Hallo Kasachstan!

Mein erster Blogbeitrag aus Zentralasien!
Heute ist Tag 5 auf meiner Reise – ich starte in Almaty und fliege in 3 Wochen aus Astana zurück. Wie ich die guten 3 Wochen dazwischen verbringe, steht noch nicht fest.

Es fängt ganz gut an. Der erste Flug geht mit etwas Verspätung von Frankfurt los und wir laden abends in Ankara. Hier werde ich im Transitbereich von einer Frau auf deutsch angequatscht, sie fragt, ob ich das mit dem W-lan hier hinbekomme. Tu ich nicht. Besonders vor dem Hintergrund, dass ich in Deutschland nicht selten von Deutschen auf englisch angesprochen werde (scheinbar schaue ich nicht typisch deutsch aus), finde ich witzig, dass nun direkt angenommen wird, ich spreche deutsch. Am Gate komme ich auch mit einem Mädchen ins Gespräch, sie ist Kasachin. Auch sie startet die Konversation auf deutsch. Entweder die beiden Frauen haben im gleichen Flieger gesessen und mich als einzige mit nicht dunklen Haaren direkt wiedererkannt – oder ich sehe doch deutscher aus, als gedacht. Die W-lan-Frau sitzt kurz später auch  am Gate neben mir. Und dann läuft noch das Ehepaar, welches auf dem ersten Flug neben mir saß, vorbei und winkt mir zu. Ich fühle mich am Flughafen Ankara so, als würde ich mit Bekannten hier durchreisen und nicht allein. Das kommt ein wenig unerwartet.
Ich bin gespannt, welche Nationalität(-en) mir auf meiner Reise noch zugesprochen werden – oder ob meine deutsche Ausstrahlung dominiert.

Es ist 7:51 Uhr und ich sitze an einer Haltestelle der Metrostation irgendwo in Almaty, Kasachstan. Ich weiß, dass mein Hostel nahe einer Metrostation ist und habe die Busfahrer am Flughafen gefragt, ob sie da irgendwo hinfahren. Sie haben mir gedeutet, ich solle einsteigen. Wie schon oft sitze ich in einem Bus, von dem ich weder weiß, wo er genau hin fährt, noch, wo ich aussteigen soll. Irgendwann fällt mir auch auf, dass ich ganz vergessen habe, ein Ticket zu lösen. Das sollte so ca. 150 Tenge kosten (~30 ct) und der kleinste Schein, den ich am Geldautomaten bekommen habe, sind 10000. Ich gehe also davon aus, dass er mir eh nicht wechseln könnte und belasse es dabei.
<span;>Der Bus ist nach wenigen Stationen voll und ich bin mir unsicher, ob der Busfahrer noch im Kopf hat, dass ich bei einer Metrostation raus will und kann eh nicht einschätzen, ob er mich an entsprechender Stelle darauf hinweisen würde. Schaue aus dem Fenster, es ist schön grün. Im Hintergrund der Stadt gehen die Berge steil auf, das schaut echt toll aus. Irgendwann habe ich den Eindruck, dass wir schon eher in die Innenstadt kommen. Kurz später brüllt der Busfahrer an einem Stop etwas, das sehr ähnlich wie Metro klingt. Damit fühlt sich mein übermüdetes ich aber nicht angesprochen, bis wir schon wieder weiter fahren und ich ein Schild zur Metro sehe. Gut, dann steige ich wohl an der nächsten Haltestelle aus. Es gibt genau eine Linie und diese hat 9 Stationen. Ich habe gelesen, dass es die kürzeste Metro der Welt sei. Dafür aber sehr schöne Bahnhöfe, sie sind mit Mosaiken gefliest. Die Fahrt kostet etwa 16 ct.
<span;>Mit Hilfe einer Frau, die glücklicherweise auf Google Maps die genaue Lage meines Hostels raussucht, finde ich mein erstes Ziel. Schlauerweise hatte ich mir die Adresse nicht notiert, wusste aber noch, bei welcher Metrostation ich raus muss und etwa die Straße. Angekommen bin ich dann mit maximaler Übermüdung. Die Nacht habe ich praktisch durchgemacht, weil ich im Sitzen nicht schlafen kann. Und durch die Zeitverschiebung ist es bei meiner Ankunft im Hostel auch schon halb 9 Uhr morgens. Ich beschließe, noch ein wenig zu schlafen und dann ein wenig die Umgebung zu erkunden.

Das mit dem Schlaf stelkt sich dann doch eher als Theorie und weniger als Praxis heraus. In einem 6-Bett-Zimmer ist es wohl nie so wirklich ruhig. Ich bin gespannt auf die Nacht.
<span;>Nach meinen ca. 2,5 Stunden Schlaf breche ich auf. Ab nach draußen und schauen, was es so gibt. Wie es ausschaut, wie ich die Atmosphäre wahrnehme. Es ist deutlich grüner, als erwartet. Und sehr sauber auf den Straßen. Hier in der Innenstadt stehen prunkvolle Gebäude und Wohnhäuser, die so auch in Europa stehen könnten. Hier ein Bild der Uni:

Die Leute in Almaty sprechen russisch, da Kasachstan mal Teil der Sowjet Union war. Außerdem leben hier auch einige Russen, ist mein Eindruck. Soweit, so gut. E<span;>ine Sache überrascht mich aber doch sehr: ich werde als russischsprachig wahrgenommen. Einige Leute gehen davon aus, ich sei Russin. Selten war ich auf einem anderen Kontinent und wurde für mehr oder weniger einheimisch gehalten. Des öfteren werde ich angesprochen und beispielsweise nach einem Weg gefragt. Eine junge Frau (17 Jahre alt) spricht mich im Park an und sie ist die erste und bisher einzige Person (der ich begegne, ausgenommen dem Mitarbeiter der Touristeninfo), die ein wenig englisch spricht. Es ist Freitag und ich genieße es, mich mit jemandem unterhalten zu können. Sie möchte mich auf ein Eis einladen, bei Eis schrillen aber meine Alarmglocken. Ich kann (noch) nicht einschätzen, ob ich das meinem sensiblen Magen-Darmtrakt antun möchte. Ich lehne dankend ab und begründe es mit einer Milchunverträglichkeit. Mein Veganerdasein habe ich für diese Reise erstmal aufs Eis gelegt aber zumindest vegetarisch versuche ich zu essen. Wenn es Möglichkeiten gibt, nehme ich natürlich auch gerne vegan, aber damit möchte ich mich hier nicht allzu sehr einschränken. Immerhin sind meine Russischkenntnisse -sehr wohlwollend formuliert- ausbaufähig. Auf Duolingo bin ich in Lektion 3. Das Alphabet kann ich aber schon einigermaßen, immerhin kann ich damit schonmal Straßennamen oder auch das Kleingedruckte lesen. Und glücklicherweise bin ich schon auf sehr viel Wörter gestoßen, die ich aus anderen Sprachen bereits kenne. Das ist auf jeden Fall hilfreich.

Kommen wir aber nochmal zu meinen ersten Begegnungen mit Kasachen. Ein Grund, weshalb ich hier im Gegensatz zu einigen anderen asiatischen Ländern nicht, wie ein Papagei heraussteche, ist, dass die Leute in Almaty auch recht unterschiedlich aussehen. Von asiatischer Augenpartie mit allen Hauttönen zwischen ganz hell und gut braun gebrannt, bis stroh blond ist gefühlt alles vertreten. Der Kleidungsstil entspricht in etwa unserem, wodurch ich oft gehofft habe, dass ich da gerade vielleicht anderen Ausländern begegne. Aber nein, irgendwann kommt dann doch die Auflösung, wenn ich sie russisch sprechen höre.

Am Mittwoch habe ich mir direkt eine Simkarte mit Internet besorgt. Sehr, sehr wichtig. Jetzt kann ich nämlich mit den Leuten kommunizieren, ohne ihre Sprache (über Lektion 3 hinaus) zu beherrschen. Was für ein Luxus! Im Rahmen meiner ersten Erkundungstour stoße ich auf moderne und teure Einkaufszentren. Und etwas später auf lokale Märkte, die sind mir schon deutlich sympathischer. Ich finde es spannend, im Ausland auf Märkten zu bummeln. Der Googleübersetzer erleichtert mir ganz gut das Leben. Nicht nur auf dem Markt, auch im Gasthaus. Ein wenig unterhalte ich mich mit den Rezeptionistinnen. Die sind mir ursprünglich ziemlich miesepetrig vorgekommen. Nachdem wir aber ein paar Sätze gewechselt haben, sind sie super nett und lächeln mich an. Eine Mitbewohnerin genauso. Über Russland weiß ich, dass die Kultur noch direkter ist als unsere und dass uns dieser Umstand als unhöflich vorkommen kann. Was grotesk ist, wenn man bedenkt, dass es sonst andersrum ist und wir deutschen die unfreundlichen sind. Ich habe den Eindruck, das gilt auch für Kasachstan und ich muss mich daran gewöhnen. Im Ausland bin ich sonst darauf bedacht, höflicher zu sein und jetzt versuche ich, eine vorerst vermeintlich unfreundliche Art nicht persönlich zu nehmen. Auch nicht schlecht.

Aktuell bin ich übrigens noch in Almaty, es stellt sich schwieriger als erwartet heraus, Verkehrsmittel und geeignete Unterkünfte zu finden. Jetzt habe ich langsam den Dreh raus, es ist aber relativ aufwendig. Daher verbringe ich gerade noch viel Zeit mit der Planung meiner weiteren Reise.

Für heute belasse ich es erstmal dabei und werde die Tage weiterschreiben 🙂 Ich freue mich, wenn wer mitliest!
Julia

3 Gedanken zu „Hallo Kasachstan!

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