Zug fahren ist schön

Und nun sitze uch hier am Fenster, in einem Zug zurüch Mamallapuram. Also Mahabalipuram. Glaube ich jedenfalls. Heute Morgen bin ich zum Bahnhof gelaufen, um ein Zugticket nach Madurai zu kaufen. Heute fahren aber keine Züge nach Madurai, ich solle nach Mamallapuram fahren (entgegengesetzte Richtung) und dort in einen Zug umsteigen, der nach Madurai fährt. Dabei komme ich auch an Trichy vorbei, also habe uch erstmal ein Ticket zu der Tempelstadt gekauft und werde da übernachten.

Eben, um mich nochmal zu vergewisern, dass ich das richtig verstanden habe, frage ich die Ticketverkäufer, ob es stimmt, dass ich in Mahabalipuram umsteigen muss. Nein, nein heißt es da, der Zug nach Trichy führe (mal wieder so eine wundervolle Konkunktivform) von Mamallapuram aus. Mamallapuram ist der alte Name für Mahabalipuram. Warum haben indische Städte oft mehr als einen Namen? Wirklich sicher bin ich mir nicht, dass ich jetzt gerade richtig in diesem Zug sitze, und dass von dort auch tatsächlich der Zug nach Trichy fährt. Aber Mamallapuram hat mir ja gut gefallen, falls also kein Zug mehr fährt, bleibe ich halt noch einen Tag.

Bis jetzt habe ich in Indien 7 verschiedene Städte gesehen und alle sind unterschiedlich. Delhi als Großstadt ist Chennai zwar ähnlich, wobei Delhi irgendwie mehr Charakter hat. Es ist grün, gibt viele Parkanlagen und Bäume. 🙂 ja, meine in Varanasi so sehr vermissten Bäume 🙂 Die Städte am Strand kann man auch miteinander vergleichen. Aber Varanasi? Nee. Varanasi, Banaras oder Benares ist eigenwillig. Die kleinen, verwinkelten Gassen, die Kühe, die sich an deren engsten Gassen wohl immer am wohlsten fühlen, die Verkäufer, die einen alle paar Meter auflauern und immer wieder die gleichen Geschichten auftischen. Und nicht zu vergessen der Ganges. Im Gesamtbild so ganz anders, als alles andere, was ich bis jetzt gesehen habe. Es hat seinen eigenen Charme.

Hier ist es natürlich auch toll. Ich schaue aus dem Fenster und sehe Palmen, kleine Dörfer, Frauen, die auf Reisfeldern arbeiten, Berge, die ausehen, als hätte Gott mal eben ein paar Felsen zusammengekehrt und ein paar Bäume mitten reingesetzt. Die Kühe sind -natürlich- auch hier zu hause, Ziegen gibt es und kleine Seen. Vögel, die in den Reisfeldern nach Fischen suchen. Zwischendrin stehen kleine Hütten, die etwas besser in Schuss auch am Strand auf Mallorca stehen könnten. Mit Dächern aus getrockneten Palmzweigen.

Zum Thema Zweige. Fastfood -also zum Beispiel Reis oder irgendwas frittiertes- wird auf Zeitungspapier oder Bananenblättern verteilt. Also die riesen Blätter, die auf den Bäumen wachsen, wo auch Bananen hängen… Bananenbaum? 😀 Egal, jedenfalls werden die Blätter auch in Restaurants auf den Teller zugeschnitten und zwischen Teller und Speise gelegt. Oder man bekommt so ein Blatt an Stelle eines Tellers.

Gestern erst bin ich von Mamalipuram -der Ort, in den ich jetzt wieder fahre, um umzusteigen- abgereist. Nach Tiruvanamalai bin ich mit dem Bus gefahren, weil mir von anderen Touristen gesagt wurde, es sei dort so schön. Naja, es gibt sine große Tempelanlage, sonst hat der Ort nichts zu bieten. Den Tempel habe ich mir gesten schon angeschaut, also habe ich beschlossen, schon heute weiterzufahren. Ich hatte ein günstiges Hotel gefunden (pro Nacht nur 2,50€), aber die Nacht darin war nicht so genial… Damit, dass es kein westliches Klo, sondern nur ein Stehklo gab und das Badezimmer sonst nur 3 Wasserhähne auf Kniehöhe hatte, konnte ich leben. Aber es gab kleine Löcher in der Mauer, die meine besten Freunde, die Mücken geradezu eingeladen haben. Normalerweise wäre auch das nicht so tragisch, weil mich Mücken immer nur an den Armen, Händen, Beinen und Füßen stechen, mit Vorliebe an Gelenken. Da hatte ich mich mit meiner indischen Lieblingscreme, Odomos eingecremt. Aber das waren keine normalen Mücken. Diese Killermücken haben mich dort gestochrn, wo anscheinend etwas weniger Creme drauf war, ausserdem an den Händen, am Hals und im Gesicht. Dazu muss man sagen, dass ich auch extra noch so einen Räucherkringel hatte, der Mücken vertreiben soll.

Ich bin nachts aufgewacht, weil diese verdammten Mückenstiche so unglaublich gejuckt haben und ich die Übeltäter ums Gesicht schwirren hören konnte. Einschlafen wird eh üverbewertet, dachten sich dann noch sämtliche Busse, LKWs, Autos und Motorräder auf der Strasse direkt am Hotel. Noch nie konnte ich so schlecht -also die meiste Zeit garnicht- schlafen.

Gerne würde ich jetzt schlafen. Aber ich weiß nicht, wo ich raus muss (bzw es stehen ja keine Ortsschilder am Bahnhof *doch. Hab welche entdeckt! Praktisch.) und ich habe zu viel Angst, dass mir was geklaut wird. Ausserdem ist es auch ganz schön, die Natur zu sehen. Ihr wisst ja, ich war 4 Monate auf Entzug 😉

Die Busfahrt gestern war wieder schön. Etwa 3,5 Stunden haben wir für die 180km gebraucht. Der erste Bus war fast leer, als wir losgefahren sind, füllte sich aber schnell. Dann musste ich umsteigen. Hatte natürlich keine Ahnung, von wo der nächste Bus fährt und welcher überhaupt der nächste ist. Das erste mal seit 5 Monaten ist es mir so gegangen, dass als ich jemanden gefragt habe, sich das Ehepaar von mir weg gedreht und mich ignoriert hat. Auch hat niemand gelächelt, am Busbahnhof wurde ich nur argwöhnisch begutachtet. Kein schönes Gefühl. Also bin ich weiter zur anderen Seite, da standen wenige Busse, deren Fahrgäste ich gefragt habe, ob der Bus mich zu meinem Ziel bringt, überall nur ein Nein. Bis mich 2 Männer gefragt haben, wo ich denn hinwolle. Einer von ihnen entpuppte sich als echt freundlich, kam mit mir zur richtigen Haltestelle. Da schienen die Leute freundlicher zu sein 🙂 Der Bus meines neuen Freundes kam nicht und er meinte, ich solle 2km weiter fahren, da könne ich in den richtigen Bus umsteigen. Er fuhr mit mir, zahlte sogar das Ticket (4Rs, 5ct) und zeigte mir den richtigen Bus. Echt nett!

Der Bus war schon voll, aber eine Familie (Mutter, Vater, Schwester, 2 Kinder) rückten in ihrer 3er-Reihe noch zusammen, sodass ich auch noch einen halben Platz hatte. Bei einer 3Stundenfahrt ganz angenehm, nicht stehen zu müssen. Der Mann wollte sogar erst aufstehen und mir seinen Platz überlassen. Aber das konnte ich nicht annehmen. Die Familie war christlich, die Schwester hatte ein Heft mit Psalmen (??? Es war auf tamil) dabei, las sie und betete im Bus und wollte wissen, ob ich auch jede Woche zur Kirche gehe. Sie wolle ab jetzt auch für mich beten (glaube ich, sie sprach quasi kein englisch sondern nur tamil, also nicht einmal hindi). Am Ende haben wir Adresse, Mail und Facebookprofilname ausgetauscht. Nicht, dass einer von ihnen eine Mailadresse hat oder in facebook ist, aber der Schwager des Mannes… 😉

An Weihnachten will ich ihnen eine Karte schicken.

So, es ist viertel vor 5, ich müsste gleich ankommen.

Es wurde 5 Uhr, aber wir waren nicht etwa in Mamallapuram, wo ich hätte umsteigen sollen, sondern in Villupuram. Habe meinen Sitznachbarn im Zug gefragt, ob es hier einen Zug nach Trichy gibt und er meinte ja, und ich solle am Ticketschalter fragen wann und von welchem Gleis. Also raus aus dem Zug und einen Schaffner am Bahnsteig gefragt-er meinte um viertel nach 6 würde ein Zug fahren. Perfekt, genau das hatte mein Ticketcerkäufer auch gesagt. Erstmal irgendwo hinsetzen mit dem ganzen Gepäck. Eine fast leere Wartehalle im Bahnhof mit Klimaanlage? Hallo, hier bin ich 🙂 Erst als ich schon 10min da saß, habe ich ein Schild entdeckt, demnach dieser Raum nur führ ‚higher classes‘ ist. Hab mich schon gewundert, warum die Leute lieber am Bahnsteig sitzen… Naja, der Raumhüter 😉 hat nichts gesagt, also einfach so tun, als dürfe ich hier sitzen. Hatte mit das günstigste gekauft.

Eine Stunde später trifft der Anschlusszug fast überpünktlich ein. Nur 5min Verspätung! Und rein in den schon ziemlich vollen Zug.

Ein paar wenige Sitzplätze sind frei, den nächst besten schnappe ich mir. Zusammen mit den zugehörigen paar Quadratzentimetern Platz für den Monsterrucksack. Meiner 🙂 Und da fällt meinem Sitznachbarn nichts besseres ein, als mir zu sagen, dass das reservierte Plätze sind. Ob ich denn auch die Nummer hätte. Weiß ich nicht, drücke ihm mein Ticket in die Hand. Leider habe ich keine Platzreservierung. Ich bedanke mich für die Auskunft und teil ihm mit, dass ich so lange hier sitzen bleibe, bis derjenige, dessem Platz ich da gerade geklaut habe, kommt. Innerhalb der nächsten 3 Stunden kam niemand zu mir, um sich zu beschweren. Es gab noch ein paar mehr Einzelplätze, die alle bis zum Ende frei blieben. Dabei gab es genug Leute, die standen. Als der Schaffner kam, bereitete mich mein netter Sitznachbar, der mir immer weniger Platz ließ, darauf vor, gleich den Platz verlassen zu müssen. Ich solle aber warten. Und dann, als meine Fahrkarte geprüft wurde, sagte mein Sitznachbar irgendwas nettes über mich zum Schaffner, sodass der mir die Karte wiedergab und sich um den Rest der Mitfahrer zu widmen.

Soso, bist du also doch ein netter 🙂

Seine Frau holt dann ihr Handy raus und schaut sich Videos an. Und was für ein Video fängt gerade an, als ich hinschaue? „German vs. Indian“!!! Sogar witzig. Kleine Wahrheiten, Unterschiede zwischen den Kulturen. Natürlich habe ich mir das Video schicken lassen. Versuche, es hochzuladen. Aber im Moment streikt es schon bei Bildern… vlt ist es ja in Youtube 🙂 werde es suchen.

Irgendwann ist das Ehepaar dann aus dem Zug ausgestiegen und es haben sich ein Mann und seine 2 Kinder neben mich gesetzt. Und da fing der Spaß an 🙂 im 6er neben ums kamen auch neue Leute dazu, alle neugierig. Kurze Zeit später fragte mich der neue Sitznachbar aus, forderte seinen 12jährigen Sohn auf, sich mit mir zu unterhalten und übersetzte den anderen 11 Interessierten und seiner Frau, die er extra herholte, was ich so sage. Der Junge war intelligent, erzählte mir etwas aus seiner Schule und so allgemeinen Kram in echt gutem englisch!

Es war schön, ich habe ihnen ein Bild von meiner Familie gezeigt und musste wieder die ganze Zeit grinsen 🙂

Das ist auch der kleinen Schwester (ca. 8) vom Jungen aufgefallen. Auf einmal sagt ihre Mutter mir nämlich, sie hätte festgestellt, dass ich die ganze Zeit lächel, aber ihre Mutter nicht. Die würde oft böse gucken und deshalb wolle das Mädchen lieber mit mir weiterreisen 🙂 süß!

Und dann waren wir schon in Trichy.

Der Bahnhof liegt zum Glück nicht ausserhalb der Stadt, es war nämlich schon nach 9. Das erstbeste Hotel gefunden, nach dem Preis gefragt-voll. Das nächste-voll. Das übernächste? Auch. So ging das mit 5 oder 6 Hotels. Komisch. Ich bin sicher, sie waren nichr voll. Aber warum bekomme ich dann kein Zimmer?

Ein Gast aus dem ersten Hotel bot mir seine Hilfe an. Er bestätigt meinen Verdacht, sagt das Hotel sei nicht voll. Das Probldm sei aber, dass ich alleine hier bin. Und sie wollen nicht, dass ich -ich sage mal Unsittliches- in ihrem Hotel treibe. Also was die für Vorstellungen haben. Und von Europäerinnen erwarten… Aber überrascht bin ich nicht, kenne die indische Einstellung und Vorstellung von Europäern ja mittlerweile. Ich wunder mich nur, dass sie deshalb auf Geld verzichten.

Naja, letztendlich habe ich doch noch ein Hotel gefunden. Habe jetzt ein Zimmer mit verschließbaren Fenstern und Badezimmerausstattung. Nur ohne Wasser. Das heißt, Wasser kommt nur aus dem Klo und einem Wasserhahn auf Kniehöhe. Ich solle 5min warten… 🙂 *es ging bis zum Ende nicht. Aus dem Duschkopf jam einmal Nieselregen. Das wars.

Geduscht habe ich also mit Hilfe eines Eimers Wasser. Geht auch.

Gehe jetzt schlafen. Wobei jetzt gestern heißt. Oder vorgestern. Je nachdem, wann ich mal wieder wifi habe.

Bis bald!

Julia

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