Freundlich sein wird überbewertet. Und: Bollywood, da bin ich!

Worüber ich dieses mal schreibe, habe ich eben im Bus nachgedacht. Bus fahren mag ich ja 🙂 man sitzt ewig da und betrachtet die Landschaft. Hat was Beruhigendes. Ich ’nutze‘ die Zeit (heute 6 Stunden) zum nachdenken und singen (im Bus ist es so laut, dass mich hoffentlich niemand hört).

Heute bzw die Tage ist mir aufgefallen, wie unfreundlich ich geworden bin. Bemerkt habe ich das nur, weil ich immernoch mit Niki und Ela reise und die zu jedem Rikshafahrer, der gerade versucht uns abzuzocken, freundlich sind. Das klingt jetzt wahrscheinlich komisch -ich meine, warum sollte man nicht auch zu Rikshafahrern freundlich sein?- aber Freundlichkeit ist bei etwa 99,9% der Rikshafahrer fehl am Platz. Kann sein, dass ich mich mit der Zeit schon zu sehr dem ‚indischen Verhalten‘ angepasst habe… und damit auch die Freundlichkeit zu so manchen Leuten flöten gegangen ist. Ach, da fällt mir ein, dass ich leider schon ewig nicht mehr Flöte gespielt habe. Meine Flöten sind in Varanasi. Ich vermisse sie!

Aber nochmal zurück zur schwindenden Freundlichkeit. Erstmal solltet ihr als Hintergrundwissen im Kopf behalten, dass sich in vielen (Touristen-) Orten die Rikshafahrer zusammengeschlossen haben und der Grund dafür sind, dass Busbahnhöfe ausserhalb jeglicher Zivilisation sind. Gut, das ist übertrieben. Aber teilweise ist es tatsächlich so, dass keine Busse zu Touriattraktionen fahren und man auf die Riksha angewiesen ist, weil sich die Rikshafahrer da zu sehr engangiert haben. Und dann kostet der Kilometer statt den normalen 10-15Rs halt >80Rs.

So und jetzt versuch mal, einem Rikshafahrer den Preis zu drücken, mit „ach, das ist aber teuer. Geht das nicht etwas günstiger?“. Genau. Die fangen da nur an, zu lachen und erzählen etwas von „this is no tourist price, madame“.

Nächstes Szenario. In Hampi kann man nur auf die andere Flussseite, indem man für 10Rs mit einem kleinen Motorboot fährt (oder eine 20km Fußmarsch über die nächste Brücke auf sich nimmt). Am Ufer warten mindestens 10 Rikshafahrer und Stadtplanverkäufer, die kaum einen Fluchtweg freihalten. Ein „nein danke, vielleicht ein andermal“ übersetzen sie sich in „oh ja, ich möchte gleich was bei dir kaufen“ und dann hat man sie ewig an der Backe. Und glaubt mir, das will niemand, dem nicht vollkommen egal ist, ob er jetzt was kauft oder nicht und zu welchem Preis.

Nächste Situation. Im Nachtzug haben wir 3 noch 2 Plätze im Sleeperwagon (billigste Kategorie mit Liegemöglichkeit) bekommen. Niki und Ela teilen sich einen Platz und ich habe einen. 2 Stationen habe ich den für mich alleine, denn dann kommt ein Mann, der behauptet, der Platz wäre seiner. Als der Schaffner kommt, stellt sich raus, dass der Platz doppelt belegt wurde und wir uns den wirklich nicht großen Schlafplatz teilen müssen. Der Mann legt sich woanders hin und tauscht später mit dem, dessen Platz er da geklaut hat. Also habe ich wieder jemanden -männlich- an der Backe. Gut, dass ich früher eingestiegen bin, so bleibe ich auf dem Platz sitzen und stelle klar, dass ich diesen Platz garantiert nicht mit einem Mann teilen werde. Und irgendwie regelt er das mit seinem Tauschpartner, der sich dann wahrscheinlich mit jemandem aus seiner Familie einen Platz geteilt hat. Theiretisch hatten wir beide das Recht auf den Platz. Am nächsten Morgen unterhalte ich mich mit John aus Neuseeland, der im gleichen Abteil gereist ist und den Trubel wohl beobachtet hat. Ihm ist klar, dass ich schon länger hier bin, meint er, das hätte er daran gesehen, wie ich mit den Indern gesprochen habe. Selbstbewusst und stur. So muss man sein. Und wenn man als Frau, dazu auch noch sehr jung, so mit Männern spricht, kommt man an sein Ziel. Ich jedenfalls 😉 Ich glaube, bei ca. 90% der Fälle bin ich die erste jüngere Frau, die es wagt, so mit ihnen zu reden. Und so komme ich vermutlich nur durch, weil sie baff sind, da es sonst nie vorkommt. Immerhin sind die Frauen mit abnehmendem Alter ganz unten in jeglicher Rangordnug (alter Mann-junger Mann-alte Frau-junge Frau).

Oh, ich Männerschreck 😀

Ich hoffe, ich gewöhne mir in Deutschland das Freundlichsein schnell wieder an 😉

Wobei es hier ja auch Ausnahmen gibt. Leute, von denen man abhängig ist, zu denen sollte man nett sein. Zum Beispiel Hotelfuzzis, die einem mitten in der Nacht kein Zimmer geben wollen. Aus Angst, ich nehme einen (oder auch mehrere. Der indischen Fantasie sind da garkeine Grenzen gesetzt) Inder mit aufs Zimmer. Ich sag euch, manchmal ist es echt nicht leicht, noch nett zu denen zu sein.

Andere Ausnahmen sind Polizisten. Die können einem immer behilflich sein, also besser lieb sein. Und der Service im Restaurant. Normalerweise bekommt man bei den Thalis (Chapati und Reis mit Curry, Sauce und etwas Gemüse) so lange Nachschlag auf die Beilagen, bis man satt ist. Und in Deutschland ist meine Hauptspeise das Gemüse. Hier ist es immer nur kleine Beilage, deshalb bestelle ich jede Menge davon nach.

Wieder mal gehts um die Männer. Mir ist nämlich nochwas aufgefallen. Niki beschwert sich ständig über Typen, die uns anstarren. Nicht zu Unrecht, aber ich bemerke die mittlerweile schon garnicht mehr. Und wenn, ignorier ich es. Was mich immer wieder fasziniert, ist die Tatsache, dass es da überhaupt kein Schamgefühl gibt. Dass das Gaffen nicht einmal ansatzweise versucht wird, zu verstecken. Nö. Als wir an einen See gefahren sind, haben wir uns eine Stelle etwas abseits anderer Touris gesucht. In den See gehen nur ausländische Touris baden und die Freizeitbeschäftigung jeder Menge Inder ist es, in Gruppen Frauen zu finden, die sie beim Baden und beim Relaxen beobachten können. Da waren zum Beispiel 2 Russinnen in Bikini mit ihren 2 Freunden, und 2m dahinter auf einem Stein sitzen 2 Inder und gaffen einfach nur. Später, als sich welche bei uns zum lunch niedergelassen haben und ich auf Suche nach einer Alternative gegangen bin, habe ich die Gruppe inclusive der Gaffer an einer anderen Stelle wieder gefunden. Die sind denen einfach hinterher.

Sowas würde mich natürlich schon so stören, dass ich das nicht einfach ignorieren könnte. Aber ich laufe deswegen eben nirgends im Bikini, kurzer Hose oder Top rum. Bei mir gibts nichts zu sehen 😉 Sich darüber aufzuregen, dass man im Zug und Bus permanent angestarrt wird, bringt einem ja auch nichts. Also ignorieren und wenn’s schlimmer wird, weggehen. Was zu sagen, bringt nichts.

 

Heute, 14.2. ist übrigens halbes Jubiläum 😀 vor genau 6 Monaten bin ich in Delhi angekommen 🙂

Und, das wussten wir nicht, heute wird in Panaji Carneval gefeiert. Verkleiden tut sich niemand, aber es gibt einen großen Umzug und Leute, die Perücken verkaufen. Der Umzug hier ist etwas anders. Es sind Wagen mit lauter Musik und Leuten, die drin sitzen und winken und anderen, die dahinter tanzen. Aber was mir hier besser gefällt ist, dass die einzelnen Wagen politische Aussagen haben. Zum Beispiel, dass die Tiger geschützt, weibliche Föten nicht abgetrieben, der Drogenkonsum eingestellt werden soll und teilweise war Werbung für Schnaps dabei (das gehört jetzt nicht mehr zu dem Teil, den ich gut fand 😉 ).

Heute morgen waren wir noch in Old Goa und haben uns Kirchen angeschaut. Darunter die größte Kathedrale Asiens 🙂 (Goa war portugiesische Kolonie, daher das Christentum). In Panjim sehen manche Strassen auch eher so aus, als wären sie in Portugal.

Es gibt übrigens coole Neuigkeiten:

Morgen werde ich am Set eines Bollywoodfilms dabei sein, und als Statist mitwirken 😀 das beste ist ja, dass ich für den Spaß auch noch bezahlt werde 😉 also 7€ für 10 Stunden „Arbeit“ 😀

ja, ich bin schon echt aufgeregt und freue mich total 🙂 ob es daran liegt weiß ich nicht, aber heute bin ich 2x gegen eine Wand gelaufen und hab einmal das Gleichgewicht verloren, sodass ich gegdn eine Blechwand auf dem Markt gekippt bin… die irgendwie das Bedürfnis hatte, mir aus dem Weg zu gehen 😉 aber dank eines netten Chinesen habe ich überlebt 😉 nee quatsch, aber ich hätte eine riesen Wand umgeworfen, wenn er mich nicht am Arm zurück gezogen hätte 😀

ich zerstörerin!

Und dann habe ich beim Trinken beinahe die ganze Flasche auf den Boden und mein T-Shirt vergossen. Der Asphalt sah so durstig aus. Und ich habe doch ein Herz für Asphalt. Auch wenn ich heute auch noch 5x gestolpert oder umgeknickt bin.

Mir gehts gut. Will ich da nur mal festhalten. Ich glaube man kann sagen, je tollpatschiger, desto besser gehts mir.

 

Also ihr da draußen! Ach ja, ich bin jetzt übrigens in Mumbai. Am Samstag gehts zurück nach Varanasi. 30Stunden. Yeah!

Bis bald 🙂

 

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