Von ‚Werbung‘ für Jesus und anderen Kuriositäten

Und wieder sitze ich im Bus, auf dem Weg nach Kochi. Eine Woche in Kumily am Nationalpark sind ganz schön schnell vergangen. Eine Safari habe ich gemacht. Gestern. Wobei das nicht eine ’normale‘ Safari war, ich saß nicht mit in Trekkingklamotten und Socken in Sandalen gekleideten Europäern in einem Jeep, die Kamera jeder Zeit dazu bereit, die erhofften Wildtiere abzulichten. Wir sind auch nicht durch den Nationalpark gefahren.

Tatsächlich sah es so aus, dass Ferteesh (oder so ähnlich) mich mit seinem Motorrad zum Wochrnmarkt irgendwo im Nachbarstaat mitgenommen hat und dazu einen Umweg über ein paar Plantagen gefahren ist.

Definitif mehr Safari, als die der Trekkingklamotten und Socken in Sandalen -träger. Erst ging es auf Feldwegen an verschiedenen Kokosnuss-, Bananen- und Korianderplantagen vorbei. Wobei der Begriff Feldweg hier seinem Namen eher gerecht wird, als in Deutschland. Feldweg bedeutet in etwa, dass zwischen den Feldern etwa 1,5m Platz war, auf dem die Erde nicht bepflanzt ist. Keine Ahnung, wie diese ‚Wege‘ ihre Form bekommen haben, aber anscheinend war noch niemand motiviert genug, diesen Platz wenigstens grundsätzlich zu plätten. Oder auch befahrbar zu machen. Immerhin waren viele dieser Wege auch Zufahrten zu kleinen Häusern. Hügellandschaft in Miniversion, über die wir da mit dem Motorrad gefahren sind. Ich mit einer Hand am Motorrad festhaltend, um nicht runterkatapultiert zu werden, die andere mit der Kamera vorm Gesicht. Am Anfang hielten wir an manchen Bäumen, da habe ich zum ersten mal sowas wie Baumwollbäume, Dattelbäume, Cashewkernbäume und einen -ich nenne ihn den Tarzanbaum, weil von den Ästen Wurzeln runterhingen, die teilweise noch nicht auf den Boden reichten und damit ganz klar tarzantauglich waren. 🙂

Auf einmal macht Ferteesh einen großen Schlänker und stammelt irgendwas von einer Schlange, die sich gerade vor dem Motorrad aufgestellt hat und wohl recht groß und damit schreckdnserregend war. Hab ich leider -oder zum Glück- nicht gesehen. Die Landschaft ist einfach nur wundervoll. Riesige Reisfelder, anschließend Bananen- und Kokosnussplantagen.

Am Wegesrand steht ein alter Mann mit Fahrrad und einem Strauss Bananen und hält uns an. Er habe versucht, die Bananen mit dem Fahrrad nach Hause zu transportieren, aber sie fallen ständig runter und jetzt bleibe er halt stehen und verschenke seine Bananen an Leute, die zufällig vorbei kommen. Wir sollen welche mitnehmen, er will nichts dafür haben. Und das, trotz mir Ausländerin, bei der doch garantiert was zu holen ist. Echt nett! Bedankt und weiter gefahren. Eher geholpert. Entlang an einem Bach, der wohl noch sauberes Wasser enthalte, wo manche baden, Frauen Wäsche waschen und so manch ein Buffalo gebadet wird. Und wieder sehe ich jemanden, der mit seiner Kuh Gassi geht.

Wieder so ein Anblick, bei dem meine Mundwinkel das starke Bedürfnis haben, sich der Erdanziehungskraft entgegenzusetzen 🙂

Da fällt mir ein. Hier im Ort habe ich keine einzige Kuh gesehen. Habe natürlich direkt gefragt, wo denn bitte die Kühe seien. Einfache Antwort. ‚In the houses.‘ 😀 im ersten Augenblick dachte ich wirklich, dass die Südinder spinnen und ihre Kühe als Haustiere im Haus halten. Hab ich erzählt, dass die Kinder in der Schule auf die Frage, welche Tiere der Kategorie Haustier zuzuordnen sind, Kuh geantwortet haben? Aber nee, mit Häusern werden wohl Ställe gemeint sein.

Apropos Kinder. Habe mir gestern abend Bilder von den Kids angeschaut. Meinen Kindern. Musste echt weinen. Vermisse diese verrückte Bande.

Naja, bald sehe ich sie wieder 🙂 Da freue ich mich drauf!

Indien ist ein besonderes Land. Ein eigenartiges. Ich fahre durch die Berge und da stehen Schilder, die der Grund dafür sind, dass hier noch mehr gehupt wird. Vor jeder Kurve -man bemerke, dass es Kilometerlang nur über Pässe geht. Diese sympathischen Straßen, die alle 10m eine Kurve haben. Die Strassen sind eng, da wirds schon mal knapp, wenn 2 Autos oder Busse gleichzeitig entgegengesetzter Richtung um die Kurve fahren. vor allem, weil man grundsätzlich nicht auf seiner Spur bleibt. Deshalb hupen. Um andere vorzuwarnen und vielleicht auch zu verscheuchen. Letztens bin ich an einem Schild vorbeigefahren, auf dem stand, dass man doch bitte nicht an den Wegrand pinkeln soll.

Der Bus ist witzig. Er ist echt modern, die Sitze sind bequem. Es läuft Musik, die irgendwie nur hierher passt, vorne hängt ein Bild von Jesus, dessen Rahmen wie Leutreklame rot, gelb und grün blinkt. Und es hängen Plastikblumengirlanden bor der Windschutzscheibe. Der Busfahrer passt auch ins Bild, hat die Frisur eines Clownes mit 3/4-Glatze. Fehlt nur noch die Nase.

Oh und ferade läuft ein Lied, was zu Fasching passt. Oder auch der Volksmusik zugeordnet werden könnte 😀

Neben mir sitzt eine Inderin, die mir beim Einsteigen den Platz neben sich angeboten hat. Wo der Bus noch fast leer war. Sie lächelt lieb 🙂 Und weil die Sitze so klein sind, kuscheln wir schon seit ein paar Stunden miteinander.

Gerade stehen wir. Also der Bus steht. Haben einen entgegen kommenden Jeep gestreift, oder er uns. Das oder was weiß ich was, haben der Bus- und Jeepfahrer 40min lang ausdiskutiert. Jetzt gehts aber zum Glück weiter.

Ich bin müde. Habe es tatsächlich geschafft, während der Fahrt einzuschlafen. Obwohl ich alle paar Sekunden zwischen Armlehne und meiner netten Sitznachbstin hin- und hergeworfen werde. Und da ist ja auch noch die Hupe, der das Wort sanft sicher nicht zugeschrieben werden kann.

 

Müde bin ich, weil ich diese Nacht zu kurz geschlafen habe. Liegt zum Einen daran, dass ich gestern abend bis halb 10 mit Ferteesh auf dem Motorrad unterwegs war- davon hatte ich tatsächlich Muskelkater unf gefühlte Prellungen am Poo. Der Fahrtwind hat echt müde gemacht und am Ende haben er und 2 Freunde mich noch mit ins Kino genommen. Und indische Kinofilme dauern mindestens 3 Stunden. Obwohl ich kein Wort verstanden habe (ab und zu haben sie mal einen Satz auf englisch gesagt, aber das war auch schon alles), habe ich den Film verstanden. War ein komischer Film. Aber es war ein ‚echter‘ Bollywoodfilm. Einer, in dem Tanzen und Kämpfen Pflicht ist. Mit DEM Thema schlechthin, natürlich der Liebe und den Motiven Neid und Eifersucht.

Kurze Zusammenfassung:

Eine Schauspielerin, die Werbefilme dreht, wird von ihrem Kollegen aus Neid (sie will nicht mit ihm schlafen) von der Bildfläche verdrängt. Daraufhin wendet sie sich an den Bodybuildermeister der Region (der in sie verliebt ist), gemeinsam werden sie die gefragtesten Werbeschauspieler. Anfangs nutzt sie ihn für die Karriere aus, später verliebt sis sich in ihn. Mit der Zeit sammeln sich mehrere Leute an, die aus verschiedenen Gründen neidisch auf das Team sind. Sie schließen sich zusammen und infizieren ihn mit Influenzaviren an, wodurch er krüppelig und verunstaltet wird und sich aus seinem bisherigen Leben zurückzieht. Als er herausfindet, wer für sein Leiden verantwortlich ist, rächt er sich an jedem von ihnen, indem er sie mit irgendeiner schrecklichen Krankheit infiziert.

Schließlich entführt er seine Geliebte, die ihn nicht mehr erkannt hat, sie erkennt ihn dann und hilft ihm, wieder gesund zu werden.

Am Ende sind die beiden wieder ein Paar u d er ist fast wiederhergestellt.

Scheiß Film, finde ich. Wurde aber zum Glück nicht nach meiner Meinung gefragt.

Was für eine Message steckt dahinter? Soll eine Botschaft sein, sich an seinen Feinden genau so schlimm oder teilweise noch schlimmer zu rächen?

Meiner Meinung nach Schrott.

Aber ich wollte ja ins Kino und ich wollte auch einen Bollywoodfilm sehen.

Im Kino war es ja auch nett. Etwa 20% der Plätze waren belegt, man hatte freie Sitzwahl. Ich lenke uns zu Plätzen schön mittig vor der Leinwand, und da kommt ein Typ und meint einfach, das wären Männerplätze. Und das meinte er auch noch ernst. Ich könne mich da an den Rand setzen. Wenigstens sind die anderen mitgekommen. 80%. 80% der Sitze waren frei. Natürlich blieben die Männersitzplätze, die ich für uns ausgesucht hatte, frei. Genau wie der Rest der 80%. Was für ein Mist.

Naja, kommen wir nochmal zu was schönem. Ich habe im Nationalpark eine kleine Raftingtour mitgemacht. Heißt wandern, Floß fahren, Lunch, Floßfahrt, wandern. Ich kann mich glücklich schätzen, wir haben 2 Elefantenherden und ein paar einzelne Tiere gesehen. Aus sicherer Entfernung. Am Tag, als ich angekommen bin, wurden nämlich 2 nordindische Touristen von einem Elefanten getötet. Angeblich (habe mehrere Stories gehört, aber die scheint vertrauenswürdig) war in der Herde ein Neugeborenes und die Touristen haben sich auf 20m genähert und mit Blitz fotografiert. Wir blieben bei (von mir geschätzten) 300m Entfernung.

Außerdem haben wir frische Kratz- und Fußspuren von einem Tiger entdeckt, ein paar Affen gesehen (für mich fast spektakulärer als die Elefanten, obwohl auch in Varanasi Affen sind.), einen Hirsch und ein paar Vögel.

Ich habe eine Teeplantage und -fabrik gesehen, war in einem Gewürzgarten -echt interessant. Dann steht da einfach ein Schokoladenbaum rum. Also ein Kakaobaum natürlich. Oder wie der sich nennt. Und Zimtbäume. Koriander, Nelken, irgendwelche Ayurvedagewächse und so coole Sachen. Und ich bin bei 2 Aussichtspunkten gewesen, von denen man eine phänomenale Aussicht über die Berge, Teile des Dschungels im Nationalpark und das Gelände mit all seinen Plantagen hatte.

War toll 🙂

Achja, ich habe einen Kochkurs mitgemacht. Theoretisch kann ich jetzt Chilichutney, Kokosnussreis, Dal, eine Art Bratkartoffeln und Reisnudeln kochen 🙂 nur das mit den Rezepten ist so eine Sache. Das wurde uns etwas chaotisch gesagt… Also mal sehen, wie es dann praktisch aussieht, wenn ich mich in Deutschland daran probiere 😉

Uuuuund…. tata! Ich habe mich massieren lassen 🙂 90min Massage ist was Schönes 🙂

Nur waren meine Haare noch am Tag später trotz Extraportion Shampoo ziemlich fettig. Aber das Opfer geht man ja ein. Für eine 90min Massage 🙂

So, jetzt bin ich in Kochi angekommen. Wieder waren alle Hotels voll -von wegen!- oder viel zu teuer aber ich habe doch noch ein Zimmer bekommen. Morgen suche ich was anderes, zur Not fahre ich in die nächste Stadt. Sieht aus, als wäre das hier eine Großstadt, ich fühle mich in kleineren Orten wohler. Aber mal sehen.

So, gehe jetzt schlafen.

Tschüß! 😀

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert