heute, 14.2. ist übrigens halbes Jubiläum 😀 vor genau 6 Monaten bin ich in Delhi angekommen 🙂

Und, das wussten wir nicht, heute wird in Panaji Carneval gefeiert. Verkleiden tut sich niemand, aber es gibt einen großen Umzug und Leute, die Perücken verkaufen. Der Umzug hier ist etwas anders. Es sind Wagen mit lauter Musik und Leuten, die drin sitzen und winken und anderen, die dahinter tanzen. Aber was mir hier besser gefällt ist, dass die einzelnen Wagen politische Aussagen haben. Zum Beispiel, dass die Tiger geschützt, weibliche Föten nicht abgetrieben, der Drogenkonsum eingestellt werden soll und teilweise war Werbung für Schnaps dabei (das gehört jetzt nicht mehr zu dem Teil, den ich gut fand 😉 ).

Heute morgen waren wir noch in Old Goa und haben uns Kirchen angeschaut. Darunter die größte Kathedrale Asiens 🙂 (Goa war portugiesische Kolonie, daher das Christentum). In Panjim sehen manche Strassen auch eher so aus, als wären sie in Portugal.

Es gibt übrigens coole Neuigkeiten:

Morgen werde ich am Set eines Bollywoodfilms dabei sein, und als Statist mitwirken 😀 das beste ist ja, dass ich für den Spaß auch noch bezahlt werde 😉 also 7€ für 10 Stunden „Arbeit“ 😀

ja, ich bin schon echt aufgeregt und freue mich total 🙂 ob es daran liegt weiß ich nicht, aber heute bin ich 2x gegen eine Wand gelaufen und hab einmal das Gleichgewicht verloren, sodass ich gegdn eine Blechwand auf dem Markt gekippt bin… die irgendwie das Bedürfnis hatte, mir aus dem Weg zu gehen 😉 aber dank eines netten Chinesen habe ich überlebt 😉 nee quatsch, aber ich hätte eine riesen Wand umgeworfen, wenn er mich nicht am Arm zurück gezogen hätte 😀

ich zerstörerin!

Und dann habe ich beim Trinken beinahe die ganze Flasche auf den Boden und mein T-Shirt vergossen. Der Asphalt sah so durstig aus. Und ich habe doch ein Herz für Asphalt. Auch wenn ich heute auch noch 5x gestolpert oder umgeknickt bin.

Mir gehts gut. Will ich da nur mal festhalten. Ich glaube man kann sagen, je tollpatschiger, desto besser gehts mir.

 

Also ihr da draußen! Ach ja, ich bin jetzt übrigens in Mumbai. Am Samstag gehts zurück nach Varanasi. 30Stunden. Yeah!

Bis bald 🙂

 

Der Clichéinder

Hallo 🙂

Wieder sind ein paar Tage vergangen, Tage von denen keiner wie irgendein schon erlebter war. Kochi war mir ja von Anfang an nicht so sympathisch, deshalb habe ich direkt am nächsten Tag einsn Zug nach Alleppey genommen. Was auf jeden Fall eine gute Entscheidung war, weil: Natur. Mal wieder eine kleine Stadt umgeben von Palmen, Wäldern, Reisfeldern, dem Meer und Backwaters. Jede Menge Flüsse und Seen, und das natürlich -sorry, aber ich kann ja nichts dafür, dass ihr in Deutschland seid ;)- bei um die 30°. Ein schönes Gasthaus hatte ich direkt gefunden. Bei der Ankunft am Bahnhof wurde ich direkt von jemandem angelabert, der sich als hilfreich rausgestellt hat. Nach der Preisverhandlung hat er mich tatsächlich mit seinem Motorrad mitgenommen… meinen Fotorucksack hatte er am Bauch hängen und ich hatte den Monstertrackingrucksack auf dem Rücken. Da das Gleichgewicht zu halten und von meinem treuen Freund auf dem Rücken nicht gegen den Vordermann oder auch von ihm weg gedrückt zu werden, nicht leicht. Hat der Typ wohl gemerkt und mich ins Tuktuk verfrachtet. Direkt an einem Teich gelegen, an dem Eisvögel (ich dachte immer, die gäbs irgendwo, wo es kälter ist…) ihr Glück versuchen und lauter andere Vögel um die Wette gesungen haben. Abends gab’s immer original indisches Essen von Mama 😉 also wirklich. Die Mutter vom Gasthausbesitzer durfte uns jeden Abend mit Parothas (teigfladen) und Curry beglücken. Sympathische Frau, auch wenn ich sie nie kennen gelernt habe. Ihr Essen reicht, um sie der Kategorie ‚dich mag ich‘ zuzuordnen.

Der Gasthausbesitzer selbst war ja eh einer. So’n Clicheeinder. Einer, der in irgendwelchen Hollywoodserien sehr gute Chancen hätte, als ‚der Inder‘ genommen zu werden. Zieht beim Sprechen die lustigsten Grimassen und lacht lustig. Ach ja, von mir war er total begeistert. Ich trinke nicht, rauche nicht und bin auch noch Vegetarier, und reise schon mit 18 Jahren alleine in Indien rum. Besser gehts also garnicht mehr, ich sei so ein gutes Mädchen, hat er den anderen Gästen ungefragt erzählt 😀 Ja, ja.

In dem kleinen Gasthaus herrschte Familienatmosphäre und es waren auch noch nur ausländische Touris da. Mal wieder schön, mit Ausländern zu reden. Dass ich Indien und viele seiner Einwohner mag, ist klar. Aber ab und zu mal mit Leuten zu kommunizieren, die anders verkorkste Weltbilder und Lebensphilosophien haben, ist auch ganz nett. Mädels aus Israel (2 von ihnen hatte ich beim Kochkurs kennen gelernt), ein Ehepaar aus Canada, Vater und Sohn aus England und Niki und Ela aus München. Ja, ich habe tatsächlich Deutsche kennen gelernt! Und dann auch noch sympathische 😉 Ela ist Köchin und Niki Gemüsegärntnerin, sie sind beide total lieb und jetzt 2 Monate in Indien unterwegs. Da kackt auf einmal ein Vogel voll in Nikis Gesicht – und sie fängt einfach an zu lachen 😀 Und als sie ein Foto mit der Kamera eines Typen, der sich neben Ela gestellt hat, machen sollte, hat sie nur den Typen fotografiert, von Ela keine Spur 😉  sie hatte nämlich nein gesagt. Wir haben uns zusammen einen Tag ein Hausboot gemietet, sind durch die Backwaters getuckert und haben uns bekochen lassen. Kurze Zeit waren wir sogar einer echten Gefahr ausgesetzt: Da hat mich der Steuermann lenken lassen 😉 Nee, so schnell waren wir nicht, dass ich hätte großen Mist verzapfen können. Habe meine Aufgabe gewissenhaft ausgeführt 😉

Und schließlich habe ich mich den beiden angeschlossen und reise jetzt mit ihnen weiter 🙂

Erst waren wir 2 Tage in Ooty. Eine sehr sehenswerte Stadt! In den Bergen war es zwar ganz schön kalt, aber auf der Weiterfahrt kamen wir an jeder Menge Teeplantagen vorbei, und generell war die Aussicht einfach traumhaft 🙂 ja, da solltet ihr euch tatsächlich überlegen, ob ihr wirklich in Deutschland überwintern wollt…

Naja, DER Grund schlecht hin, einmal in seinem Leben nach Ooty zu reisen ist, dass es an jeder Ecke Shops mit handmade chocolate gibt 🙂

***SCHOKOLADE*** ->natürlich auch vegane 🙂

Zum Beispiel mit gerösteten Cashewkernen… was ein Genuss! Ok, ehrlich gesagt besteht auch die sehr unwahrscheinliche Möglichkeit, dass der Schokolade das Attribut ‚himmlisch‘ eher nicht gerecht wird. ABER. Ich bin jetzt seit über 2 Monaten auf Entzug. Gut, mit einer Ausnahme, als Mama, Papa, Tim, Nitin, Milli und ihre 2 Schwestern und natürlich ich in Varanasi die weltbesten Chocomomos gegessen haben. Aber es war Schokosauce in Nudelteig jnd zählt damit nicht zur Schokolade 😉

Also, wer in Südindien ist: fahrt die Strecke von Ooty nach Mysore mit dem Bus und nehmt euch einen ordentlichen Schokoladenvorrat mit. Aber esst ihn nicht im Bus. Esst garnichts im Bus. Könnte sein, dass der Magen plötzlich das Bedürfnis bekommt, zu fasten, zu entschlacken und alles irgendwie rauszubefördern. Genießt einfach die Aussicht 🙂

So, ich melde mich bald wieder!

Bis demnächst 🙂

20150204_162504 im botanischen Garten20150131_101008 in Alleppey: die Backwaters20150207_155857 auf einem kleinen Markt in Mysore20150207_164406 der Palast in Mysore