Namaste India!

Es geht wieder los. Es ist Donnerstag und ich mache mich auf den Weg zum Flughafen München. Den Weg teile ich mit einer Augsburgerin, die auf dem Weg in den Urlaub in der Türkei ist und einer pakistanischen Familie, die Heimatbesuch macht. Wir unterhalten uns alle gut. Eine sehr schöne und treffende Einleitung in eine Zeit, in der ich mich treiben lasse und gegenüber Austausch mit Fremden deutlich aufgeschlossener bin, als im Alltag. Ich reise wieder nach Indien. Priyanka heiratet und dieses Fest möchte ich mir nicht entgehen lassen!

Vor 10 Wochen bin ich erst aus Kasachstan zurückgekommen – einerseits gefühlt vor einem Monat, andererseits ist seitdem auch schon wieder viel passiert, sodass es doch auch irgendwo schon weit weg ist. Pläne ändern sich manchmal und in dem Fall hat der 2. Jobwechsel dieses Jahr auch einen Vorteil: es ermöglicht mir eine weitere Reise!

Die Securitymenschen am Flughafen sind ein bisschen überdreht, einer singt laut Jingle Bells und eine andere stellt Gästen, die nicht alle Regeln befolgen Quizze, bis diese rausfinden, was sie noch tun müssen.
<span;>Auf dem Weg zum Gate spricht mich ein Pilot an und fragt, wo ich hinfliege und wo ich her sei. Es stellt sich raus, dass er meinen Flug nach Cairo fliegen wird und sagt, wenn irgendwas sei, soll ich einfach nach Mustafa fragen, das sei er. Mustafa ist nett und wirkt kompetent. Da kann ich guten Gewissens einsteigen. Der Münchner Flughafen hat wohl aktuell etwas an sich, dass die Leute besonders freundlich macht.

In Cairo angekommen laufe ich wieder ein Stück neben Mustafa und (ich nehme an) seinem Copiloten. Sie fragen mich, wie ich den Flug fand und wünschen mir eine schöne Zeit in Delhi. Auch die Mitarbeiter hier sind gut drauf. Ich schaue, was es an Essen gibt und die Köche erklären mir übermotiviert, was sie alles für Pizzabeläge haben und ein anderer fordert mich fröhlich auf, an die Bar Platz zu nehmen. Wenn mit dem Anschlussflug jetzt auch noch alles klappt, könnte es garnicht besser laufen 🙂

Am Gate lerne ich Jane kennen. Sie kommt aus der Nähe von Düsseldorf, ist 29 Jahre alt und extrem aufgeregt – denn sie ist auf dem Weg zu ihrer Hochzeit. Raj wartet in Delhi auf sie und in 2 Wochen heiraten sie. Dass das Gate geändert wird und wir mindestens 4x vom Personal woanders hingeschickt werden, beruhigt sie nicht so sehr. Und dass dann endlich bei der Kontrolle am Gate ihr Ticket ein „no boarding allowed“ auf dem Display aufleuchten lässt, hat es auch nicht besser gemacht. Schließlich schaffen wir es aber ins Flugzeug und mit etwa einer Stunde Verspätung geht es dann los auf den nächsten Kontinent.

Noch vor der Landung in Delhi wird klar, was mit dem Smog gemeint ist. Erst etwa 10 m über der Landebahn kann ich diese sehen. Und beim Aussteigen riecht es etwas verbrannt. Gute Reisezeit. Ich nehme ein Taxi zur Wohnung eines Freundes von Micha und stelle mein Gepäck ab. Dann kommt eine Freundin vorbei, die mir das Gewand ihrer Schwester bringt, das ich als Hochzeitsoutfit ausleihen darf. Es passt überraschend gut und es ist nicht pink. Da die Leute hier dazu tendieren, mir rosa und pinke Sachen zu schenken, hätte es mich nicht groß gewundert, wenn ich ein pinkes Lehenga bekommen hätte 😀 <span;>Tatsächlich ist es sogar blau, eine meiner Lieblingsfarben. Da habe ich Glück.

Am Abend geht es weiter nach Varanasi, ich sammel noch ein wenig schlechtes Karma und nehme anstelle eines Nachtzuges einen Inlandsflug. Aufgrund von vielen Feiertagen gab es keine Fahrkarten mehr für den Zug. 800 km später komme ich mit Micha zusammen in Varanasi an und auch hier ist die Luft nicht merklich besser. Aber frische Luft kann ich ja auch in Augsburg atmen. Die ersten 2 Nächte schlafe ich in einem Zimmer in der Schule und am Sonntag ziehe ich um: zu Priyanka. Mit in ihr Zimmer, wir werden zusammen in ihrem Bett schlafen und was mich ja besonders ein paar Tage vor der Hochzeit stressen würde, findet sie gut, weil sie eh nicht gern allein schläft. Auf dem Weg von der Schule nehme ich eine Fahrradriksha und eine Straße vor der Kreuzung, an der ich eigentlich rausgelassen werden möchte, hat die Polizei eine Sperre eingerichtet und den Verkehr auf Fußgänger beschränkt. Als ich demnach absteige, kommt aber direkt ein Polizist zu mir und sagt, ich soll wieder aufsteigen. Dem Rikshafahrer sagt er, er solle durchfahren und wir müssen beide lachen. Da hat meine blasse Haut mal wieder einen Vorteil. Und wo ich es gerade von Vorteilen habe: der Smog ist für meine Haut tatsächlich garnicht schlecht, weil der UV-Index dermaßen niedrig ist, dass ich keine Sonnenmilch benötige! In Indien das Haus verlassen, ohne eingecremt zu sein – ein ganz neues Lebensgefühl!

Sanstag Mittag besuche ich das Lehrermeeting, um hallo zu sagen. Es wird unter anderem besprochen, dass die Kindergartenwand verputzt werden soll. Das machen ein paar Lehrerinnen mit 2 Klassen zusammen und ich werde direkt mit eingespannt. Dafür wird Kuhdung mit Lehm und Wasser vermischt und an die Wand geschmiert. Als dann noch vorgeschlagen wird, dass wir den Kuhdung eigentlich auch auf den Straßen einsammeln könnten, wird es den Lehrerinnen zu viel und es wird sich darauf geeinigt, den zu kaufen und liefern zu lassen. In so einem Moment hätte ich in Deutschland wohl gesagt (oder wenigstens gedacht), dass für sowas eindeutig nicht genug bezahlt bekomme. Aber ich bin in Indien, möchte Abenteuer erleben und dann wird Teil meines Abenteuers wohl, dass ich am Donnerstag Kuhkacke mit den Händen an eine Wand schmieren werde. Unerwartet, aber warum nicht?

Am Abend sitze ich auf dem Dach und genieße die etwa 10 m Ausblick über die Dächer. Mit der Dämmerung beginnen die Moscheen mit Gesängen und das fühlt sich ganz heimelig an. So habe ich hier früher einige Abende eingeleitet und es fühlt sich vertraut an. Morgen ist Dev Dipauli, ein Feiertag,  den ich zuletzt vor ziemlich genau 9 Jahren hier gefeiert habe. Krass, wie die Zeit vergeht! Und jetzt bin ich wieder hier und es ist schön.

Viele Grüße!

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