Bye, bye, Kazakhstan

Es ist Samstag, mein vorletzter Tag in Kazakhstan. Knappe 4 Wochen bin ich jetzt hier und die Zeit vergeht so schnell. Es kommt mir zum einen so vor, als wäre ich erst letzte Woche angekommen und gleichzeitig habe ich das Gefühl, mich mittlerweile schon ein wenig eingelebt zu haben. Ich freue mich mittlerweile, wenn ich einen Einkauf komplett auf russisch meistere, ohne zugeben zu müssen, dass ich kein russisch kann und nicht verstehe, was gesagt wird. „Incognito“ unterwegs zu sein gefällt mir. Des öfteren werde ich von Leuten aufgehalten und es werden mir Fragen gestellt. Die verstehe ich dann meistens nicht und sage, dass ich leider kein russisch verstehe. Aber entgegen meinem Erlebnis in Indien, wo ich in jeder Minute draußen als Ausländerin auffalle und ständig erklären muss, woher ich komme, finde ich es jetzt doch ganz angenehm, in der Masse unterzugehen.

Ich fliege von der Hauptstadt Astana zurück nach Deutschland. Astana ist sehr modern, sie wurde 1997 zur Planhauptstadt. Es gibt zahlreiche moderne und außergewöhnliche Gebäude und auch aktuell wird sehr viel gebaut. Eigentlich bin ich kein Fan von großen Städten, aber diese Stadt wirkt irgendwie futuristisch. Und, ein ganz großes Plus: einige Leute sprechen hier englisch. Das ist ziemlich angenehm! Zum Beispiel, wenn ich mit dem Bus fahre. Das ist hier nämlich so modern, dass es nur 2 Möglichkeiten gibt, ein Ticket zu erwerben: man bezahlt über ein System, für das man eine kasachische Steuernummer benötigt, oder man besorgt sich eine Chipkarte. Diese Karte als Ausländerin zu bekommen, sei aber wohl ziemlich kompliziert. Tourismus ist also vielleicht noch nicht ganz präsent hier. Oder man geht davon aus, dass Touristen nur Taxi fahren. Wobei such das aktuell nicht so einfach ist, wenn man aus einem Land kommt, das Russland sanktioniert. Wenn ich also Bus fahre, spreche ich eine Person an, die per App Karten kaufen kann und und von der ich vermute, dass sie evtl englisch spricht. Dann frage ich, ob sie mir vielleicht ein Ticket kaufen würde und ich zahle den Preis in bar. Das hat bisher auch fast jeder gemacht. Ich fotografiere den Bildschirm ab und das reicht schon aus zum vorzeigen.

Auf einer solchen Aktion lerne ich Aisana kennen. Sie ist 18 Jahre alt, Studentin und nebenbei Barista, weshalb sie öfter mit Ausländern in Kontakt kommt und gut englisch spricht. Sie kauft mir ein Ticket und als ich sie nach einer Restaurantempfehlung frage, nimmt sie mich kurzerhand mit in einen Gemüseladen, damit ich Gemüse kaufen kann. Sie hat nämlich auch erfahren, dass ich (eigentlich) keine tierischen Produkte konsumiere und dann blieb in ihrer Vorstellung außer frischem Gemüse wohl nicht mehr viel an Auswahl an Nahrung für mich übrig. Ich hatte zwar nicht vor, Gemüse zu kaufen, aber schaden tut es auch nicht. Wir unterhalten uns gut und zum Abschied schenkt sie mir die 4 Stücke Käsekuchen, die sie von der Arbeit mitgenommen hat. Sie sagt, er sei glutenfrei, habe aber Laktose. Ok. Passt nicht ganz mit vegan zusammen, aber sie ist lieb und ich habe den Eindruck, sie will mir noch etwas mitgeben. Das ist ja lieb und im Hostel finde ich bestimmt Leute, die Käsekuchen mögen. Der einzige Kuchen, der mir nicht schmeckt, ist nämlich Käsekuchen 😀

Das erinnert mich noch an zwei weitere Situationen. Zum einen war ich in einem Restaurant und habe 2x nachgefragt, ob die Suppe ohne Fleisch sei (weil es nicht leicht ist, vegetarische Gerichte zu finden hier). Die Kellnerin antwortete dann, dass kein Fleisch drin ist, aber Wein. Da bisher auch viele so etwas geantwortet haben, wie ‚kein Fleisch, aber Hühnchen‘ frage ich daher nochmal zur Sicherheit und sage, dass Wein für mich ok ist. Sie betont nochmal, dass Wein drin ist. Ich vermute, das ist für religiöse Leute relevant. Und einmal habe ich eine Polizistin gefragt, wo der nächste Geldautomat ist. Sie hat dann erstmal wissen wollen, wo ich herkomme und auf meine Antwort entgegnet sie mir, dass sie ja etwas türkisch spreche. Ah ja, schön. Leider habe ich meinen Türkischkurs nach einem Semester beendet und dementsprechend fließend bin ich in der Sprache. Ich frage mich, ob viele Ausländer so komische Antworten bekommen, wenn sie erwähnen, wo sie herkommen. Deutschland und die Türkei sind ja jetzt weder sprachlich, kulturell, noch geographisch sehr nah beieinander. Aber ok.

Jetzt ist es Sonntag und somit mein vorerst letzter Tag in Kasachstan. Komisch. Ich bin in einem Zwiespalt zwischen der Vorfreude darauf, wieder alles eigenständig machen zu können, mich einfach verständigen zu können und mich einfach auszukennen – und der Trauer darüber, dass ich mein Abenteuer beende. Die Freiheit, jeden Moment zu entscheiden, worauf ich jetzt Lust habe, die unglaubliche Möglichkeit, so einzigartige Landschaften erleben zu dürfen und doch auch mal etwas in eine neue Kultur einzutauchen. Das reizt mich, es erweitert meinen Horizont und bringt mich (denke ich zumindest) auch persönlich weiter. Irgendwie habe ich ja doch meine Komfortzone verlassen und ich denke, daran wächst man meistens. Noch dazu habe ich natürlich auch etwas über eine neue Kultur und deren Geschichte gelernt. Ich bin unglaublich dankbar, so privilegiert zu sein. Die Möglichkeit zu haben, so eine Reise anzutreten, weiß ich wirklich sehr zu schätzen. Und so bin ich jetzt auch wieder bereit, in meinen Alltag einzutauchen. Ich beginne einen neuen Job und bin gespannt, wie das wird. Mein Leben ist schön und ich freue mich darauf, wieder nach Hause zu fahren.

Mittlerweile sitze ich im Flugzeug zurück nach Deutschland. Mal sehen, ob ich an meinem Zwischenstopp Istanbul Internet habe, ansonsten werde ich schon wieder in Deutschland sein, wenn der Beitrag online geht.

Ich füge noch ein paar Impressionen von Astana ein:

Der Bilck von meinem Spot im Park, wo ich einen Nachmittag singend verbracht habe

Der Turm ist das Wahrzeichen von Astana.

In dem Zelt steckt ein Einkaufszentrum

Das ist die Spitze der Friedenspyramide, welche von Norman Foster entworfen wurde.

Es war mir eine Freude, meine Erlebnisse zu teilen und wer weiß, wann es auf die nächste Reise geht. Alles Gute und bis bald

Julia

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