Wie packe ich ein Paket oder Es ist soweit

Oft frage ich mich, ob ich wohl bald überhaupt noch Ideen haben werde, was ich schreiben kann. Oder ob nicht vieleicht irgendwann der Alltag eintrifft und mir hier alles komplett normal vorkommt. Glücklicherweise bin ich dazu aber noch nicht lange genug hier. Oder meine lieben Leute hier geben sich besonders Mühe, mich zu unterhalten. Heute geht es darum, ein Paket zu packen. Gut, eigentlich sind es zwei aber sie werden in einem Aufwasch gepackt. Zu Michas Projekt gehört eine Näherei, die Frauen ausbildet und zu fairen löhnen anstellt. Die Produkte werden teilweise in Europa verkauft. Ich wurde daher gebeten, 2 Pakete mit nach Delhi zu nehmen und von dort aus nach Italien bzw. Spanien zu verschicken. Soweit, so gut. Ich war mit den Näherinnen verabredet und in einem Videotelefonat haben wir herausgefunden, welche Hemden wir genau wohin verschicken sollen. Auch das hat problemlos funktioniert. Dann ging es darum, dass Ashif und Akash uns dabei helfen sollten, sie für den Versand zu verpacken. Nach einer viertel Stunde Diskutieren habe ich mich dann hingesetzt und beschlossen, abzuwarten, was passiert. Nach einer halben Stunde hieß es, sie müssten Material besorgen gehen. Da hab ich mich schon gewundert, weil das hier ein großes Unternehmen ist, das nicht selten Dinge verschickt oder erhält. Aber gut, ich habe schon gesehen, wie hier Pakete in einen Stoff eingenäht werden, daher ging ich davon aus, dass sie irgendwelche bestimmten Materialien benötigen. Kurz später waren sie mit billigen Stofftüten zurück, in die sie die Hemden packten. Worauf man halt so nach ~30 min ausführlicher Beratung kommt. Ich habe dann Bedenken hinsichtlich der Praktikabilität beim Versenden ins Ausland geäußert. Woraufhin alles von vorne losging. Um weitere kreative Vorschläge zumindest in eine Richtung zu lenken (ich möchte mich ja wirklich nicht wie die allwissende Ausländerin aufspielen. Aber langsam habe ich doch so meine Bedenken bekommen – immerhin möchte ich morgen schon mit den Päckchen nach Delhi), habe ich das Verpackungsmaterial Karton vorgeschlagen. Glücklicherweise wurde es wohlwollende aufgefasst und nun warte ich auf irgendwas, das Akash noch vorbereitet. Warum einfach, wenn man es auch kompliziert machen kann? Das ist also die Geschichte, wie ich heute seit 1,25 Stunden 2 Pakete packe.

Ich frage mich, ob das in etwa dem Inhalt entspricht, den man von so einem Blog hier erwartet. Zumindest hatte ich nicht damit gerechnet, darüber zu schreiben, wie ich Pakete packe (-n lasse). Aber mal ehrlich, wie interessant wäre es schon zu beschreiben, welche Farbe der Ganges hat (braun) oder wie oft es regnet (nie)? So biete ich zumindest die Möglichkeit eines Lerneffektes. Ihr wollt mit Indern ein Paket packen? Viel Spaß, ich habe euch gewarnt 😀

So, mittlerweile ist der Tag rum. Es war ein langer Tag. Nach der Paketaktion bin ich mit Zwischenstopp bei meinem Juice wallah (dem Saftverkäufer meines Vertrauens) bei Mili vorbei und habe die Pakete bei ihr abgegeben, weil ich mit ihr zusammen nach Delhi fahren werde. Dann zurück ins Gasthaus, schlafen gelegt. Mittlerweile habe ich dazugelernt und meinen Biorythmus etwas angeglichen. Geschlafen wird in der Nacht 6h und am Nachmittag 1-2h. Das ist ganz gut. Abends mit Zwischenhalt bei Nitin zu Meena und wir waren mit ihren Kids dann in dem Restaurant eines anderen Bekannten essen. Wieder heim, festgestellt, dass Meena ihren Schlüssel in meiner Tasche vergessen hat. Also wieder zurück. Ammar hat mir angeboten, mich mit dem Motorrad zu bringen (es war schon etwas später). Und wieder bin ich drauf reingefallen. Habe es dankend angenommen und gesagt, dass sie beim Blue lassi shop wohnt. Meinte noch, dass ich hoffe, dass der nicht umgezogen ist. Er „nee, ist er nicht“. Wir also an ne ganz falsche Stelle gefahren. Dadurch, dass diese ganzen kleinen Gassen oft Sackgassen sind, kann man nicht nach Gefühl fahren, sondern sollte sich auskennen. Was wir beide in der Gegend nicht taten. Google maps hat aber mittlerweile die Gassen mit aufgenommen und so konnte ich sehen, dass wir zurück und so fahren sollten, wie ich es anfangs vorgeschlagen hatte („no, this is good for walking but with the bike another way is better“). Er fing wieder an, Gott und die Welt zu fragen. Männer, ey. Ukd wollte dann von da aus laufen, was laut Google maps vollkommen schwachsinnig war, weil extrem großer Umweg. Aber diesmal habe ich mich durchgesetzt. Ich war irgendwann ziemlich pissed, dass er meine Vorschläge, wie wir fahren sollten, einfach völlig ignoriert und meinte dann, dass ich jetzt nur noch so zu Meena will und nicht anders. Sind dann auch entsprechend gefahren und das letzte Stück gelaufen. Am Ende hat er mich auch wieder zum Gasthaus zurück gebracht, damit ich um die Zeit nicht allein gehen muss. Was ja wieder super nett ist. Obwohl ich mich zumindest in dem Viertel hier, das ich wirklich gut kenne, auch nachts sicherer fühle als irgendwo in Deutschland-einfach nur, weil überall viele Menschen sind (die mich auch noch kennen) und ich als Ausländerin nun mal auffalle. Wenn da was passieren sollte, weiß ich, dass mir eine Menge Leute helfen werden.

Anschließend noch kurz zur letzten Nacht. Es ist wieder soweit. Es hat auf 30° runtergekühlt. Und da ich wieder fitter bin, schlafe ich seit 2 Nächten wieder auf dem Dach. Es ist etwas windig, was eigentlich super angenehm ist. Heute Nacht hat mein Körper allerdings entschieden, dass uns 30° zu wenig sind. Ich bin um halb 5 frierend aufgewacht und in mein Zimmer gegangen (wo es deutlich wärmer war. Mit Ventilator war es dann gut). Tagsüber hatte es heute nur noch 36°, aber dafür mit einer Luftfeuchtigkeit, als wollte ein Wettergott (gibt es hier bestimmt auch) die sinkenden Temperaturen ausgleichen. Die Aktion ist geglückt.

Falls übrigens jemand Lust hat, das Projekt hier zu unterstützen (kann ich nur wärmstens empfehlen!), oder sich einfach nur genauer darüber zu informieren, was hier alles gutes getan wird, packe ich mal den Link dazu:

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Viele Grüße sende ich vom Dach. Diesmal ausgerüstet mit einem Tuch, das im Laufe der Nacht eventuell als Decke fungieren wird.

…und weg ist es wieder, das liebe Internet. Jetzt ist es Samstag Vormittag und ich wünsche ein schönes Wochenende!

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