Turkestan

Die Nacht im Zug ist durchwachsen. Abends gegen 11 Uhr kommt auf, dass ich auf dem falschen Platz bin, ich hatte auf dem Ticket die falsche Zahl für die Platznummerierung gehalten. Als ich also auf meinen richtigen Platz gehen will, deuten mir der Schaffner und der Familienvater in meinem 4er-Abteil, ich solle bleiben. Also bleibe ich. Die Familie wird,plötzlich nochmal ziemlich aktiv und ich finde nicht unbedingt in einen,ruhigen Schlaf. Gegen 2 Uhr weckt mich dann der Schaffner, jetzt soll ich den Platz wechseln. Also Bett abziehen und das gegenüber liegende beziehen. Die Familie packt derweil ihre Sachen, sie steigen bei der nächsten Haltestelle aus. Ich lege mich in mein neues Bett und nachdem die Familie weg ist und 3 andere Leute ins Abteil kommen, wird es endlich ruhig. Trotzdem werde ich ständig wach und überprüfe, ob ich meinen Wecker eventuell überhört haben könnte. Habe ich nicht. Um kurz nach 7 sollen wir in Turkestan ankommen, um 6 weckt mich der Schaffner und deutet mir, dass ich beim nächsten Halt raus muss. Ich freue mich, dass der Schaffner an mich denkt, hätte es aber auch durchaus für gut befunden, hätte er eine halbe Stunde später an mich gedacht. Aber gut, da ich eh schlecht geschlafen habe, kann ich auch gerne wach sein. Es wird langsam hell und so habe ich noch etwas Zeit, um die ewige Steppe anzuschauen.

Für diese Nacht habe ich mir ein Luxushotel ausgesucht. Es kostet nur 85€ und dann hab ich Abwechslung zum Hostel. Und es schaut auch echt schön aus! Die nähere Umgebung erinnert mich etwas an Wertheim Village, es ist eine kleine Stadt für Touristen. Ich werde fündig und kaufe mir einen Hut. Draußen vor dem Geschäft fragt mich ein Mann, woher ich komme. Er hat drinnen schon gemerkt, dass ich wohl Ausländerin sei und stellt mir direkt seine ca. 14-jährige Tochter vor, mit der ich doch bitte ein wenig reden möge, damit sie etwas englisch üben kann. Gerne doch, sie ist nett. Am Ende empfehlen sie mir noch ein Restaurant und machen sich auf den Weg. Mittlerweile hat die Dämmerung eingesetzt und ich trage meinen Hut in der Hand. Und schon werde ich von einer Frau angesprochen, sie würde gern kurz meinen Hut ausleihen für die Fotos, die ihre Freundin gerade von ihr macht. Das ist eine etwas unerwartete Anfrage, aber warum nicht 😀

Hier die Touristenstadt, in der auch mein Hotel liegt: 

Es ist Sonntag und es regnet. Zum ersten mal, seit ich in Kasachstan bin. Hätte wegen mir auch eine Stunde später einsetzen dürfen, bevor ich in ein preiswerteres Hotel umgezogen bin, aber ok. Es kühlt etwas runter und da die Sonne nicht zu sehen ist, kann ich mal ohne Sonnenschutz raus – auch nicht schlecht. Ich laufe zum Mausuleum vor. Beeindruckend, was die Menschen früher schon für große Gebäude gebaut haben. Ich zahle als Ausländerin 1€ Eintritt und folge erstmal den anderen ca. 10 Leuten, die auch rein wollen. Scheinbar bin ich aber in einer Sitzung gelandet, in der gebetet wird und irgendwelche religiösen Sachen gesagt werden. Upsi. Da wollte ich eigentlich nicht rein. Ich verstehe weder sprachlich, noch sonst, was genau passiert und warte ab, bis die Leute aufstehen und weitergehen. Und dabei stellt sich raus, dass das Mausuleum wegen Bauarbeiten von innen nicht zugänglich ist, man kommt lediglich in 3 Vorräume. Kurz frage ich mich, warum die Verkäuferin der Tickets nichts gesagt hat. Aber vielleicht hat sie das ja und ich hab es -Überraschung- einfach nicht verstanden. Um das Mausuleum herum liegt eine riesige Parkanlage. Perfekt, um sich mit einem Buch hinzusetzen!

Mausuleum:

Am Abend gehe ich in einem Restaurant und im Gegensatz zu vielen Kommunikationsaufnahmen meinerseits, die aufgrund der Sprachbarriere abgeblockt werden, ist meine neue Kellnerin des Vertrauens ganz besonders bemüht, mich gut zu bedienen. Wir schreiben uns über den Google Übersetzer hin und her und sie hört garnicht mehr auf, zu schreiben 😀 ich mag sie. Ich bestelle eine Gemüsesuppe mit Brot. Die Suppe ist eine Brühe mit 2 Scheiben Möhren und einer ganzen Kartoffel drin. Und Dill. Bevor ich hierher kam, habe ich mich nicht recht mit Dill anfreunden können. Aber da hier etwa 85% der Gerichte, die ich bisher gegessen habe, mit Dill gewürzt sind, hab ich mich wohl an den Geschmack gewöhnt. Die Suppe schmeckt gut.

Jetzt haben wir schon wieder Dienstag und ich mache mich gleich auf den Weg zum Bahnhof. Ich fahre mit dem Nachtzug nach Shalkar, um dort morgen Mittag den nächsten Nachtzug nach Aqtau zu nehmen. Ich fahre ans Kaspische Meer, also ganz in den Westen. Da ich die Tage etwas schlapp bin, hoffe ich, in den Zügen viel zu schlafen und wieder ganz fit anzukommen.

Bis dahin viele Grüße aus weiter Ferne!

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