Pläne stehen Kopf

Und weiter geht es auch schon! Nachdem die ersten Mahlzeiten jetzt nicht unbedingt erfüllend waren, habe ich nun einen neuen Lebensmittelhändler des Vertrauens aufgetan: Kantinen. Ich habe festgestellt, dass es hier Cantinen für jedermann gibt. Ist etwas ungewöhnlich. Aber deutlich preiswerter, und noch wichtiger: man sieht das Essen, das man bestellt. Sehr gut. Hier kann ich mir einfach das Beilagengemüse mit Kartoffeln/Buchweizen/Reis/… bestellen. Ich hatte schon ein wenig gefürchtet, dass ich mich die kommenden Wochen von Brot, Maiskolben und Pommes ernähren werde. Mein Leben hat also gerade eine Wendung angenommen, ich werde ein paar Vitamine zu mir nehmen. Cool.

Es ist Sonntag Abend und ich bin das zweite mal in meiner wundervollen Entdeckung. Hier habe ich den Satz „ich esse kein Fleisch “ nochmal auf russisch verinnerlicht. Der ist glücklicherweise bereits Teil von Lektion 2 auf Duolingo. Ich gehe damit gut vorbereitet auf die Theke zu und als sich mir eine Essensausschöpferin (gibt es ein Wort dafür?) zuwendet, sage ich den Satz. Sie völlig unbeeindruckt, zeigt auf die grünen Bohnen mit Pilzen und sagt „no meat“. Danach zeigt sie auf eine Sauce und sagt das gleiche nochmal. Ich wähle Buchweizen als Beilage zur Beilage aus. Dass ich mehrmals Stop sage, ignoriert sie geflissentlich. Hier bestimmt also die Kantinenfrau, wie viel ich essen werde. Überzeugt mich noch nicht, aber ok. Sie hat Erfahrung, vielleicht sieht sie mir ja an, dass die Augen kleiner sind als der Magen. An der Kasse bin ich vorbereitet und frage direkt, ob ich das Essen noch aufwärmen muss. In Kantine 1 habe ich mein Gemüse am Mittag nämlich kalt gegessen. Hatte mich schon gewundert. Aber dachte dann, vielleicht ist das der Deal. Preiswert, dafür kalt. Erst nach dem Essen ist mir die Mikrowelle aufgefallen. Und eine Frau, die da ihr Essen reingestellt hat. Zur Sicherheit frage ich in Kantine 2 also, ob ich das Essen noch aufwärmen muss (natürlich mit google). Als die Verkäuferin sieht, dass ich mit der Mikrowelle meine Probleme habe, stellt sie sie mir ein. Insgesamt ein sehr positives Erlebnis. Noch ein paar mal üben und ich werde Profi im Kantinenbesuchersein.

Kantine 1:

Es gibt auch endlich einen Plan, wie es zumindest die nächsten Tage weitergeht. Noch in Deutschland hatte ich mir ein paar Dinge rausgesucht, die ich gerne sehen würde. Dazu gehören ein Canyon (ähnlich dem Grand Canyon), eine Region mit einigen schönen Seen, Nationalparks und ein Nationalpark mit einer Wüste. Und ich werde den Großteil dessen, was ich mir für den Verlauf von 3,5 Wochen vorgenommen hatte, innerhalb von 2 Tage im Schnelldurchlauf mit einer kasachischen Reisegruppe und einem russischsprachigen Führer ansehen. Es entspricht also beinahe meiner Vorstellung vom Reisen. Und das beste: die Wüste ist nicht dabei. Dabei ist die sogar besonders, weil sie im Wind Töne erzeugt (daher wird sie auch singende Wüste genannt). Und wer von meiner letzten Indienreise mitbekommen hat weiß, dass ich auch da schon eine Wüste sehen wollte. Gut, da war es eindeutig mein Fehler. Ich war einfach davon ausgegangen, dass sämtliche gelb markierten Flächen auf Google maps Wüste sind. Ist nicht so. Diesmal habe ich mich also extra informiert, aber es soll wohl nicht sein. Irgendjemand hat mir erzählt, dass die Straße dorthin in sehr schlechtem Zustand ist, weshalb keine Fahrten angeboten werden. Muss ich meinen ersten Wüstenbesuch wohl nochmal verschieben 😅 mal sehen, ob das dieses Leben noch was wird. Und auf die 2-Tage-Tour bin ich wirklich gespannt. Dienstag Abend geht es los und Do Abend werde ich zurück kommen. Dann habe ich es endlich hinbekommen, ein Zugticket zu buchen. Am Freitag fahre ich dann direkt mit dem Zug nach Turkestan, das liegt westlich von Almaty. Mich erwartet wohl eine tolle Moschee und insgesamt eindrucksvolle Architektur. Diesmal ganz ohne Reisegruppe. Dass ich dann aber schon praktisch alles gesehen habe, das ich mir mal rausgesucht hatte, wirft dann aber auch die Frage auf, womit die übrigen guten 2 Wochen gefüllt werden. Die Frage bleibt vorerst so stehen. Keine Ahnung.   Das mit der Reiseplanung ist so eine Sache. Ich stelle fest, dass es hier nicht üblich ist, spontan in Unterkünften aufzutauchen. Bzw. ich habe leider keine Ahnung, ob ich das in kleineren Orten tun kann. Und da mir die Kasachen bisher deutlich verhaltener helfen, als ich mir das wünschen würde, traue ich mich gerade auch nicht, es darauf ankommen zu lassen. In einem Land, in dem ich niemanden kenne, möchte ich nur sehr ungern irgendwo ohne Obdach stranden. Und das Problem ist nicht, dass ich mir keine Unterkunft buchen möchte. Ich finde aber außer in den Metropolen keine Unterkünfte, die ich kontaktieren kann (außer vielleicht ganz vereinzelt welche mit horrenden Preisen). Der nette Mitarbeiter der Touristeninfo hat gemeint, dass man in Kasachstan über Instagram Hotels bucht. Wie ich da aber welche finde, entzieht sich aktuell noch meiner Kenntnis. Da habe ich also noch mindestens ein Rätsel zu lösen.  Von ihm habe ich auch einen Stadtplan (so ganz altmodisch auf Papier, als würden wir nicht alle eh Google Maps verwenden) bekommen. Aber auf dem ist der Süden oben und Norden unten. Solche Karten gehören meiner Meinung nach verboten, es gibt Regeln.

Am Abend mache ich auf dem Rückweg von Kantine 2 Halt an verschiedenen Orten der Flaniermeile, über die mein Weg zurück ins Hostel führt. Es spielen einige Musiker, manche mehr, andere weniger gut. Ein Gitarrist singt sehr schön, da setze ich mich eine Weile auf die Bank gegenüber. Etwas weiter spielt eine Band, sie besteht aus Schlagzeug, Saxophon, Posaune, Trompete und einem Bassisten, der rappt. Wilde Mischung, gefällt mir!  Manche Leute wippen mit, die Stimmung ist gut. Und sie spielen so laut, dass ich es selbst im Bett des Hostels eine Straße weiter im Innenhof hören kann. Langsam freunde ich mich mit Almaty an.

Hier ein Bild der Flaniermeile:

Heute Vormittag war ich ausgiebig wandern und morgen werde ich mich zum Ausgleich mit einem Buch in den Park legen, so der Plan. Ich mag Almaty, aber 2 Tage bräuchte ich hier jetzt eigentlich nicht mehr. Mal schauen, was ich am Dienstag noch so an Beschäftigung finde.

Hier ein Bild der Wanderung, die war richtig toll:

Viele Grüße und einen guten Start in die kommende Woche!

Julia

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