Chaos und Glück

Zur Schule gehört ein Schulhund. Und er hat Welpen! 5 kleine tollpatschige 4beiner tapsen auf dem Schuldach rum-ist das nicht süß?! Ich mach demnächst Bilder von ihnen 🙂

Auf dem Schuldach ist mein Lieblingsplatz. Also abends, wenn die Sonne untergegangen ist und ich nicht vor mich hinbrutzle (ist das über haupt ein Wort? Und wenn ja, wie wird es geschrieben?). Dann setze ich mich auf die Mauer und beobachte das Treiben auf der Strasse. Keine Ahnung, warum, aber es hat eine beruhigende Wirkung. Zu beobachten, in welchem Chaos ich gelandet bin. Und dass dieses systemlose Chaos auch noch funktioniert 🙂 Also meistens jedenfalls… Undenkbar in Deutschland. Ein „Verkehrssystem“ ohne Ampeln, ohne Verkehrsschilder, mit nur einem einzigen Gebot: wer am lautesten, ausdauerndsten und aufdringlichsten hupt, hat Vorfahrt. Klingt erstmal nicht so kompliziert. Ist es auch nicht. Man stürzt sich rein ins Chaos und kommt irgendwann irgendwo irgendwie wieder raus. Gut, es war schon ein paar mal knapp, da hat eine Riksha meinen Sonnenschirm mitgerissen, vor einem Motorrad musste ich in den Graben flüchten und ich wurde von einer Kuh gegen ein Motorrad gepresst. Die weiss anscheinend, dass sie heilig ist. Der Weg war nämlich breit genug für uns beide. Und man meint ja, eine Kuh könne ein paar cm ausweichen, wenn sie jemandem begegnet. Nö. Der Schwächere gibt nach 😉 Mit Kühen hab ichs ja im Moment. Beste Freunde werden wir wohl in nächster Zeit nicht. Mit den Affen könnte das schon eher was werden. Diese Nacht schlaf in wieder auf dem Dach, mal sehe, wie sich da unsere Beziehung entwickelt 😀

Aber nochmal zurück zum Verkehr 🙂 die Schule ist zu Fuß 30 min. vom Gasthaus entfernt, je nachdem wie heiß es ist oder wie motiviert zur sportlichen Tätigkeit ich bin, Laufe ich oder nehme für 25ct eine Riksha. Und ja, bei 36 Grad 30 min zu laufen, kann man als Sport bezeichnen. Dazu kommt ja noch, dass man alle 10m jemanden abwimmeln muss, der einem in der Riksha fahren will, oder der einem zu seinem Shop führen, wo es genau die gleichen Klamotten gibt, die ich habe, und das nur für 1,20€ pro Stück. Nicht unbedingt verlockend. Weil die Klamotten, die ich gekauft habe alles verfärbt haben und sich schon fleißig auflösen 😀 Außerdem muss man darauf achten, sich nicht in einer Schnur von einem kaputten Drachen zu verfangen (Inder lieben es, Drachen steigen zu lassen) , nicht in Müll zu treten, keinen Kuhfladen zu erwischen und nebenbei weder von einem Fahrrad, einer Fahrradriksha, Motorriksha, einem Motorrad oder einer Kuh überfahren zu werden. Oder totgetrampelt. Wie gesagt, ich habs nicht so mit Kühen. Ich finde das verdient die Bezeichnung Hochleistungssport. Außerdem ist das der Beweis für die Multitaskingfähigkeit der Menschen. Nicht für meine, aber die der meisten Inder. Immerhin gibt es jede Menge von ihnen, also müssen sie in dem Chaos zurechtfinden.

Mein Verhältnis zu Affen bleibt weiterhin angespannt. Diese Nacht habe ich wieder auf dem Dach geschlafen, weil es hier so schön kühl und windig ist. Ich kann es kaum glauben, aber mir war tatsächlich kalt. KALT. In Indien. Das muss ich erstmal verdauen. Wegen der Kälte konnte ich nur 2 Stunden schlafen. Dabei is doch Sonntag! Der einzig freie Tag in der Woche. Ich wollte mindestehns 10 Stunden schlafen. Und jetzt liege ich morgens um 6:15Uhr auf dem Bett und schreibe. Ich sag ja, seit ich hier bin, bin ich komisch. Ich liege also seit 4Uhr (!!!) morgens wach und beobachte den Sonnenaufgang. Und gerade, als die Sonne tatsächlich aufgeht und ich Bilder machen will kommen die Affen. War ja klar. Die sind bei mir jetzt auch unten durch.

Aber es war trotzdem wunderschön auf dem Dach. Planänderung, das Dach vom Gasthaus ist mein neuer Lieblingsplatz. Einfach nur in den Sternenhimmel zu schauen und sich dabei glücklich und frei fühlen. Das ist toll! Obwohl ich nicht wirklich geschlafen habe war ich glücklich. Und das soll was heißen, immerhin bin ich ohne Schlaf im Normalfall der am schlechtesten gelaunte Mensch des Universums. Indien macht irgendwas mit mir. Keine Ahnung, was, aber ich schwöre, ich habe keine der häufigeren Drogenangebote angenommen. Ich glaub ic muss mir Sorgen machen, dass ich schon öfters angesprochen wurde… Vielleicht liegt mein Stimmungshoch auch einfach nur daran, dass ich freiwillig hier bin, ohne Druck oder Zwang vor mich hin existiere und  zu nichts verpflichtet bin. Da macht das Leben doch gleich viel mehr Spass! Was noch toll ist: ich möchte Oreo danken. Auf Oreo ist Verlass. Ich musste zwar 7 Minikioskbesitzer befragen, bis ich die Keksebekommen habe, aber sie sind da! Kekse, die schmecken und auch noch vegan sind! Und sie kosten weniger als 50ct 😀

So, jetzt legte ich mich doch nochmal schlafen.

Bis bald 🙂

Julia

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