Canyonhopping und eine neue Freundin

Die Bustüren schließen sich und wir fahren los. Für Donnerstag stehen 3 Canyons auf dem Plan: zuerst Black canyon, dann Lunar Canyon und zum Schluss der größte – Charyn Canyon. Es gibt einen Zwischenstopp, wo wir uns etwas Essen besorgen können, da wir sonst nirgends mehr vorbeikommen. Ich nehme einen Salat mit und habe noch Brot und Knabbergebäck im Rucksack. Kurz vor der Ankunft am ersten Canyon fängt unsere Reiseleiterin wieder an, etwas zu erzählen. Nach etwa 7 min auf russisch erklärt sie uns 4 nicht russisch sprachigen auf englisch, dass wir gleich ankommen, es gibt Toiletten und Treffpunkt am Bus ist um 11:25 Uhr. Das Längenverhälnis der russischen und englischen Durchsagen war jetzt immer etwa gleich. Offenbar braucht man in russisch deutlich mehr Wörter, um das auszudrücken, was in 2 min auf englisch übermittelt werden kann 😀

Wir klappern die ersten beiden Canyons ab, sie sind nicht so groß und man kann auch nur von einem Punkt aus darauf schauen. Deswegen sind sie aber natürlich nicht weniger eindrucksvoll. Ich setze mich auf einen Felsvorsprung und starre auf die Felsen, bis mir auffällt, dass mir eine Frau (etwas jünger als ich) winkt und zulächelt. Wie nett, ich winke zurück. Leider verstehe ich nicht, was sie sagt, aber es stellt sich raus, dass sie sogar deutsch lernt! Und englisch spricht. Jackpot. Sie ist Russin und reist mit einer Freundin zusammen durch Kasachstan. Die beiden hätten mich schon gestern an den Seen gesehen und da aus irgendeinem Grund Fotos von mir gemacht. Und auch gerade hätten sie mich fotografiert, wenn ich möchte, könnten sie mir die Bilder schicken. Ich hinterfrage das einfach nicht, sondern freue mich, Fotos von mir zu bekommen 😀 natürlich ist es sehr sonnig und für meine Vampirhaut bedeutet das, sie möchte maximal geschützt werden. Man sieht also hauptsächlich eine Ansammlung von Stoffen:
Ehrlich gesagt finde ich aber noch eindrucksvoller, dass es hier im Nirgendwo eine Toilette mit Spülung gibt. Weiter geht es zu Sharyn Canyon, dem größten der drei. Hier haben wir 4 Stunden Zeit und können die etwa 2 km bis zum Fluss vor laufen. Die Leute sind recht verteilt und so bekommt man den Eindruck, beinahe allein zwischen diesen hohen Felsen zu laufen. Das gefällt mir. Am Ende angekommen, stehen mehrere Unterstände mit Sitzgelegenheiten, auf denen sich die Leute sammeln. Ich laufe den Fluss etwas weiter vor und setze mich dort unter einen Baum. Und lausche dem Rauschen. Weg vom Lärm der Leute und dafür direkt am türkisfarbenen Fluss, der sich seinen Weg zwischen den rötlichen Felsen schlängelt, finde ich es sehr idyllisch.

Und dann ist die Zeit auch schon wieder rum und wir sitzen im Bus auf dem Heimweg nach Almaty. Neben mich setzt sich ein Mädchen, sie ist 12 Jahre alt und reist mit ihrem Bruder und den Eltern. Sie hatte sich bei der Abfahrt schon neben mich gesetzt und gefragt, ob wir gemeinsam ein Selfi machen könnten. Sie hat also direkt gemerkt, dass ich Ausländerin bin und mein mir unverständliches aber vorhandenes Bedürfnis, als solche wahrgenommen zu werden, endlich erfüllt. Ich mag sie. Während der gesamten 2 Tage, die wir uns ab und an sehen, winkt sie mir immer glücklich zu. Bis sie mich einmal fragt, ob ich jetzt allein im Bus sitze. Als ich bejahe und ihr sage, dass sie sich gerne wieder zu mir setzen könne, lehnt sie allerdings ab und sagt, sie setzt sich neben ihren Bruder. Aha. Bin ich in den Augen einer 12-jährigen also uncooler, als ihr 14-jähriger Bruder. Und schon mag ich sie weniger. Dass sie zum Schluss aber doch wieder bei mir sitzen will und auch kaum aufhören mag, sich mit mir zu unterhalten (sie spricht ein wenig englisch), bringt wieder Pluspunkt ein. Irgendwann wird zum Glück auch sie müde und schläft ein wenig.

Jetzt haben wir Freitag Nachmittag und ich liege im Bett eines Nachtzuges. Wie habe ich es vermisst, auf diese Art zu reisen! Bepackt mit deutlich mehr Snacks, als ich bräuchte, liege ich in einem Viererabteil zusammen mit einem Mann, seinen zwei kleinen Kindern und der Oma. Wir unterhalten uns etwa 5 min über Google, bis das Internet weg ist. Sie wirken nett. Ich habe ein Buch und plane, abwechselnd zu lesen, schlafen und rauszuschauen. Mittlerweile haben wir nicht einmal mehr Netz. Wenn ich es richtig im Kopf habe, gehört Kasachstan zu den am wenigsten dich besiedelten Ländern und es ergibt ja auch irgendwie Sinn, leere Steppen nicht unbedingt mit Netzabdeckung zu versehen.

Morgen früh werde ich in Turkestan ankommen, ich bin schon gespannt, woe groß der Unterschied zur ehemaligen Hauptstadt Almaty ist.

Ich wünsche euch einen guten Start ins Wochenende!

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