Mein erster Roadtrip

Es geht los! Mein Roadtrip. Mein erster Roadtrip mit Auto. In Indien. Alleine. Es kann eigentlich nur ein Abenteuer werden! Ich versichere meinen Tambdi Eltern, dass ich sie wissen lasse, wo ich so rumfahre und dass wir täglich telefonieren. Das finde ich ein bisschen witzig, weil ich mit Mama und Papa weniger telefoniere. Und das, obwohl ich ihnen deutlich mehr erzählen könnte (aufgrund der kulturellen/geographischen Unterschiede und natürlich auch der fehlenden Sprachbarriere). Am Vormittag habe ich mit Tambdi Dad noch ein Ersatzrad geholt, um mich zumindest ein wenig auf Eventualitäten vorzubereiten. Was nicht meine Idee war, denn ich kann mit dem Rad eh nichts anfangen. Ist ja nicht so, als würde ich bei diesen Straßen a) merken, dass ich nen Platten habe oder b) fähig sein, einen Reifen selbst zu wechseln. Komme ich in die Situation, brauche ich eh Hilfe. Aber da es Chichi und Tambdi Dad beruhigt, nehme ich den gerne mit. Im Laden haben wir einen offensichtlich gebrauchten Reifen für 7€ besorgt, dessen Profil fast vollständig abgefahren ist. Das wäre ich jetzt zum Beispiel auch wieder anders angegangen, aber gut. Autos gehören sicherlich nicht zu einem Bereich, in dem ich mit Wissen auftrumpfen kann. Ich habe versucht, Tambdi Dad zu fragen, ob wir nicht lieber ein Rad mit Profil nemen wollen, aber Tambdi Dad meinte, der sei gut. Also habe ich zugestimmt. Vor der Abfahrt buche ich noch eine Hütte in einem Resort am Strand nordwestlich von Chiplun. Dann fahre ich los und werde winkend verabschiedet. Ich muss noch tanken und Chichi hatte mir beschrieben, wo ich auf dem Weg eine Tankstelle für Erdgas finde kann. Ich lasse auch noch die Reifen aufpumpen und der Junge, vielleicht 15 Jahre alt, erzählt irgendwas von puncture und schwallt mich auf marathi voll. Ich rufe Chichi an, drücke dem Jungen das Handy in die Hand und sie telefonieren. Chichi erklärt mir, dass der Junge meint, ich hätte ein Loch im rechten Vorderrad, aber das glauben wir beide nicht. Vor Abfahrt haben wir noch geschaut, ob alle Reifen gut sind. Also beschließen wir, dass ich so fahren kann. Dann ruft mich jemand vom Resort an, entschuldigt sich und sagt, dass er meine Buchung stornieren muss. Die restlich 4 min Monolog verstehe ich nicht, weiß jetzt aber, dass ich mir was anderes suchen muss. Ok. Ich beschließe, erstmal nach Dapoli zu fahren und dann dort zu schauen. Derweil fragt Chichi einen Freund in der Gegend, ob der was weiß. Da aktuell Hochsaison ist, sind einige Unterkünfte ausgebucht. Dann ruft mich ein Mitarbeiter der Plattform, über die ich das Resort gebucht hatte an, um zu fragen, ob ich das Geld zurück haben möchte oder ob sie mir was anderes buchen sollen. Da ich unsicher bin, wie das mit der Umbuchung genau funktioniert sage ich, dass ich mein Geld zurück haben möchte.

Das (Chichis) Auto meines Vertrauens. Ein Honda:

Ich fahre auf der Autobahn. Durchschnittlich fahre ich etwa 50 km/h, an guten Stellen auch mal 70 km/h. Die Geschwindigkeitsobergrenze liegt auf den normalen Autobahnen bei 110 km/h. Die Autobahn ist größtenteils baulich in 2 Fahrtrichtungen getrennt, öfter mal muss man aber auf die Gegenspur, da es auch hier einige Baustellen gibt. Die Straße ist nicht so eben, wie ich es von Deutschland gewohnt bin, außerdem gibt es auch hier teils Geschwindigkeitsbrecher bzw Schlaglöcher oder Stellen ohne Deckschicht im Asphalt. Man muss sich daher sehr auf die Straße vor einem konzentrieren und so langsam dämmert mir, warum man hier so viel hupt. Ich komme kaum dazu, in den Rückspiegel zu schauen und so ist es tatsächlich garnicht schlecht, dass die von hinten kommenden Fahrzeuge hupen. An einer Stelle wird die Geschwindigkeit auf 80 km/h begrenzt und ich muss lachen, denn ich fahre gerade nur 60 km/h und fühle mich arg schnell.
Die Autobahn geht nun ziemlich steil bergab und die Geschwindigkeit wird auf 20 km/h begrenzt. Hier muss selbst ich abbremsen. Vor allem, als ich sehe, dass sie nun alle 20 m Geschwindigkeitsbrecher gebaut haben. Und da gibt es ja auch verschiedene Varianten, manche sind flacher, manche steiler. Das hier sind die ganz miesen, bei denen ich mich aufgrund des Zustands meines Fahrzeugs des Vertrauens nur traue, in Schrittgeschwindigkeit drüberzufahren. Richtig nervig. Ich verstehe, dass dies durchaus zweckmäßig ist, denn links geht es steil einen Abhang runter. Aber nervig ist es trotzdem. Nach gefühlt mindestens 25 Geschwindigkeitsbrechern geht es wieder normal weiter. Ich habe Google Maps offen und bin optimistischer, als ich es sein sollte. Habe nämlich erfolgreich verdrängt, dass mein Maps selbst in Deutschland ständig spinnt und nicht weiß, wo ich bin. Ich kann es also eher als Karte verwenden. Old school quasi. Als ich in Khed ankomme, muss ich abbiegen und etwas zickzack durch die Stadt fahren, um am anderen Ende auf einer Landstraße weiterzufahren. Das hält mein Handy für eine gute Gelegenheit, meinen Standort nicht mehr anzuzeigen und natürlich fahre ich falsch weiter. Am Ende biege ich etwas zu früh ab und fahre statt Richtung Nordwesten Richtung Norden. Als es mir dann irgendwann doch komisch vorkommt, dass die Straße irgendwann nicht mehr befestigt ist, sondern eher einem Feldweg gleicht, habe ich garkeinen Empfang mehr. Ich beschließe, weiterzufahren und irgendwann tauchen einige Laster mit Steinen auf. Hier scheint etwas abgebaut zu werden und ich fürchte, der Weg könnte nur dorthin geführt haben. Er geht aber weiter, also fahre ich weiter. Eine Abzweigung finde ich, aber hier ist es nur ein Erdweg und so bleibe ich meinem Schlaglochversehenen Feldweg treu. Der ist teils so schlecht, dass ich aufsetze. Gut, dass mir Chichi versichert hatte, er sorge sich nicht um sein Auto, sondern darum, dass niemand verletzt wird. Die Gefahr besteht Mangels anderer Menschen und meinen ca. 6 km/h aktuell eher nicht. Was hier vielleicht verletzt wird, ist meine mentale Gesundheit, wenn ich nicht bald zurück auf richtige Straßen finde. Mittlerweile ist der Weg nicht mehr befestigt, sondern abwechselnd eine Schotterpiste oder ein Erdweg. Maps findet kurz heraus, wo ich bin. Das hilft. Ich weiß jetzt immerhin, auf welcher Straße ich bin, und nach welchen Ortschaften ich Ausschau halten muss, sollte ich doch wieder zurück in die Zivilisation finden.

Der Weg:

Es taucht ein kleines Dorf auf, das beruhigt mich. Menschen. Ich fahre hindurch, in Schrittgeschwindigkeit hinter einer Büffelherde. Es ist verdammt eng. Warum, wo hier doch nur ca. 30 Häuser stehen? Platz scheint hier keine Ressource zu sein, die nichtausreichendvorhandenwäre.

Ich bin auf jeden Fall eine kleine Attraktion. Die Menschen kommen aus den Häusern und schauen, wer da lang fährt. Schließlich komme ich an eine Kreuzung und frage einen Mann, wo es nach Mugij gehe. Er sagt, ich solle links fahren und wenn ich auf die Hauptstraße komme, rechts abbiegen. Er hat Hauptstraße gesagt! Juhu, das klingt doch super. Ich bin wieder zuversichtlicher, obwohl ich gerade über eine Stunde Umweg gefahren bin. Und tatsächlich finde ich kurz später die Hauptstraße, biege hier aber links ab, denn ich will ja nicht nach Mugij, sondern Dapoli. Die Straße ist das beste, was mir gerade hätte passieren können, ich kann wieder 50 km/h fahren und muss nach Geschwindigkeitsbrechern suchen. Auf der Strecke nach Dapoli bekomme ich irgendwann wieder Empfang und die Ortung funktioniert auch wieder. Ich telefoniere mit Chichi, er schickt mir einen Hotelnamen, wo ich es probieren könnte. Ich gehe nach meiner unplanmäßigen Erlebnisverlängerung zur Sicherheit nochmal Erdgas tanken (wer weiß, wo ich sonst die nächste Tankstelle finde) und fahre dann nach Ladghar weiter. Und tatsächlich komme ich an. Und sie haben ein Zimmer frei. Es ist teurer als erwartet, hat dafür aber eine richtig tolle Aussicht direkt aufs Meer. Ich finde, das habe ich mir jetzt wirklich verdient!

Es ist ca. 16:30 Uhr und die Sonne steht schon so niedrig, dass ich meiner Haut zutraue, sich einigermaßen unbedeckt am Strand aufzuhalten. (Aufgrund der gesellschaftlichen Norm an von Frauen zu verdeckenden Körperteilen heißt das, meine Arme, Hals und Gesicht sind nicht bekleidet.) Ich laufe die paar Meter an den Strand vor. Ich habe Hunger und auf Maps habe ich gesehen, dass es ein paar Hundert Meter weiter südlich eine kleine Ortschaft mit 3 Restaurants geben soll. Ich spaziere dorthin, vorbei an etlichen Jugendlichen, die am Strand Cricket spielen. Leider finde ich keinen einzigen Laden. Dann muss ich wohl doch noch auf das Abendessen warten. Eine Gruppe knurrender Hunde hält mich davon ab, noch weiter südlich zu laufen und so drehe ich um. Zum Sonnenuntergang setze ich mich auf Steine und genieße das Rauschen der Wellen. Dann gehe ich in mein Zimmer, dusche und lege mich etwas hin. Ich rufe Tambdi Eltern an, versichere ihnen, dass ich keine Probleme habe und dass es mir gut geht. 2x ruft mich die Rezeption an, um zu fragen, was ich denn zu Abend essen möchte. Ich sollte es 2h vorher bestellen. Irgendwann beende ich daher mein Telefon mit einer Freundin und gehe runter. 2h warten mag ich wirklich nicht, aber jetzt nochmal mit dem Auto loszufahren, um ein Restaurant zu finden, klingt gerade auch nicht so verlockend. Ich bestelle eine lokale Spezialität, Sprossen aus Linsen in einem Curry mit Reis. Das Essen kommt schon um 8 und ich vermisse das Essen von Tambdi Mum, bei ihr schmeckt es deutlich besser.
Dann gehe ich bald schlafen.

Eins der schönen Holzboote am Strand:

Und der Sonnenuntergang:

Hohoho – Kommunikation mit Sprachbarriere

Während man auf hindi „ha“ für Ja sagt, sagt man auf marathi „ho“. Bei Bestätigung sage ich also statt „hahaha“ „hohoho“. Bei erstaunter Nachfrage wie unserem „wirklich?“ fragt man „hoi?“. Ich mag Sprachen.

In Sachen Kommunikation hat sich ein bisschen was getan. Marathi kann ich leider immernoch nicht ansatzweise, zugegebenermaßen tue ich allerdings auch extrem wenig dafür. Woher soll es also kommen?
Dafür habe ich einen eigenen Weg gefunden, mit Tambdi Mum zu reden. Aufgrund der geringen Schnittmenge an Alltagsleben und Interessen hat sich das Thema Kochen eigentlich als Hauptkonsens für uns herausgestellt. Und da ich sehr gerne mehr in dem Bereich lernen würde, dringe ich nach und nach weiter vor. Ausgangslage im letzten Winter war, dass ich die Küche praktisch nicht betreten durfte, weil ich als Gast alles serviert bekomme. Im Mai habe ich es immerhin geschafft, beim Kochen zuschauen zu dürfen und ich wurde sogar gebeten, etwas deutsches zu kochen. Ein kleiner Meilenstein!
Und jetzt habe ich es geschafft, Zwiebeln schneiden, Erbsen pulen und Methi zupfen zu dürfen. Ich bin sehr stolz. Unsere Kommunikation besteht hauptsächlich daraus, auf Dinge zu zeigen und sie zu benennen. Auf marathi, hindi, englisch und manchmal deutsch. Und mit Gestik wird meist ergänzt, was damit getan wird. Und dann gibt es noch DAS Wort, welches mit Abstand auf Platz 1 unserer Konversation steht: „me“. Wenn ich helfen möchte, sage ich „me“ und zeige auf Dinge, von denen ich denke, dass ich sie tun könnte. Oder wenn ich mit etwas fertig bin, sage ich „me, no work“, dann lacht Tambdi Mum. Wenn wir uns darum „streiten „, wer etwas macht, dann sagen wir so oft abwechselnd „me“, bis eine aufgibt. Wir lachen viel dabei. Ich mag es.

Zweimal kommt Saloni nach der Schule bei uns vorbei. Sie ist etwa 13 Jahre alt und sehr motiviert, mich vollzuquatschen. Was mich einerseits freut, da viele Leute hier nicht mit mir interagieren (das schiebe ich auf die sprachliche und kulturelle Barriere). Andererseits finde ich es dann den ganzen Tag über doch auch recht anstrengend, weil Kommunikation mit besagten Barrieren einfach deutlich schwieriger ist und mir deutlich mehr Energie abverlangt. Sie ist Fan des Google Übersetzers und übersetzt mir daher auch „ok, no problem“ vom englischen ins englische. Als wir zu zweit zum Fluss gehen, habe ich auf dem Handy aber kein Internet und so müssen wir glücklicherweise auf einzelne Worte übergehen. Mein Lieblingswort ist jetzt „Horror“, denn immer wenn sie Angst hat, sagt sie „Julia Didi, Horror“. Sei es Angst vor möglichen Schlangen, oder dem Mann, der in unsere Nähe kommt und vermutlich nur wissen will, wer wir sind und was wir machen. „Horror!“

Dann gibt es noch Aam Mama, einen „Onkel“ mütterlicherseits. Onkel in Anführungszeichen, weil kein Verwandtschaftsveehältnis besteht, er ist Nachbar des biologischen Onkels. Und Aam Mama, weil er der Mango Onkel ist. Er hat Chichi und mich in der prallen Mittagshitze mit zu kleinen Höhlen genommen, um sie uns zu zeigen. Er spricht kein einziges Wort englisch und da Chichi neben seinen Rollen des Fahrers, Führers, Callcenters, Julia-Manager (bzgl all der Verwandten, die täglich anrufen und Ratschläge erteilen, wie mit mir zu verfahren sei) und Freundes weiterhin eine nur sehr schwach ausgeprägt Motivation hat, auch den Übersetzer zu spielen, bin ich quasi die 2 Stunden Wanderung hin mit meinen Gedanken beschäftigt. In der Pause, die wir bei den Höhlen sind, kletter ich ein wenig auf den Felsen rum und immer, wenn er findet, ich sollte lieber woanders laufen, schreit er mit aus 100 m Entfernung „A“ zu. Je dringlicher, desto häufiger „A A A A“. Schaue ich zu ihm, zeigt er mir die Richtung, die ich seiner Meinung nach einschlagen sollte. Ich mag es. So fühle ich mich doch mehr Teil des Ausflugs. Auf dem Rückweg sagt er ab und an „O“, das fasse ich als Warnung auf. Und als sie sich ewig mit locals unterhalten und ich wieder nichts verstehe und daher vorgehe, ruft er mir lachend „Hoi“ zu. So eine Art „hey“. Wer braucht da schon einen Übersetzer.

Auf dem Weg zur Höhle:

Die kleine Höhle:

Mit Tambdi Dad ist es etwas anders. Er ist zum Glück von den ÜbersetzungsApps weggekommen und wir sprechen wieder mit 25% englischen Wörtern, 75% marathi Wörtern und jeder Menge Gestik. Und anstatt nur „understand?“ zu fragen, fragt er nun „understand? Percentage?“ Und es ist etwas schwierig, abzuschätzen, wie viel ich nicht verstanden habe 😀 aber eine grobe Angabe kann ich machen (zwischen 20 und 90%) und das hilft doch schon.

Zu Tambdi Dad gibt es noch mehr zu erzählen. Er ist sehr gesprächig und lässt sich von unserer Sprachbarriere nicht zurückhalten. Was mich einerseits sehr freut und was ich auch sehr zu schätzen weiß, ist mir an manchen Abenden nach ereignisreichen Tagen dann aber doch manchmal etwas zu viel. Da ist es mir manchmal doch eher nach etwas Zeit für mich, in der ich all die Erlebnisse verarbeiten kann. Ich mag unsere Gespräche aber auch. Und als wir gemeinsam mit dem Auto unterwegs waren, hat er mir immer wieder etwas über die Dörfer berichtet, durch die wir gekommen sind. An einem Punkt musste ich schmunzeln, denn das kam mir sehr vertraut vor. So wie unsere Eltern/Großeltern der Sage nach im Winter ja alle kiometerweit durch den tiefsten Schnee zur Schule stapfen mussten, hat auch Tambdi Dad seine Geschichte. Er ist noch ohne Strom zuhause aufgewachsen und habe mit den Händen Fische im Fluss gefangen. Zudem musste er kilometerweit zur Schule laufen. Und aus Mangel einer Brücke, die wohl erst 1996 gebaut wurde, hatte er eine Plastiktüte dabei, in die er seine Schulbücher und Klamotten steckte. Die auf dem Kopf balancierend sei er dann durch den großen Fluss geschwommen.

Ab in die Wildnis

Jetzt, wo ich wieder so richtig fit bin, kommt auch Tambdi Dad in Fahrt. Gestern Abend habe ich zum ersten mal meine Flöte ausgepackt und ein wenig vorgespielt. Er stellt fest, dass ich ganz andere Musik darauf spiele, als er gewohnt ist – aber es gefällt ihm. Immerhin, denn beim Weihnachtsabendessen, das ich für alle zubereitet hatte, sagte mir Tambdi dad im Nachhinein auf die Frage, ob es ihm geschmeckt hätte lachend „no like“. Das ist mal eine klare Antwort. Wir sitzen mittags gemeinsam im Wohnzimmer, Tambdi Mum, Tambdi Dad, eine Schwester von Tambdi mum und ich. Und mangels Internet und damit verbundenen Übersetzungshilfen unterhalten wir uns zu 50% mit Wörtern auf marathi, hindi und englisch und 50% Gestiken. Wir unterhalten uns über den Unterschied der Mentalitäten von Deutschen und Indern und meiner Zeit in Varanasi. Irgendwann kommt Tambdi Dad eine Idee. Ein paar hundert Meter weiter ist eine Schule und er ist überzeugt, dass die „armen Kinder“ dort noch nie eine Ausländerin zu Gesicht bekommen haben. Und da ich ja schonmal Lehrerin war, könnte ich ja an die Schule gehen und mich einen Vormittag vorstellen und ein wenig Fragen beantworten. Er denkt, dass es von meiner Seite aus schon reichen würde, wenn ich die Kinder nach ihren Namen fragen würde. Das würde sie sicher freuen. Ich sage, dass ich das gerne tun kann (warum auch nicht? Ich glaubeeh nicht, dass das was wird) und dann führt er noch weiter aus. Ich habe ja die Flöte hier und singen kann ich auch. Und beides ist etwas, das sich von der regionalen wie auch nationalen Musik arg unterscheidet. Am Ende findet er, es sollte reichen, wenn ich was vorsinge. Ich habe das Gefühl, nur glatt einem „Mrs Julia Mam festival“ der Schule entkommen zu sein. Tambdi Dad ruft direkt irgendwen an und erzählt von der Idee. Leider hat er keine Telefonnummer der zuständigen Person (wer auch immer das sein mag), aber er weiß schon, von wem er sie bekommt. Er ist zuversichtlich, morgen werde ich mich dort vorstellen.

Hier mit Tambdi Eltern an Weihnachten vor unserem geschmückten Mangobaum:

Ich bin gespannt. Zum einen möchte ich unter keinen Umständen als weißer Übermensch präsentiert werden, zum anderen bin ich aber für einige Leute die erste Ausländerin, Weiße, Westlerin, die ihnen persönlich begegnet. Und ein paar Fragen zu beantworten sowie ein wenig von einer anderen Kultur zu zeigen, kann ja eigentlich nicht schaden.
Mal ganz davon abgesehen planen Chichi und ich aber, morgen gemeinsam ans Meer zu fahren und die Verwandschaft mit den Mangonachbarn zu besuchen (leider ist keine Mangosaison. Das ist äußerst schwer verkraftbar). Da Pläne hier aber doch sehr flexibel sind, warte ich mal ab, ob und wann eine der beiden Ideen zur Umsetzung kommt.

Mal wieder liege ich. Dabei lässt es sich auch einfach am gemütlichsten schreiben, finde ich. Ich liege auf einer Matte auf dem Boden des Wohnzimmers von Verwandten von Tambdi Mum. Gestern Abend sind wir spontan aufgebrochen, um Silvester zu feiern. Eigentlich wollten wir schon vor 3 Tagen her fahren, aber wir sind ja alle flexibel. Wir sind hier in dem Ort, wo ich im Mai die ganzen Mangos herbekommen hatte. Bin also minimal voreingenommen und liebs.
Gestern Abend, am 31.12.24 (ein Tag nachdem ich hätte in die Schule gehen sollen. Überraschung, hat nicht geklappt da gerade Prüfungen anstehen) war noch nicht viel geplant. Chichi hat das etwas gestört, er wollte Silvester doch lieber feiern und nicht nur gemütlichen mit den Eltern im Wohnzimmer sitzen. Also haben wir um 9 beschlossen, zur Verwandschaft zu fahren. Darauf folgt ein längeres Telefonat, um die glücklichen über unsere Ankunft zu informieren. Dann gehen wir noch duschen, packen unsere Sachen, warten auf irgendwas, warten auf das Abendessen (das gibt’s meistens gegen 12 Uhr nachts) und dann brechen wir schon um halb 11 auf. Einen kleinen Abstecher machen wir noch zu einem Freund, um dessen Motorrad auszuleihen. Es ist eine Kasasaki, mehr weiß ich nicht-aber scheinbar recht fancy. Damit brechen wir dann endgültig auf. In der Nacht kühlt es zwar nicht arg runter, es hat kaum unter 17°. Aber dazu kommt Nebel und mit dem Fahrtwind ist es dann doch etwas frisch. Genau deswegen habe ich eine dünne Softshelljacke dabei, die ich über mein T-Shirt und die Bluse abziehe. Außerdem binde ich mir ein Koftuch, um den Kopf zu schützen und ziehe die Kaputze auf. Chichi lacht mich aus und fragt wieder mal, wie ich in Deutschland eigentlich klarkomme, wenn mir ja jetzt schon kalt sei. Er hat sich eine Strickjacke übers T-Shirt gezogen, trägt eine Mütze (Helme hat man hier ja keine auf. Nicht einmal der Fahrer) und Stoffmaske, um die staubige Luft ein wenig zu filtern.

Die Straßen sind fast leer, die Shops alle zu und man sieht niemanden. Ein sehr ungewohnter Anblick. Laut Chichi sind die Leute alle drinnen und feiern dort. Wir fahren über Land, kommen immer wieder durch kleine Ortschaften und dafür, dass heute Silvester ist und 0 Uhr kurz bevor steht, sehe ich keine Anzeichen.
Als wir bei der Verwandschaft ankommen, sind sie bereits alle im Bett und es ist 0:11 Uhr. Ich habe Silvester verpasst. Ich glaube, ich habe noch nie nicht mitbekommen, wann genau 0 Uhr ist. Das finde ich etwas traurig. Chichis Vorstellung von Silvester feiern trifft das wahrscheinlich auch nicht, aber da wir beide müde sind, gehen wir auch direkt schlafen.

Gegen 8 Uhr morgens werde ich durch die Geräusche der Frauen im Haushalt wach und stehe auf. Es ist noch etwas frisch und auch hier auf dem Land hört man außer Tieren nicht viel. Zwei Hähne krähen unregelmäßig, ab und an bellt mal ein Hund und sonst höre ich nur Geräusche aus der Küche.
Eine Weile sitze ich hier vor dem Haus und schaue einfach ins nichts. Das ist schön. Nachdem mich die zweite Frau fragt, ob ich mich nicht frisch machen mag, gehe ich duschen. Ich werde hier überdurchschnittlich oft gefragt, ob ich duschen gehen will. Vermutlich möchten sie einfach sehr zuvorkommend sein, manchmal fühlt es sich aber auch komisch an, des öfteren gefragt zu werden. Aber ok. Normal dusche ich morgens nach dem Aufstehen (weil ich hier erste gegen 10 aufstehe und es bis dahin schon heiß ist, hat man bis dahin bereits geschwitzt) und abends, wenn es etwas abgekühlt hat und man das Haus nicht mehr verlässt oder es kühl genugist, dass man nicht mehr schwitzt. Im Gegensatz zu Chichis Haus gibt es hier keinen Boiler, sondern man kocht Wasser über einem offenen Feuer in einem der Räume des kleinen Hauses. Den Blecheimer nimmt man dann mit ins Badezimmer und da mir das Wasser viel zu heiß ist, mische ich es mit kaltem Wasser. Was mich noch immer irritiert ist, warum in vielen Badezimmern nur Wasserhähne auf Kniehöhe sind, aber keine Duschköpfe. Der Wasserdruck wäre ausreichend und ich finde es deutlich angenehmer, im stehen zu duschen. Aber das ist wahrscheinlich auch einfach nur Gewöhnungssache.

Der Blick von unserer Terasse auf eine Schule:

Ich gehe eine Runde durch das Dorf spazieren und dann frühstücken wir vor dem Haus. Nach und nach gesellen sich einige Nachbarn zu uns, manche von ihnen erzählen direkt, wo sie mich heute schon gesehen haben. Es entsteht quasi ein Bewegungsprofil von mir und das, obwohl ich hier garkeinen Empfang habe. Manchmal braucht man garnicht so viel Technik. Da außer meinem persönlichen Übersetzer niemand englisch kann und mein Übersetzer leichte Motivationsprobleme aufweist, findet nicht viel weitere Konversation statt. Aber das ist ok. Dann kommt mein Lieblingsnachbar vorbei, er grinst schon von weitem. Er hatte mir die meisten Mangos von seinem Baum gepflückt. Absolut sympathisch. Und nachdem er gefragt hat, seit wann ich wieder hier bin, möchte er wissen, ob ich zur nächste Mangosaison wieder komme. Ich könne wieder jede Menge Mangos mitnehmen. Hui, und schon ist er ganz weit vorne mit dabei auf der Liste meiner Lieblingsmenschen in Asien. Eigentlich hatte ich nicht vor, schon wieder im Mai herzukommen, aber bei dem Angebot muss ich mir das auf jeden Fall nochmal überlegen! Ich zeige ihm Fotos von meinem Mangofest und er freut sich, dass seine Mangos so viele Leute so weit weg gefreut haben.

Zusammen mit 2 Cousinen machen wir uns dann auf den Weg. Wir wollen etwas durch die Gegend laufen und sind mit Snacks, einem Lautsprecher und viel Wasser ausgerüstet. Wir laufen ziemlich lange und kommen des öfteren an Abzweigungen von Trampelpfaden, wo wir schauen müssen, wie es weiter geht. Offenbar haben wir ein genaueres Ziel. Eine Cousine ist recht schnell schlapp, wegen ihr hätten wir wohl auch einfach vor dem Haus sitzen bleiben können. Sie fragt ab und an, wie weit es noch ist. Irgendwann finden wir die Straße: sie ist ein unbefestigter Feldweg mit Reifenspuren. Kurz später taucht ein riesiges Privatgrundstück vor uns auf, das eine Kokosnuss- und Bethelnussplantage ist. Wir gehen durch das Tor und gleich fühlt es sich etwas verzaubert an. Zum einen ist alles um uns herum grün und nicht staubig rot. Zum anderen herrscht überall Schatten, was bei 35° doch recht angenehm ist. Auf dem Grundstück befindet sich eine kleine Gebetsstätte für Hindus. Keiner von uns ist Hindu, aber der Ort hat trotzdem etwas und so bleiben wir eine Weile dort. Aus Respekt ziehen wir hier, mitten im Wald die Schuhe aus. Das finde ich zum einen eine schöne Geste, manchmal aber auch etwas übertrieben. Wie hier zum Beispiel. Der Wald ist offensichtlich nicht stubenrein und doch ziehen wir die Schuhe aus, um nichts zu beschmutzen. Temperaturtechnisch ist es so aber eh angenehmer. Wir gehen noch ein Stück durch den Garten/Wald und an einigen der Palmen wächst die Kletterpflaze Pfeffer! Da man den wohl auch frisch essen kann, probiere ich gleich ein paar Kügelchen. Schmeckt wie Pfeffer in saftig.

Der Ort zum Beten:

Und ein Blick wie im Jungle:

Schließlich machen wir uns wieder auf den Weg. Wir wollen uns den Sonnenuntergang überm Meer anschauen und anschließend zurück nach Tambdi fahren. Als wir an dem Ort ankommen, den Chichi sich überlegt hatte, sind uns da schon zu viele Leute und wir fahren weiter zu einer alten Burg. Hier ist nichts los, was deutlich angenehmer ist. Das mag eventuell auch daran liegen, dass wir von hier zwar eine tolle Sicht aufs Meer haben, jedoch nicht die Sonne sehen können. Wäre aber auch sehr inkonsequent von uns, jetzt tatsächlich den Sonnenuntergang zu sehen. Wo wir weder den Sonnenuntergang in den Bergen gesehen haben (zu spät dran), noch den Sonnenaufgang überm See (zu spät dran), wo wir auch etwa eine halbeStundezu spät waren. Auch so ist die Stimmung sehr schön und wir lauschen dem Meeresrauschen. Als es dunkel ist, fahren wir zurück. Die Fahrt ist interessant. Zum einen beschließt ein Motorradfahrer der anderen Fahrtrichtung spontan, rechts abzubiegen (im Linksverkehr) und so fahren wir ihm fast quer rein. Wir kommen beim Ausweichen ganz schön ins Schlingern, aber es passiert nichts. Dann sieht Chichi an 2 Stellen zu spät, wie viele Schlaglöcher sich in der größtenteils guten Straße plötzlich auftun und wir fahren viel zu schnell drüber. Auf dem kleinen Motorrad kann ich mich kaum mit den Beinen abstützen und so fährt es voll in den Rücken. Ich fühle mich alt. Auf halber Strecke wird mir dann mitgeteilt, dass wir noch einen kurzen Abstecher bei einer Cousinen machen. Eine andere Cousine hätte ihn angerufen und gesagt, dass Rupa mich gerne kennenlernen würde. Er hat kaum Kontakt, beschließt aber, dass wir trotzdem kurz vorbeischauen könnten. Er stellt sich ins Dunkel, während ich an der Haustür klopfe. Auf die Frage, wer es ist, sage ich nur meinen Namen. Ihr Sohn, ca. 18 Jahre öffnet und fragt, was ich will. Ich frage, ob Rupa da ist und er bejaht. Fragt dann, ob ich mit Prachit da wäre und fragt, wo der sei. Ich zeige auf ihn und er kommt vor. Das findet alles auf marathi statt und ich freue mich, dass ich mich zumindest ein ganz wenig verständigen kann.
Wir kommen rein und offensichtlich freuen sie sich über unseren Besuch. Wir bekommen direkt Süßigkeiten und Getränke angeboten. Und dann reden sie alle ewig miteinander, ohne mich weiter zu beachten. Da ich nicht das Bedürfnis habe, ständig im Zentrum des Geschehens zu sein, finde ich das durchaus ok. Aber wunder mich schon ein kleines bisschen, wie sie mich so kennenlernen wollen. Irgendwann zeigt der Sohn Chichi was auf dem Handy und der nickt ihm zu. Dann zeigt er mir wortlos den Bildschirm, auf dem steht „is Prachit your boyfriend?“. Gut, das ist mal eine direkte Frage. Ich antworte lachend nein und frage Prachit, wieso der ganz normal genickt hat, als ihm das Handy mit den englischen Wörtern gezeigt wurde. Er meint, ihm würde eh nicht geglaubt. Es stellt sich raus, dass die 4 garkein englisch können und der Sohn hält mir noch ein paarmal das Handy mit Fragen hin. Ich antworte ihm mit dem Google translator bzw. zeige ihm auf maps, wo ich genau herkomme. Irgendwann schauen wir alle ein Foto von ihm und seiner Freundin an und plötzlich hält Rupas Mann sein Handy in die Mitte. Er zeigt uns ein Bild von mir. Ah ja. Ein Bild von meinen Tambdi Eltern und mir, welches er rangezoomt hat. Wir sind bei Verwandten meiner indischen Familie und es sollte mich eigentlich nicht weiter überraschen, dass sie ein Foto von mir haben, bevor ich sie persönlich treffe. Trotzdem muss ich erstmal lachen. Ich muss noch ziemlich dafür kämpfen, sie davon zu überzeugen, dass ich nichts weiter essen möchte und wir fahren weiter. Der Rest der Fahrt ist dann noch ganz angenehm.

Holy Piss

Heute bin ich richtig angekommen im Urlaub Urlaub. Klar bin ich schon wieder ein Weilchen hier, aber das richtige Urlaubsfeeling kommt heute hoch. In Delhi und Varanasi ist die Zeit nur so gerannt und jetzt bin ich wieder auf dem Land im Bundesstaat Maharastra.

Heute Nachmittag fahren wir in die Berge, Sonnenuntergang anschauen. Ich bezweifle stark, dass wir den noch zu sehen bekommen, weil wir bereits halb 5 haben, aber ich habe auch nichts gegen eine Motorradfahrt und schon garnichts dagegen Zeit in den Bergen. Auch, wenn die Sonne dann schon untergegangen ist. Als wir ankommen, unterhält sich Chichi mit 2 Bäuerinnen und ich setze mich etwas weiter und genieße die Aussicht, bis es eine halbe Stunde später ganz dunkel ist. Wir besuchen eine Familie, die ich auch schon 2x getroffen habe. Sie leben in sehr einfachen Verhältnissen und haben kaum Einkommen. Zudem macht ihnen zu schaffen, dass immer wieder einer ihrer Büffel vom Leoparden gerissen wird. Die sind nachts daher auch drinnen im Haus. Im Haus fungiert der äußere Ring als Stall für 6 Büffel und 2 Kälbchen, außerdem gibt es auch Hühner. Durchquert man die ca. 3 m, gibt es eine etwas höhere Stufe und auf dem erhöhten Plateau ist quasi der Flur, von dem 2 Räume abgehen. In einem gibt es eine kleine Feuerstelle aus Lehm, auf der mit offenem Feuer gekocht wird. Hier sitzen wir zusammen mit den Eltern und ihrer Tochter. Da sie kein englisch sprechen und zudem ziemlich schüchtern gegenüber Ausländern sind, bin ich wenig in die Konversation involviert. Ich beobachte daher die Hühner und Büffel. Und stelle fest, dass ein Büffel nicht mehr da steht, wo er vorher stand, sondern ca. 1,5 m weiter rechts. Nämlich dort, wo auch meine Schuhe stehen. Und er pinkelt. Direkt neben meine Schuhe, die bekommen ziemlich viele Spritzer mit ab. Mist 😀

Etwa 1,5 Stunden später brechen wir wieder auf und wandern den kleinen Fußweg zurück an die Straße. Die Kuhpisse ist mittlerweile getrocknet, sodass ich zumindest trockene Füße habe. Ich schätze, meine Schuhe sind jetzt besonders gesegnet. Ich Glückspilz! Manchmal muss man sich die Dinge einfach schön reden.
Beim Motorrad angekommen stellenn wir fest, dass jemand die Luft aus beiden Reifen rausgelassen hat und so können wir nicht zurückfahren. Wir laufen also ein Stück, bis wir an eine für Fahrzeuge gut gelegene Stelle zum Halten kommen. Laut Chichi gibt es einen Bus, der auch noch spät am Abend fahre und auf den warten wir für mich. Er will das Motorrad vorsichtig zurück fahren und mich irgendwo treffen, wo mich der Bus absetzt. Ich bezweifle ein wenig, dass da wirklich ein Bus kommt, aber groß eine andere Wahl haben wir nicht. Der Himmel ist ganz klar und wenn gerade kein Verkehr vorbei fährt, den wir auf Bus abscannen, schauen wir auf die Sterne.

Nach 10 min fährt ein Bus aus der Gegenrichtung an uns vorbei und ich bin jetzt auf jeden Fall zuversichtlicher, dass auch aus der andere Richtung ein Bus kommen wird. Nochmal eine viertel Stunde später winken wir meinen neuen Shuttleservice ran und Chichi erklärt dem Busfahrer und Fahrkartenverkäufer, wo sie mich rauslassen sollen. Wir fahren auf der einzigen Straße, die in der Gegend auf die andere Seite des Nationslparks führt und da der Nationalpark Berge sind, ist es eine Pass. In gewohnt hoher Qualität, durchsäht mit etlichen Schlaglöchern und einigen Stellen mit fehlender Deckschicht, wob man quasi auf Schotter fährt. Was mich dazu veranlassen würde, das Tempo zu reduzieren, reicht dem Busfahrer offensichtlich bei weitem nicht aus und wir brettern nur so über diesen holprigen Weg. Mir wird übel und da ich noch von meiner letzten Reise auf Passstraßen in den Bergen in Südindien in Erinnerung habe, dass hierbei Ingwer helfen soll, schmeiße ich mir ein Ingwerbonbon ein. Und warte darauf, dass es hilft. Es hilft nicht. Außer mir sitzen im Bus noch ein Mann, eine Frau mit Baby und eine Frau. Die Frauen möchten von mir wissen, woher ich komme und wo ich hin möchte. Gute Frage, wo ich hin möchte. Keine Ahnung. Ich vermute stark, dass mich der Bus nicht vor die Haustür in Tambdi bringt, außerdem ist Tambdi ein Name für einen Teil des Dorfes. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der einem was sagt, wenn man nicht gerade in dem umliegenden 5 km wohnt. Also sage ich Chiplun. Von der Frau mit dem Baby im Arm bin ich beeindruckt. Ich halte mich selbst am Vordersitz fest, um auf der glatten Sitzbank nicht durch den Bus zu fliegen und sie hält dabei auch noch ein Baby auf dem Arm. Irgendwann wird der Bus langsamer und hält an. Der Fahrkartenverkäufer deutet mir, ich solle aussteigen und so steige ich aus. Mit mir steigen auch Busfahrer und Fahrkartenverkäufer aus. Sie reden auf mich ejn und deuten, ich solle jemanden anrufen. Ah. Ok, dann ruf ich mal Tambdi Dad an. Er nimmt ab und ich gebe das Handy dem Busfahrer. Sie sprechen ganz kurz und dann kommt auch schon Chichi angerollt. Er sagt ihnen, ich solle noch ein Stück mitfahren und so steigen wir alle wieder ein und weiter geht es. Ich bin gerührt, wie sich um mich gekümmert wird. Schließlich hätten sie mich auch einfach stehen lassen können. So kaufe ich nochmal ein Ticket für 5 ct und steige ca. 3 min später endgültig aus. Sie winken mir zum Abschied. Ich erkenne die Kreuzung und beschließe, auf Chichi zu warten. Er ruft aber kurz später an und wir vereinbaren, dass ich ca. 400 m zurück laufe, denn dort hat er einen Laden gefunden, der ihm die Luft aufpumpt. Bzw die Reifen wechselt, denn die Ventile sind rausgerissen. Und dann geht es heim.

Bei der Reperatur:

Ich liege am Waldrand und höre dem Wind zu, wie er die Blätter rauschen lässt. Es ist Winter und die Regenzeit ist lange genug her, dass die Büsche und Gräser langsam trocken genug sind, um Feuer zu fangen. Um ihre Grundstücke vor Wildfeuern zu schützen, verbrennen einige Leute bereits Streifen um ihr Grundstück herum. Chichis Familie hat die Tage „grass cutter“ kommen lassen, 2 Männer mit Motorrasenmähern, um das Gebüsch auf dem Grundstück zu mähen und das Haus vor Wildfeuer zu schützen. Hier in dem Wald, in dem ich liege, ist die Familie ein weiteres Grundstück. Hier möchte Chichi eine Hütte bauen und befreit aus diesem Grund eine Fläche von Gebüsch. Immer wieder zündet er dafür Haufen an, die jedoch schwer brennen, da sie noch zu feucht sind. Das mit dem Grundstück hier ist so eine Sache. Hier ist ein gemauertes Fundament, denn die Familie wollte ursprünglich hier ihr Haus drauf stellen. Das Grundstück gehört ihnen aber garnicht, das gehört wem anders. Diese Person ist allerdings schon seit Jahren nicht vor Ort und da laut Chichis Aussage seine Familie die ist, die sich „um das Grundstück kümmern“ (was auch immer das heißen mag), waren sie der Meinung, können sie hier auch gerade ihr Haus drauf bauen. Irgendwie hatte der Grundstückseigentümer dann aber davon mitbekommen und war wohl dagegen. So haben sie ihr Haus dann doch auf ihr eigenes Grundstück gebaut. Übrig ist aber das gemauerte Fundament und hierauf möchte Chichi seine Hütte stellen. Wann das der Grundstückseigentümer mitbekommt und wie er das dann findet, steht wohl noch in den Sternen.

Busy Varanasi

In Varanasi rennt die Zeit. Hier habe ich fast täglich Backworkshops für die Azubis gegeben. Thema: vegane Torten. Schwarzwälder Kirschtorte haben wir mehrfach gemacht, einmal in ’normal‘ und mehrmals in vegan. Und Donauwelle haben wir mit mehreren Cremes getestet. Die vegane Butter dort ist nämlich so bockhart, dass sie für Buttercremes eher beschränkt geeignet sind. Aufgewärmt und mit Kokosöl vermischt hat es aber ganz gut geklappt.
Dann hat sich mein Kratzen im Hals (schiebe ich auf die unglaublich schlechte Luftqualität in Delhi und Varanasi) zu einer ausgereiften Erkältung entwickelt. Musste jetzt auch nicht unbedingt sein. Dann noch in anderen Bereichen das Projekt unterstützt (Flyer erstellt,..) und so viel Zeit wie möglich mit Freunden verbracht. Kleines Highlight ist, dass ich noch Versuchskaninchen spielen darf für den Masseur. Im Gasthaus werden nämlich demnächst auch Massagen angeboten und da hat Micha mich gebeten, das aus der Perspektive einer Frau zu erleben. Man tut, was man kann, um zu helfen! Ich lasse mich also mehr oder weniger für den guten Zweck massieren. Läuft!

Zwischendurch meldet sich Jitender (der mit dem Bruder in Amsterdam) und bietet mir an, ich könnte mich jederzeit bei ihm und seinen Eltern (die sind zum zweiten Mal in Varanasi) melden, wenn ich hier irgendwelche Probleme hätte. Das ist nett. Und etwas komisch, weil ich mich hier vermutlich besser auskenne, als er.

Just Varanasi things:

Freitag Abend bin ich zu einer Babyparty eingeladen. Priyankas (bei deren Hochzeit ich letztes Jahr war) Schwägerin ist hoch schwanger und da ich auch sie ganz gut kenne und wir uns sehr gut verstehen, bin ich auch eingeladen. Sie sagt, es geht um 18 Uhr los, Priyanka (die selbst notorisch zu spät ist) warnt mich aber vor, ich solle nicht vor 19 Uhr kommen – aber am Ende machen wir aus, dass sie mich anrufen, wenn ich loslaufen soll. Passt. Ich bin um halb 6 im Gasthaus zurück und lege mich etwas hin, da ich ein wenig angeschlagen bin. Gegen 9 bekomme ich so Hunger, dass ich beschließe, mir unten im Restaurant was zu bestellen. Gerade, als ich bestellen möchte, bekomme ich den Anruf und laufe los. Ich werde von Priyankas Cousin Chiku begrüßt, er fragt, warum ich erst so spät gekommen sei. Ich sage, dass sie mich vergessen hatten und ich daher erst jetzt gekommen bin. Die Feier habe ich also verpasst ^^ das ist schade, ich bin aber auch nicht all zu traurig darüber, die 3 Stunden Ruhe gehabt zu haben. Sie schaut toll aus, ist mit jeder Mwnge Schmuck behängt und tront in einem mit Blumen geschmückten Zimmer, umringt von lauter Frauen der Verwandtschaft. Ich beglückwünsche sie kurz und werde dann in den Nebenraum geführt, in dem ich Essen bekomme. Der Vater bedient mich, das finde ich besonders. Da er normalerweise delegiert, wer mir was bringen soll, schiebe ich diese neue Situation auf die ganzen anderen Gäste. Er zeigt, dass er ein guter Gastgeber ist. Wir können aufgrund der Sprachbarriere nicht viel reden, er ist mir aber sehr sympathisch. Auch letztes Jahr bei der Hochzeit hat er mir gesagt, dass er sehr zu schätzen weiß, dass ich von so weit her gekommen bin. Ich mag ihn. Als ich mit dem Essen fertig bin, gehe ich wieder da mir das zu viel Trubel ist und ich hier nicht viel verstehe. Außerdem freue ich mich auf mein Bett.

Varanasi Gassen am Abend:

Am Samstag fahre ich Priyanka bei ihrer Schwiegerfamile besuchen. Da ich mir die Haare gewaschen habe und es am Abend und in der Nacht nicht warm genug ist, um sie an der Luft zu trocken, gehe ich in ihr altes Elternhaus und leihe mir einen Föhn. Dann diskutieren wir etwas, wie ich jetzt zu ihr fahre: Priyanka hatte mir genau erklärt, wo ich welche Autoriksha nehmen muss. Aber gestern Abend hatte mir ihr Bruder dann versichert, dass er oder sein Cousin eh auch hinfahren würden und mich mitnehmen könnten. Heute wirkt es aber, als würden sie nur wegen mir fahren und das halte ich für übertrieben, da mir Priyanka gesagt hat, wie ich fahren muss.

Varanasi Verkehr:

Wir einigen uns also darauf, dass ich mich allein auf den Weg mache. Dann muss ich aber erstmal warten, denn sie wollen noch Süßigkeiten für die Schwiegerfamilie mitgeben. Und dann rufen sie noch an, um zu klären, welcher nun der für mich geeignetste Weg ist. Es ist der, den mir Priyanka verraten hatte. Den ich ihnen auch zur Bestätigung nochmal erklärt hatte. Hach ja. Manchmal find ich dieses jeder kümmert sich und mischt sich ein rührend und machmal unnötig verzögernd. Endlich mache ich mich auf den Weg und finde nach etwas Suche ein shared Auto (Tuktuk, dass sich mehrere teilen). Eines, das nicht 500 Rs sondern nur die angebrachten 25 Rs von mir will. Perfekt.
Auf dem Weg ruft mich Priyankas Mann an und sagt, er hole mich von der „Haltestelle“ des Tuktuks ab, ich muss kein weiteres suchen. Auch gut.
Ich habe bereits mit Priyanka, ihrer Schwägerin, ihrem Bruder, ihrem Cousin und ihrem Mann darüber gesprochen, wie ich zu ihr fahre. Wenn das normal ist, wird mir auch langsam (aber auch wirklich nur langsam) klar, weshalb die Leute hier alle ständig am Telefonieren sind. Man kommt ja zu garnichts mehr. Meinem auf Effizienz getrimmten, deutschen Hirn gefällt die Ineffizienz des ganzen nicht so gut. Aber dem Teil meines Herzens, der es einfach wundervoll findet, wie man sich umeinander kümmert, geht das Herz ein bisschen auf.
Und schon ist die Zeit rum in Varanasi und ich fliege nach Mumbai.

Wieder mal habe ich mich bewusst dafür entschieden, nicht zu fragen, was wann und wie passiert, wenn ich ankomme. Ich vertraue.
Dass meine Nachrichten von gestern immernoch nicht bei Chichi angekommen sind, beunruhigen mich ein kleines bisschen. Aber ich habe die Adresse der Wohnung in Mumbai und außerdem die Kontakte der beiden Cousins, die auch dort wohnen. Kurz vor Abflug meldet sich Chichi, ich solle Bescheid geben, wenn ich gelandet bin. Er sei im Jungle und hätte daher die letzten Tage keinen Empfang gehabt. Als ich ankomme telefonieren wir kurz und ich mache mich auf den Weg zur Wohnung. Aufgrund eines Missverständnisses stelle ich dann kurzerhand mein Gepäck bei den Nachbarn in die Wohnung und gehe essen, bis Akshay von der Arbeit kommt. Eigentlich hätte ich den Schlüssel bei ihm holen sollen. Was auch erklärt, weshalb er mir die Adresse seiner Arbeit geschickt hatte. Geht aber auch so.
Ich gehe mit verschiedenen Saucen gefüllte, frittierte Bällchen (pani puri) am Stand meines Vertrauens essen und besorge mir eine Tüte mit scharfen Bananenchips. Die liebe ich über alles!
Mot den Chips beladen setze ich mich zum Tempel vor der Wohnung und warte, bis kurz später auch schon Akshay kommt und wir nicht viel später zusammen zum Punkt laufen, den Chichi mit dem Busfahrer ausgemacht hat, wo der mich einsammeln soll.

Ich kann einigermaßen schlafen auf meinem Liegeplatz und morgens gegen 5 komme ich an. Juhu! Die ersten Tage verlaufen ruhig. Ich bin immernoch ziemlich angeschlagen und habe das Gefühl, dass es meinem Körper ganz gut tut, sich auszuruhen.

Namaste Delhi!

Es ist Montag, der 16. Dezember 2024 und ich liege im Zug, irgendwo auf dem von Delhi nach Varanasi. Dass ich den Blog auf meiner letzten Reise an Tag 2 gestartet habe, nehme ich als Anlass, diesmal an Tag 3 zu starten. Also heute 🙂

Tatsächlich gibt es auch noch garnicht viel zu berichten. Am Freitag früh habe ich mich wieder mal auf den Weg zu meinem Lieblingsziel gemacht: Indien! An sich hat alles gut geklappt, nur im zweiten Flug saß eine Familie mit kleinem Mädchen hinter mir, deren Motivation, sich auch nur annähernd ruhig zu verhalten quasi negativ war. Dass sie mich 4h durchgehend getreten und vollgeschrien hat, kann ich ihr kaum übel nehmen. Denn in ihrer kurzen Verschnaufspause fing ihre Mutter an, ihr eine Lobeshymne über Indien vorzusingen und da ist sie direkt mit eingestiegen. Yeah. Ist auf jeden Fall ein nicht unauthentischer Einstieg in mein Urlaubsziel. Die Eltern nicht zu verurteilen, ist mir leider nicht ganz gelungen, dabei hab ich mir schon Mühe gegeben. Zumindest in der ersten Stunde. Morgens gegen 6 (1:30 Uhr nachts in Deutschland) bin ich dann mit Nerven aus Schokolade gelandet und mit dem Taxi zu Michas Bäckerei gefahren. Naresh begrüßt mich und fragt, welches Brot ich denn gerne frühstücken möchte. Die Brote sind richtig gut, aber zum einen will ich jetzt nicht frühstücken, weil ich gleich endlich pennen gehe. Und zum anderen will ich schon garkein deutsches Brot als erste Mahlzeit in Indien essen. Ich quatsche daher nur kurz mit ihm und verabschiede mich dann in Michas Wohnung zum Schlafen.

Mittags stehe ich auf und gehe zum Mittagessen in die Bäckerei. Dann laufe ich zum nächsten Markt und suche vergeblich eine Simkarte. Also gehe ich wieder schlafen und schon ist der Samstag rum.

Am Sonntag schlafe ich lange, stehe mittags auf und mache mich auf den Weg zu einem Markt, den ich kenne. Hier werde ich fündig. Als ich am Nachmittag zurück fahren möchte, treffe ich doch noch einen Bekannten der deutschen Schule in Delhi. Er hat in der Botschaft gerade noch den Nikolaus gespielt und ist fast enttäuscht, dass er in seinem Alltags-Outfit nicht halb so viel Aufmerksamkeit erfährt. Wir gehen zusammen Essen und ich erfahre viel darüber, wie es ist, an der deutschen Schule als Lehrer zu arbeiten. Nach 2 Runden Darts verabschiede ich mich und falle müde ins Bett.

Auch in Indien ist jetzt Winter und das heißt, die Durchschnittstemperatur ist jetzt auch hier niedriger. Tagsüber sind es etwas mehr als 20° und nachts kühlt es auf ca. 8° C runter. Morgens und abends finde ich es schon auch kühl, aber tagsüber komme ich im Gegensatz zu den meisten Leute hier auch gut ohne Mütze und Jacke aus. Das können einige hier garnicht nachvollziehen. Sie finden, ich sollte meinen Kopf vor der Kälte schützen, um nicht krank zu werden.

Und schon ist Montag. Wieder schlafe ich lange und stehe erst mittags auf. Nach einem Telefonat mit Antonia und dann Chichi ruft Naresh an und fragt, wo ich bin und ob ich zum Essen komme. Außerdem will er wissen, wo ich denn gestern gegessen hätte? Lieb. Dass ich zum Essen nicht in die Bäckerei gekommen bin, kann er nicht wirklich nachvollziehen. Ich verspreche, gleich rüberzukommen. Scheinbar kommt auch Claudia und bringt Essen. Keine Ahnung, wer das ist, aber wir sagen kurz hallo und dann ist sie auch schon wieder weg. Und dann treffe ich noch Dolly und Suriya. Dolly lebt noch bis Januar im Kinderheim, dann wird sie 18 und zieht in ein Zimmer in Michas Büro. Sie macht eine Ausbildung zum Bäcker. Letztes Jahr habe ich zusammen mit ihr Waffeln gebacken, da erinnert sie sich noch dran. Dolly ist witzig, ich mag sie. Suriya kenne ich noch nicht, sie ist 2019 aus Afghanistan gekommen und arbeitet jetzt auch in der Bäckerei. Nebenbei hat sie Hindi gelernt, freut sich schon auf ihren Deutschkurs ab Januar, weil ihr die 5 Sprachen, die sie bereits beherrscht scheinbar nicht reichen. Sie ist mir sympathisch und wir beschließen, gemeinsam zu einem Markt zu fahren. Wegen des Verkehrs zieht sich die Fahrt ganz schön und ich werde auf dem Rückweg langsam nervös. Aber ich komme am Ende 45 min vor Abfahrt des Zuges mit meinen 2 großen Koffern, dem Handgepäcksrucksack sowie dem kleinen Rucksack und einem Paket für Micha am Bahnhof an. 2 Kulis haben sich an meiner Überforderung, das Gepäck mehrere Treppen hochzutragen bereichert. Aber die 5 € waren es mir echt wert. Obwohl ich schon deutlich zu viel gezahlt habe. Aber immerhin habe ich sie von den ursprünglichen 1000 Rs pro Koffer auf 200 Rs (statt ~120 Rs) runtergehanelt bekommen.

Am Gleis stellt sich kurz später eine große Familie so neben mich, dass ich plötzlich in ihrem Kreis mit drin stehe. Nachdem ich sie kurz bitte, auf mein Gepäck aufzupassen, während ich mir eine Banane und frittierte Erbsen besorge, ist das Eis gebrochen und ein kurzes Fotoshooting beginnt. So geht die Zeit gut rum und der Zug fährt auch schon ein. Ein indischer Hipster hilft mir mit dem ganzen Gepäck und ich finde meinen Platz. Ich habe Platz 49, den untersten Liegeplatz von 3 übereinanderliegenden Schlafplätzen. Mag ich garnicht, weil viele Inder länger da unten sitzen wollen und ich mich eigentlich immer sofort schlafen legen mag. Und schon ist die Familie da, mit welcher ich den 6er teile. Jitender ist etwas jünger als ich und er reist mit seinen Eltern nach Varanasi. Sie bitten mich, Plätze zu tauschen, sodass der Vater nicht ganz hochklettern muss und großzügig willlige ich in den Platztausch ein. Perfekt. Mein ganzes Gepäck finden sie zwar etwas störend, aber wir finden schnell eine Anordnung, die passt. Irgendwann kommen wir doch noch ins Gespräch und es stellt sich raus, dass Jitender ein wenig deutsch gelernt hat und sein Bruder sei wohl auch gerade in Deutschland. Nämlich in Amsterdam. Ich wurde vor ein paar Jahren mal gefragt, ob ich Japanerin sei – dagegen ist Amsterdam ja praktisch Deutschland.

Bevor ich schlafe, fällt mir ein, dass ich noch einen Schokonikolaus dabei habe. Ein Geschenk vom Sohn von Freunden aus Deutschland, das mir jetzt gerade recht kommt. Ich mache ein Foto, wie ich ihn esse und schicke es ihnen. Dann schlafe ich auch schon ein.

Mangos und ein Abschied

Mangos sind noch keine gepflückt. Es gibt ein Problem, und zwar schauen die für mich reservierten Mangos von innen teils nicht mehr so gut aus. Das wird auf den starken Regen der letzten Tage zurückgeführt. Hier wird nun überlegt, was wir jetzt machen. Am frühen Abend fahren Chichi und ich nochmal zu dem fast ausgetrocknet See im Jungle und sehen ein Gaur (indisches Bison) mit Kalb. Mittlerweile hat die Dämmerung eingesetzt und das Muttertier ist mit Kalb unterwegs. Chichi fühlt sich damit nicht so wohl und so klettern wir auf einen kleinen Baum. Als ob die 600-1000 kg, die so ein weibliches Tier auf die Waage bringt, von einem läppischen, toten Baum aufgehalten werden könnten. Aber gut. Vielleicht bin ich zu naiv, ich wäre einfach ruhig sitzen geblieben. Das Tier starrt uns eine Weile an und verschwindet dann wieder im Jungle. Ich erkenne ohne Brille in der Dämmerung nicht allzu viel, außer einer sehr großen Kuh. Jetzt, wo wir wieder sicherer sind, ist Chichi überaus begeistert, denn er versucht schon seit einigen Wochen, so ein Tier in freier Wildbahn zu sehen. Da es jetzt aber langsam gefährlich wird hier im fast dunkel an der Wasserstelle, machen wir uns auf den Weg. Auf der Straße angekommen setzen wir uns noch eine Weile vors Auto und schauen, ob wir noch was erkennen.

Unser Baum des Vertrauens:

Am Abend bekommt Chichi mal wieder Ärger von der Familie. Dass ich hier bin, weiß vermutlich jeder der Familie bis zum ca. 5. Grad inklusive deren Freunde und Nachbarn. Und alle diskutieren mit, was mir gezeigt werden soll, was mir geboten wird und wie am besten auf mich aufgepasst wird. Was mich auch immer mal wieder nervt, weil ich es nicht gewöhnt bin, dass eine so große Gruppe von Leuten in meiner Tagesplanung mitredet und Entscheidungen für mich trifft, rührt mich mittlerweile immer mehr. Die meisten kennen mich überhaupt nicht, sie sind (im Gegensatz zu vielen aus der touristischen Region Varanasi) auch absolut nicht an irgendwelchen materiellen Vorteilen interessiert, die ich ihnen bieten könnte. Im Gegenteil, ich darf ja überhaupt garnichts bezahlen. Es geht ihnen also nicht darum, irgendeinen Vorteil aus mir zu ziehen, sondern ich finde es einfach nur herzerweichend, wie ich in dieser Gemeinschaft, in dieser riesigen Familie aufgenommen werde. Aber zurück zum Abend, Chichi wird dafür gerügt, mich dieser großen Gefahr Natur auszusetzen. Ich solle doch lieber im Haus bleiben, da gibt es Ventilatoren und ich könne mich ausruhen. Wieso er mich dazu nötige, irgendwo rumzulatschen? Und dann noch, wo es dunkel ist. Sie finden es unverantwortlich von Chichi, mich in solche Situationen zu bringen. Es ist auch nur schwer für sie zu verstehen, dass ich da Lust drauf habe. Dass ich das möchte. Bis ihnen Chichi am nächsten Tag Bilder zeigt, wie ich auf einen großen Baum geklettert bin. Sie glauben ihm ein wenig mehr, dass ich da Lust drauf habe. Vor allem, als ich ihnen Freude strahlend berichte, dass ich das viel öfter machen möchte, weil es mir so Spaß macht. Ich habe jetzt also vermutlich noch mehr den Ruf der seltsamen Deutschen. Chichi sagt auch immer wieder, dass er allein die Verantwortung für mich übernimmt. Ich bin nicht von hier und offensichtlich gibt es sehr viele Dinge, die mir fremd sind, die ich nicht verstehe (schon allein die Natur und wilden Tiere hier. Und dann natürlichnoch die sprachliche und kulturelle Barriere,  wovon zumindestzweitere immer kleiner wird). Man muss auf mich also mehr aufpassen, als auf einheimische Verwandte. Und zudem scheine ich untypische Vorlieben für Urlaub zu haben. Es ist also etwas schwierig für alle einzuschätzen, wie man auf mich aufpasst und mit mir umgeht. Jeder hat eine andere Meinung. Den Großteil der Diskussionen und Telefonate verstehe ich natürlich maximal wenig bis nicht. Und doch weiß ich, wie vielen Leuten an meinem Wohlergehen gelegen ist. Und das ist einfach wundervoll, zu spüren.

Die Nacht wird interessant. Mir wird geraten, mich mit den Cousinen, Nichten, Neffen und Tanten schlafen zu legen aber heute Nacht findet ein Konzert mit traditioneller Musik statt. Ich bin sehr müde, ich möchte wirklich gerne schlafen. Und den Konzerte mit traditioneller Musik, die ich in Indien bisher erlebt habe, konnte ich meist nicht viel abgewinnen. Aber Prasen und Mama (Chichis Onkel) spielen mit, Chichi fährt eh hin und so ist für mich klar, dass ich mitkomme. Wir holen Prasens Eltern sowie seine Oma ab. Die Oma ist überglücklich, mich zu sehen. Wir können nicht reden, aber auch ich freue mich sehr, das bekannte, liebevolle Gesicht, zu sehen. Dann geht es zum Konzert. Mittlerweile ist es etwa 1 Uhr nachts und wir haben nur die ersten Minuten verpasst. Wir setzen uns und Prasen und Mama winken uns fröhlich zu, als sie uns sehen. Es ist ein winzig kleines Dorf hier und ich bin neben der Musik vermutlich die nächste Attraktion. Es ist unglaublich laut. Alle Lautsprecher geben etwa 250% und mir platzt bald der Schädel. Auf dem Weg vom Auto zu den Stühlen hat mir Chichi gesagt, dass wir nicht lange bleiben müssen, sondern auch mit dem Auto irgendwo rumfahren können. Ich bin unglaublich froh um diesen Vorschlag. Ich hatte absolut nicht vor, den anzunehmen. Aber das ist wirklich kaum auszuhalten. Ich denke, ich fände die Musik ok, wenn sie zumindest auf erträglicher Lautstärke zu hören würde. Nach 10 min sage ich Chichi, dass mein Kopf platzt und ich in spätestens 5 min gehen möchte. Es tut mir Leid, denn Prasens Eltern und Oma sind natürlich stolz, dass ich auch zu Prasens Konzert komme. Chichi lacht und sagt, dass auch er gehen will, weil er es nicht aushält und so verschwinden wir. Wir fahren etwas mit dem Auto und auch hier ist die Musik wunderbar zu hören. Wir setzen uns vors Auto auf die Straße und hören von hier zu. Dann reden wir wieder mal über unsere unterschiedlichen Erfahrungen mit Familie in Deutschland und Indien. Um 5 ist das Konzert vorbei und wir holen die 4 wieder ab. Sie sind traurig, dass wir nicht zugehört haben, ich sichere ihnen aber zu, dass wir das durchaus getan haben. Nur halt nicht vor der Bühne. Ich versichere ihnen auch, dass ich nicht geschlafen habe, obwohl ich wirklich müde bin. Prasen freut sich. Bis wir gegen dreiviertel 6 wieder bei Mamadaheim ankommen, schlafen die 3 hinten auf der Rücksitzbank. Die Dämmerung hat bereits eingesetzt und wir gehen schlafen. Um nicht noch mehr Mückenstiche zu bekommen, schlafe ich mit Prasens Mutter in einem Bett drinnen im Haus.

Das Konzert:

Gegen 11 Uhr werde ich wach und wir machen uns auf, um zu erkunden, welche Mangos wir nun ernten. Nach einer kleinen Tour durchs Dorf, in denen mir wirklich sehr viele Leute ihre Mangos anbieten (gratis?!), entscheiden wir uns für einen Sack mit den reservierten Mangos des Nachbarn sowie einem Sack Mangos einer anderen Nachbarin. Da ich erst Mittag essen soll und 2 Onkel bereits mit der Ernte beginnen, komme ich nach. Ich finde den Baum nicht gleich und so drehe ich eine größere Runde durch den Ort. Als ich schließlich da bin, sind sie fast fertig und ich kletter mehr zum Spaß den Baum hoch. Dann geht es aber zum nächsten Baum und der ist riesig groß. Außerdem hat er viele Astverzweigungen relativ weit unten, sodass dieser Baum quasi zum Klettern gemacht sind. Ich liebe es. Die Nachbarinnen finden es völlig verrückt, dass ich da mit drauf klettere, unser Mangopflückerspezialist findet es amüsant. Ich nehme mir vor, das künftig öfter zu machen. Irgendwann haben wir genug Mangos. Wir klettern runter, packen die Mangos ein und bringen sie zum Auto. Dann ist erstmal Mittagspause. Chichi macht sich ans Kokosnuss ernten und da ich auch sowas noch nie gemacht habe, darf ich auch hier mithelfen. Prasens Vater zeigt mir, wie wir die Machete an dem langen Bambusstab befestigen und am Ende schaffe ich es, 4 Kokosnüsse zu ernten! Ich bin sehr stolz. Frisches Kokoswasser ist eine wirklich super Entlohnung dafür.

Wir verabschieden uns von den zahlreichen Nachbarn, den vielen Familienmitgliedern und fahren samt Prasen und seinen Eltern wieder zurück nach Tambdi. Bepackt mit jeder Menge Mangos und unseren paar Taschen. Wir hören Musik, singen gemeinsam dazu und die Fahrt geht schnell rum. Am Abend gehe ich früh schlafen, denn ich habe noch ein Schlafdefizit. Außerdem waren es wieder so tolle Erlebnisse, dass ich das auch verarbeiten muss. Der Himmel ist klar und meine letzte Nacht in Tambdi schlafe ich wieder auf dem Dach unter freiem Himmel. Eines der vielen Dinge, die ich wirklich vermissen werde!

Der letzte Tag bricht an und wir ernten nochmal Cashews von den eigenen Bäumen im Garten. Und dann verbringt Prasens Mutter den gesamten Vormittag damit, sie zu öffnen und die Cashews für ein Curry rauszuholen. Dafür klemmt sie eine Machete zwischen die Füße, hockt und schneidet die Cashews auf. Außer den Cashews aus dem Garten haben wir auch eine Tüte der Mutter von Tambdi mum bekommen. Damit sie für mich die lokale Spezialität kochen können. Himmlisch!  Wir fahren eine große Runde durch die Stadt, bis wir irgendwann gute Kartons zum Verpacken der Mangos gefunden haben. Am Nachmittag machen Prasens Vater, Tambdi mum, und ich uns schließlich ans Verpacken der Mangos. Mum und ich säubern die Früchte mit einem trockenen Tuch, Chichi schneidet Stroh als Dämmung zurecht, Prasens Vater packt die Mangos in die Kartons und Dad zählt, wie viele wir nun haben. 84 Stück! Es sind noch einige übrig, aber ich bin begeistert! So viele Mangos 😍

Meine letzte Abreise im Winter war ziemlich tumultartig und gefühlsmäßig arg durchwachsen. Auch darüber hatten wir noch ein paarmal geredet. Wie es für mich als zur Selbstständigkeit erzogene Deutsche ist, vollkommen abhängig zu sein. Nicht zu wissen, was wie passiert. Und dem entgegengesetzt, wie es für meine Tambdi Familie war, mich so aufgelöst und ohne Vertrauen in ihre Organisation meiner Rückreise – der Rückreise ihrer eigenen Tochter – zu sehen. Ich habe sie verletzt. Das möchten wir alle nicht wiederholen. Dass Tambdi Dad die Tage runter zählt und mir immer wieder erläutert, wann meine Rückreise ansteht, hilft mir auf jeden Fall in der Vertrauenssache. Und so beschließe ich, nicht genau nachzufragen. Wieder mal weiß ich nicht, wann ich welchen Bus nehme, wie und wann ich zum Bus komme, wie und wo ich in Mumbai ankomme, wie ich dort in die Wohnung der Cousins komme. Ich vertraue. Zur größten Not fahren sie mich mit dem Auto, war Plan C. Irgendwie werde ich also schon hinkommen. Ich bin stolz auf mich, dass ich es mit den Erfahrungen des Winters wieder so durchziehe. Als ich zwischendurch zufällig erfahren habe, dass mich Chichi nicht begleiten kann, hatte ich angemerkt, dass in dem Fall eine Simkarte von großem Vorteil wäre. Denn sonst habe ich keine Möglichkeit, mit irgendjemandem zu kommunizieren, geschweigedenn zu wissen, wo ich bin und sehen, wie weit es noch bis dahin ist, wo ich raus muss.  Ich möchte, dass Chichi auch bewusst ist, dass es für mich immernoch nicht selbstverständlich ist, so unselbstständig und abhängig zu sein. Vor allem ohne Informationen. Deshalb betone ich nochmal, dass ich am Tag meiner Abreise noch keine Infos bezüglich meines Transportes habe und damit ok bin, es aber nicht selbstverständlich ist. Dass ihm bewusst sein soll, dass es schon noch ein Ding ist für mich, ihnen da so völlig zu vertrauen. Dass die Deutsche in mir sich damit garnicht wohl fühlt, aber von der Inderin in mir unterdrückt wird.

Am Abend fängt es an, zu schütten und der Wind weht unsere Plane zum Schutz der Terasse weg. Chichi und ich rennen raus, am Onkel vorbei um sie zu sichern. Was ich nicht bedenke: die glatten Fliesen auf der Veranda sind bereits nass. Was Chichi nicht davon abhält, drüber zu rennen, haut mich voll hin. Meine Füße haben nicht mit der glitschigen Schicht gerechnet und so lande ich unsanfter, als erhofft, auf der Treppe. Fange mich aber gut ab, also alles gut. Lediglich meine Ferse habe ich einmal aufgerissen. Das ist ungeschickt aber nicht weiter tragisch. Ich fange an zu lachen. Der Onkel hilft mir auf, er, Chichi und der Vater schimpfen mich erstmal und sind leicht irritiert über meine Reaktion. Sie fragen mich besorgt, ob es mir gut geht, ob ich mich verletzt habe und ich bestätige, dass ich nichts habe. Die Ferse habe ich noch nicht bemerkt. Sie begleiten mich rein und dort stelle ich fest, dass meine Ferse voller Blut ist. Ich säubere sie etwas und werde dann umsorgt, als hätte ich mir das Bein gebrochen. Ich bekomme ein Glas Wasser, muss mich setzen und werde vom Onkel verarztet. Es ist gerade Stromausfall und so werde ich mit einer Handytaschenlampe angestrahlt. Ich lache wieder, weil es so absurd ist. Ich werde gefragt, warum ich lache. Und sie sind begeistert von meinem Planungstalent, da ich Tape, Desinfektionsmittel und Taschentücher dabei habe. Es brennt extrem. Tambdi Mum bringt Kurkuma und mein Fuß ist nun gelb. Kurkuma ist antibakteriell und auch das brennt, aber es geht. Chichi hält mir die Lampe ins Gesicht, er sagt, sie wollen mein Gesicht sehen, wenn es so brennt. Ob ich dann immernoch lache. Ich muss sie enttäuschen, all zu sehr verziehe ich das Gesicht nicht. Die Wunde ist nun knallgelb, bedeckt mit einer Menge Kurkumapulver, darauf Baumwolle und diese ist mit dem Tape an mein Bein festgeklebt. Passt. In meiner Welt ist jetzt wieder alles gut. Nicht aber in der Welt meiner verrückten Tambdi Familie. Ich werde nun gefragt, ob mich der Onkel nach Mumbai begleiten soll. Ich lache wieder, denn das ist wirklich absurd. Ich kann laufen (mit dem rechten Fuß halt auf der Zehenspitze) und mein Gepäck auch gut transportieren, es gibt also wirklich keinen Grund für den Aufriss.

Chichi, Prasen und ich singen nochmal gemeinsam. Wie schön. Und dann ist es etwa 10 und wir müssen los. Tambdi mum und Prasens Mutter verstehen absolut nicht, wie ich jetzt ohne Abendessen gehen kann, sie hätten doch noch garnicht fertig gekocht. Ihrer Meinung nach sollte ich warten, bis das Essen fertig ist und dann gehen. Glücklicherweise ist den Männern aber bewusst, dass das mit dem Bus nicht so einfach geht und so geben sie mir einen kleinen Proviant mit.

Am Ende bekomme ich Chichis 2. Simkarte für die Fahrt nach Mumbai. Ihm ist nicht recht, nicht mit mir kommunizieren zu können, außerdem ist die Familie generell nicht glücklich mit der Situation, dass ich die Strecke allein fahre. Da sie jedoch eine wichtige Feier besuchen müssen, ist es nicht anders möglich. Und so wird alles andere weiter für mich organisiert. Chichi hat die Telefonnummer des Fahrkartenkontrolleurs im Bus. Er bringt mich zum Bus, sagt denen, wo sie mich genau raus lassen sollen und auch ich weiß bescheid. Dadar ist mein Ziel. Außerdem soll ich ihn sofort anrufen, wenn irgendwas ist. Er hält Wache. Außerdem habe ich Akshays Nummer, der Cousin, der mich in Mumbai vom Bus abholen wird. Ihm soll ich gegen 5 Uhr morgens meinen live Standort schicken, damit er weiß, wann er aufbricht. In der Wohnung ist außerdem noch Gaurav, der kaum englisch spricht. Da Akshay am Tag arbeiten gehen wird und ich dann mit Gaurav alleine wäre, hat der sich Verstärkung von Kaju (die Cousine, mit der ich bereits am ersten Tag händchen haltend durch Mumbai gelaufen bin) geholt. Und da ihre Mutter neugierig ist, kommt auch sie mit. Ich bin also alles andere als allein in Mumbai. So viel erfahre ich noch, als wir auf den Bus warten.

Mein Platz im Bus ist neben einer Frau, die ihr ca. 1-1,5 Jahre altes Baby auf dem Arm hält. Es ist ein Sitzplatz. Dafür verfluche ich Chichi etwas. Ich hatte gesagt, dass mir wichtig ist, einen Liegeplarz zu bekommen, da ich unbedingt ausgeschlafen sein möchte, wenn ich am Dienstag wieder arbeiten gehe. Er hat allerdings beschlossen, dass die Liegeplätze Wucherpreise sind und das sieht er nicht ein. Ja gut. Dann halt nicht. Überraschenderweise ist das Baby ziemlich ruhig. Es wechselt nur ab und zu die Position auf der Mutter und schmeißt einen Arm oder ein Bein auf mich, aber es ist sehr ruhig und schläft. Tatsächlich schlafe ich immer mal wieder ein und so werde ich um 5 von meinem Wecker geweckt. Ich sehe, dass mir Chichi noch mehrmals geschrieben hatte, er sei wach, bis ich sicher bei den Cousins und Cousinen angekommen sei. Außerdem eine Nachricht von Kaju um 4:30 Uhr morgens, ich möge bitte meinen Standort teilen. Wieso zur Hölle sind die denn alle wach? Meine Abreise scheint für meine Tambdi Familie aufregender zu sein, aks für mich. Ich schicke Akshay meinen Live Standort, wir sind noch etwa 1h von Dadar entfernt. Direkt antwortet er, dass er schon in Dadar ist und auf mich wartet. Puh. Schlechtes Gewissen. Um 6 sind wir gemäß maps noch ca. 30 min von Dadar entfernt. Etwas später sind wir nördlich von Dadar und fahren auch nur noch Richtung Norden. Mir schwant, da passt was nicht. Ich sage mehrmals „Dadar???“ zu Kontrolleur und Busfahrer, erst schauen sie mich fragend an und dann diskutieren sie. Ich verstehe nichts, also rufe ich mein Sicherheitsnetzwerk an und Chichi will sofort wissen, was los ist. Ich erkläre ihm, dass ich glaube, dass wir nicht mehr nach Dadar fahren. Ich drücke dem Fahrkartenkontrolleur mein Handy in die Hand und sie reden. Offensichtlich haben sie mich vergessen (Excuse me? Mich? Vergessen?Wie???). Wir halten an, sie organisieren mir ein Taxi, setzen mich rein, laden mein Gepäck um und weg sind sie. Das ging überraschend einfach. Aus einem mir unverständlichen Grund hat Chichi die Handynummer des Fahrers, wir schreiben und als wir bei Akshays Wohnung ankommen, ruft mein Taximann des Vertrauens sofort Chichi an und drückt mir sein Handy in die Hand. Ich bestätige ihm, dass wir nun bei der Wohnung sind (ich erkenne die Straße). Dann kommt Akshay vorgelaufen und meine Leute in Tambdi können nun endlich beruhigt sein. Geschafft.

Wir gehen schlafen. Die Wohnung ist voll, in dem ca. 14 m^2 großen Zimmer schlafen Kajus Mutter und Gaurav je in einem Bett, Akshay zwischen Bett und Küchenzeile und ich lege mich in den Spalt zwischen Kaju und Gauravs Bett. Ich bin wirklich müde.

Gegen 12 stehen wir auf. Ich erfahre, dass Kaju in der Nacht bis 4:30 wach geblieben war, um sicherzustellen, dass Akshay auch wirklich aufsteht. Als er aus der Wohnung ist und er sie quasi abgelöst hat, ist sie schlafen gegangen. Gaurav geht einkaufen und Kajus Mutter kocht uns erstmal Frühstück. Dann quatschen wir ewig. Ich bin in Kontakt mit Chichi und außerdem ruft Akshay zwischendurch von der Arbeit bei mir an, um zu fragen, ob ich ok bin. Ob es mir gut gehe? Brauche ich irgendwas? Wenn ja, möge ich das bitte Kaju sagen. Ich kann immernoch kaum glauben, wie sich alle um mich sorgen. Derweil lädt mich Kajus Mutter zu sich ein, ich soll sie nächstes mal unbedingt besuchen! Irgendwann ist Abend, wir besorgen mir noch ein paar Snacks, eine Salbe für meinen Fuß und Chichi tätigt einen Erinnerungsanruf, damit wir auch ja rechtzeitig ein Taxi für mich zum Flughafen haben. Es funktioniert alles bestens und ich verabschiede mich traurig.

Am Flughafen angekommen, drückt mir der Taxifahrer das Handy in die Hand, Chichi ist dran. Geht es dir gut? Bist du jetzt am Flughafen? Bekommst du deinen Flug? Ja. Alles ist gut.  Und doch ist garnichts gut, ich möchte nicht von hier weg. Natürlich mag ich mein Leben in Augsburg, mein soziales Netz dort, meinen Job. Aber es fällt mir unglaublich schwer, diese wunderschöne Zeit mit meiner Tambdi Familie hinter mir zu lassen und das Land zu verlassen. Dieses Land, in dem alles möglich ist, das mich jedes mal aufs neue wieder so herzlich aufnimmt. In dem ich viele Freunde und eine riesige, wunderbare Familie gefunden habe. Der Flug läuft reibungslos und in München holt mich Ludwig ab. Auch in Augsburg habe ich eine große Familie. Und hier bin ich wieder.

„Very like!“ – Ein neuer Fan

Weil Chichi gerne Fotos macht, seine Kamera aber nicht mitnimmt und sein Handy eine unterirdische Kameraqualität aufweist, nimmt er meistens meins. Um das zu erleichtern, habe ich meinen Code zum Entsperren geändert und das Geburtsdatum von Tambdi Mum eingegeben. Das ist auch ihr Passwort, daher dachte ich, kann auch Chichi sich das leicht merken. Trotzdem fragt er mich immer wieder, wie nochmal der Code ist. Auch der Hinweis, dass es das Geburtsdatum seiner Mutter ist, ist nicht all zu zielführend. Die Familie bewundert mich dafür, dass ich an Geburtstage, Muttertage usw. denke und sogar entsprechend was vorbereitet habe (Chichis Geburtstagsgeschenk, die Fotos und Schokolade für Muttertag). Ich habe allein deswegen schon einen Ruf als Organisations- und Gedächtnistalent.

Tambdi Mum fragt mich mittags, wie sie denn die Nudeln, die ich mitgebracht habe, zubereiten kann. Irgendwie war ich davon ausgegangen, dass auch in Indien das die meisten wissen. Ich beschließe daraufhin, dass ich am Abend koche und sie mir (für den Lerneffekt) zusehen darf. Ich schaue ihr öfter beim Kochen zu. Helfen darf ich ja leider nicht, mittlerweile ist es aber immerhin schon in Ordnung, dass ich zusehe. Und den Spieß drehe ich nun rum und lasse sie weder Gemüse waschen, noch schnibbeln, noch sonst was. Sie versucht es zwar immer wieder, aber auch ich kann stur sein und so sage ich ihr jedes mal aufs neue, dass ich bei ihr auch nicht helfen darf und es daher nur fair ist. Sie lacht. Irgendwann ist das Essen fertig, ich habe zu den Nudeln Paprika, Möhren und Rote Beete in Tomatensauce gemacht. Entgegen Tambdi Mums Vorschlag, die gesamte Knoblauchknolle zu verwenden, nutze ich nur 3 Zehen und auch gewürztechnisch halte ich mich stark zurück. Da kommt nichts rein, das wir in Deutschland nicht auch regulär verwenden und so ist außer Salz und Pfeffer nur noch etwas Chilipulver mit dran. Trotzdem schmeckt es allen.

Heute ist Prasens Geburtstag und er kommt nachmittags von seiner Oma mit dem Bus zurück zu uns. Als wir abends nochmal losziehen, um gefiltertes Wasser zu besorgen (als Überbrückung, bis der eigene Wasserfilter wieder repariert ist), nehmen wir spontan noch die Kinder von Chichis Cousin und Cousine ab. Sie haben mehrmals angerufen, dass sie unbedingt kommen wollen und den Geburtstag mitfeiern. Krushi ist etwa 10 und Arno etwa 11 Jahre alt. Sie steigen ohne irgendwas um halb 11 abends bei uns ins Auto und bleiben auch den ganzen nächsten Tag noch bei uns. Wie unkompliziert. Dann dekorieren wir wieder die Bilder der 3 Familienvorbilder, sprechen das „Gebet“, essen Süßigkeiten (diesmal wird mir kein Teller Zucker angeboten. Schade) und singen zusammen.

Tambdi Mum ist in meinen Augen ein wenig wie Aschenbeödel. Sie ist eine Freundin vieler Tiere. Zum einen haben da die Vögel in der Wohnzimmerlampe genistet. Dann gibt es die Kuh, die vormittags und manchmal auch nachmittags vorbeikommt, am Tor steht und laut muht. Dann geht Tambdi mum raus und füttert ihr die Bioabfälle des Vortages. Und dann gibt es da noch Mau, die Nachbarskatze. Sie gehört den Nachbarn, die etwa einen halben km entfernt wohnt. Gegen 12 Uhr am Abend kommt sie lautstark ins Haus und ruft nach Essen. Sie bekommt dann ein Stück Chapati und ein wenig Milch. Außerdem gibt es draußen noch eine Vogeltränke.

Mittags sind wir wieder aufbruchbereit und machen uns auf den Weg in den Wald. Unsere Mission: Bambus fällen. Ich hatte ein paar Leute mit Bambus vorbei laufen sehen und da wir noch eine Hütte bauen wollen, schlage ich vor, hier nach Bambus zu suchen. Das Land gehört eh der Familie. Gesagt, getan. Mit 3 Flaschen Wasser, einer Machete und Prasen und den 2 Kids im Schlepptau machen wir uns auf den Weg. Wir werden fündig und suchen den perfekten Stamm aus. Dann zeigen mir Chichi und Prasen, wie ich den mit der Machete fälle und die 2 kleinen schauen uns vom Schatten aus zu. Garnicht mal so einfach, aber ich bekomme es hin! Den ersten mit Hilfe, den zweiten alleine und den dritten fällen dann Chichi und Prasen. Die 3 Kinder gehen dann zurück ins Haus, es ist ihnen zu heiß. Als sie ankommen, muss sich Arno wohl auch übergeben. Vielleicht hätten wir sie doch nicht mitnehmen sollen.

Am Nachmittag fährt Prasen mit dem Bus zum Onkel und Prachit bringt die beiden kleinen zurück nach Hause. Ich nutze die Zeit für einen Mittagsschlaf. Dann fahren wir nochmal in einen anderen Wald, finden hier jedoch nur größere Bäume, für die die Machete zu klein ist. Chichi schlägt vor, morgen früh wiederzukommen und den Onkel um Hilfe zu bitten. Da wir quasi nie vor dem Frühstück gegen 12 aus dem Haus kommen, zweifel ich an der Umsetzung. Aber aktuell ist es mir auch zu viel, daher beschließen wir, wieder an den Bach zu fahren. Letztes mal, als wir hier waren, gab es ein Buschfeuer und der entsprechende Teil ist schwarz am Boden. Am Bach ist es aber so idyllisch, wie sonst. Man hört nur die Vögel zwitschern und Grillen, dazu das Plätschern des Bachs. Herrlich! Das Wasser ist sogar etwas kälter und hat nicht Körpertemperatur, sondern fühlt sich tatsächlich etwas kühler an. Mit der Dämmerung fliegen Fledermäuse und Vögel über unseren Köpfen. Dann packen wir es wieder. Auf dem Rückweg finden wir eine kleine Schlange in einem anderen Bereich des Bachs. Dabei fällt mir ein, dass einmal, als wir mut Prasen hier waren und es angefangen hat zu regnen, 2 m von uns entfernt eine Schlange vorbeigeschwommen ist. Und schon war ich draußen aus dem Wasser. Sie meinten zwar, dass die nicht giftig ist und sie war auch nur etwa 1 m lang, aber so nah brauche ich die trotzdem nicht an mir dran. Ich bin froh, dass ich das offensichtlich verdrängt hatte, denn sonst wäre ich vorher nicht so entspannt im Bach gesessen und hätte den Vögeln zugehört. Manchmal macht das menschliche Hirn seine Sache schon auch ganz gut.

Eventuell habe ich in den ersten Tagen mal zu Chichi gesagt, dass ich mich wie im Käfig fühle, da ich das Grundstück nicht alleine verlassen soll und Chichi noch ein paar Dinge klären muss, weshalb er ab und an kurz weg ist. Ich weiß nicht, was geplant ist oder was passiert, möchte gerne raus, in die Natur und das nervt mich. Das ist schon lange nicht mehr so, da wir mittlerweile viel unternehmen und ich Chichi davon überzeugen konnte, seine Eltern zu überreden, mich allein spazieren gehen zu lassen. Für sie wäre es das schlimmste, wenn mit was passiert und sie sehen besonders Gefahren in den Tieren (Skorpione, Schlangen, Leoparden, Wildschweine) und den „einfachen, ungebildeten“ (Zitat Tambdi Dad) Leuten hier auf dem Land. Wir sind viel in der Natur und auch, dass ich mit Chichi zusammen im Jungle bin, ist ihnen nicht ganz so recht. Da beteuert er aber, dass er allein die volle Verantwortung übernimmt. Finde ich in Anbetracht meines kulturellen Hintergrundes (Erziehung zur Selbstständigkeit) etwas drastisch aber ok. Wenn wir im Bach baden, im Jungle auf Bäume klettern oder andere spannende Sachen machen, werde ich immer mal wieder lachend gefragt, ob ich mich immer noch wie im Käfig fühle. Das hab ich wohl verdient 🙂

Chichi muss am Abend geschäftlich jemanden in der Stadt treffen, weshalb er seine Eltern instruiert, mich alles machen zu lassen, worauf ich Lust habe. Noch so ein Relikt aus der Käfigsache. Direkt nachdem er gefahren ist, bittet mich der Vater, mich zu ihm auf die Terrasse zu setzen und ein wenig zu quatschen. Wir sind die letzen 2 Tage immerhin kaum zum Reden gekommen. Aber gerne doch! Wir fangen an zu reden und ziemlich schnell zieht unsere Konversation auf den Google Übersetzer um. Was wie erwähnt mit einfacher Sprache relativ gut klappt. Aber einfache Sprache ist nicht unbedingt ein Steckenpferd von Tambdi Dad. Und während ich sonst in den Konversationen sehr viel raten und erahnen musste, wie die 3 Wörter, die ich verstanden habe mit den Gestiken zusammen passen und einen Sinn ergeben, so tue ich nun das gleiche mit den Übersetzungen, nur fehlen da die Gestiken und ich muss filtern, welche der Wörter ich zusammenreimen muss und welche völlig falsch sind. Bringt es mir viel? Ich denke nicht. Nutzen wir es dennoch? Unbedingt! Ich tue mich auf jeden Fall deutlich leichter, selbst von Deutschland, Europa und unseren Kulturen zu erzählen. Besonders angetan ist er von deutschen Hochzeiten. Dass man hierfür kein Vermögen ausgibt (im Verhältnis zu indischn Hochzeiten, bei denen Eltern ihr Leben lang für die Hochzeit der Kinder sparen), Kredite aufnimmt, Goldschmuck en masse für Braut und Bräutigam kauft, 100e bis 1000e Gäste einlädt. Ich habe von der standesamtlichen und kirchlichen Hochzeit berichtet, dass es in deutlich kleinerem Rahmen stattfindet, als hier und sein Fazit lautet „German style marriage very like!“ 🙂 Und nicht nur die Art unserer Hochzeiten findet er super, auch dass wir in der Erziehung mehr Wert darauf legen, die Kinder zur Selbstständigkeit und Unabhängigkeit großzuziehen. Das entspricht so ziemlich dem Gegenteil dessen, was ich hier mitbekomme. Außerdem findet Tambdi Dad, dass wir Deutsche sehr diszipliniert sind und das wünscht er sich auch für seine Landsleute. Hierin sieht er die Wurzel der Probleme Indiens. Er scheint ein richtiger Fan Deutschlands zu werden. Und da muss ich dann doch eingreifen, so toll läuft bei uns ja doch auch nicht alles. Ich erzähle, dass wir sehr ich-bezogen sind, uns auf unsere (kleinen) Familien konzentrieren und bei weitem nicht so für einander da sind, wie es die meisten Inder sind. Wir leben in Deutschland meiner Meinung nach wenig in sozialen Netzen, sondern hauptsächlich doch allein. Und das führt mit zu Einsamkeit. Wir kümmern uns weniger um ältere Menschen und besonders pflegen wir unsere Angehörigen selten selbst. Dafür gibt es Heime und Pflegedienste. Das schockiert Tambdi Dad dann doch. Er telefoniert täglich mehrere Stunden, wird besucht, fährt andere besuchen, unterhält sich mit seinen Kindern und aktuell viel mit mir. Wir einigen uns darauf, dass wir Deutsche uns was in Sachen Familie und füreinander da sein von Indien abschauen können und Indien sich dafür eine Scheibe Disziplin bei uns abschneiden kann. Dann reden wir über meine Hobbys. Ich habe als Kind viel geturnt und habe die Tage seit langem mal wieder Habdstände gemacht und Räder geschlagen. Sehr zur Freude der Kinder, die hier zu Besuch waren. Meine Adoptiveltern fanden es auch klasse. Ich glaube, man ist es hier nicht gewohnt, eine Frau zu sehen, die Sport macht (abseits der körperlichen Arbeit im Haushalt und auf Feldern natürlich). Außerdem habe ich hier viel vorgesungen, weil ich einfach super gerne singe und sie mich darum gebeten haben. Tambdi Dad war besonders überrascht, dass zum einen „englische“ Musik auch schön sein kann (er bevorzugt traditionelle Musik der Region) und zum anderen, dass ich eine recht kräftige Stimme habe. Das klingt anders als bei seiner Frau und dem Großneffe (? Prasen). Er ist begeistert und sei nun ein Fan von mir. „Very like!“ Ich bin gerührt.

Irgendwann unterbricht uns die Mutter und fragt, ob wir Abend essen wollen. Es ist halb 12 und ja, ich habe schon Hunger. Er gibt ihr zu verstehen, dass wir noch 2 min brauchen und dann kommen. Wir brauchen eher 10 min und sie bittet uns nochmal rein. Dann essen wir und es geht direkt weiter. Chichis Bruder kommt nach Hause und wir unterhalten uns zu dritt, allerdings nicht gemeinsam sondern ich mich jeweils mit beiden. Es überfodert mich, 2 Kontexte und Konversationen auf diese Art um 1 Uhr nachtsim Gedächtnis zu b zu halten. Es findet sich aber auch kein geeigneter Zeitpunkt, an dem ich mich zum Schlafen verabschieden kann. Und so sage ich irgendwann zum meisten nur noch ja, versuche meine Augen offen zu halten, bis endlich eine winzige Pause entsteht und ich verkünde, schlafen zu gehen. Es ist nach 1 und ich bin kaputt. Ab aufs Dach!

Mittwoch Abend. Tambdi Dad erklärt mir wieder mal, dass wir morgen die Mangos holen sollten. Und dass wir hierfür früh los sollten. Seiner Meinung nach sollten wir um 9 aufbrechen, damit wir dann die Mangoernte beobachten und kontrollieren können, bevor die Mittagshitze einsetzt. Ich lache und sage, dass wir dann bestimmt gegen 14 Uhr aufbrechen. Er beharrt aber darauf, dass wir früh fahren. Ok. Als kompetente Deutsche werde ich zum Weckdienst berufen. Ich bin gespannt. Die Mutter sagt nämlich so schon, dass sie denkt, es reiche auch, wenn wir gegen 10/11 Uhr losfahren. Keine gute Voraussetzung für eine pünktliche Abfahrt, wie ich finde.

Es ist Donnerstag und somit Zeit, um meine Mangos abzuholen! Der Wecker klingelt seit 7 Uhr regelmäßig, sehr zum Leid von uns 4 im Wohnzimmer. Tambdi Dad ist schon auf, er geht aber auch deutlich früher schlafen. Chichi, Tambdi Mum und ich haben uns um 3 schlafen gelegt und der Bruder sogar noch später. Ich bin müde. Aber ich habe eine Mission und so stehe ich gegen halb 8 auf und räume mein Bettzeug weg. Die Mutter deutet mir zwar, mich wieder schlafen zu legen, aber ich habe einen Plan und den ziehe ich zumindest von meiner Seite aus durch. Die Klappe der Kiste des Bettzeugs klemmt, so schlage ich sie stärker zu, was wiederum die anderen weckt. Das hat ja schonmal besser funktioniert, als erwartet. Glücklicherweise steht nun auch Tambdi Mum auf. Da sie noch Frühstück vorbereitet, gebe ich Chichi noch eine halbe Stunde, bis ich ihn wecke. Tambdi Dad sitzt derweil auf seinem Stuhl im Wohnzimmer und schaut sehr zufrieden mit meiner Umsetzung unseres Plans aus. Das war einfacher, als erwartet aber mir schwahnt schon, dass es noch dauert, bis wir wirklich aufbrechen. Ich habe derweil geduscht, meinen Rucksack gepackt und sitze abfahrbereit im Wohnzimmer. Es ist kurz nach 8.

Zeitsprung.

Es ist 11:17 und Tambdi Dad merkt an, dass ich aufgegeben habe, denn ich lege mich im Wohnzimmer wieder hin. Chichi ist damit beschäftigt, eine Wurzel so lange mit Wasser auf Stein zu reiben, bis eine Paste daraus entsteht, die Tambdi Dad als Medizin nimmt. Ich habe derweil Freunden in Deutschland geschrieben, Sprachnachrichten aufgenommen und mit Priyanka aus Varanasi telefoniert. Gerade, als ich mich hinlege, rät mir Tambdi Dad, ich solle mich doch in deinem Zimmer zu einem Mittagsschlaf hinlegen. Da ist es kühler. Ja gut, Tambdi Mum hat gerade das Frühstück serviert und anschließend lege ich mich zum Schlafen hin. Gegen 13 Uhr wecken sie mich. Jetzt gehe es bald los. Ich frage mich etwas, wofür ich heute früh eigentlich aufgestanden bin und alle geweckt habe. Ich bin ziemlich müde. Sie lachen mich aus, weil man mir das gut ansehe. Tambdi Mum trägt bereits ihren Saree (wird nur getragen, wenn das Haus verlassen wird und nicht zur Hausarbeit), das halte ich für ein gutes Zeichen.

Es ist 13:49 Uhr und tatsächlich fahren wir los! Kaum zu glauben, aber mit nur knappen 5 h Verspätung brechen wir entgültig auf. Diesen historischen Moment halte ich natürlich fest:

Nach etwa 2 km laufen am Straßenrand Verwandte und wir halten an, um mit ihnen zu quatschen. Kurz darauf fahren wir weiter und sie rufen uns hinterher. Wir haben einen Platten. Gut, also etwa 30 m weiter fahren und in die Einfahrt von anderen Verwandten fahren. Wir steigen aus und Chichi will den Reifen wechseln. Dann fängt es aber richtig an zu schütten, kurzfristig auch mit Hagel. Die Regenzeit setzt langsam ein. Wir warten also mit der Tante drinnen, bis es aufgehört. Um 3 fahren wir dann mit gewechseltem Reifen weiter. Allerdings nur bis in Stadt, hier halten wir auf einem Parkplatz und warten mal wieder. Ein Onkel kommt und wir tauschen Autos. In einem SUV von Renault geht es dann schließlich wirklich richtig los. Bis wir ankommen, ist es bereits 5 Uhr.

Planing, planing, planing

Auf mich wird nicht nur richtig gut aufgepasst, sondern auch so werde ich wunderbar umsorgt. Was in kleinen Dingen anfängt, wie dem Hände waschen. Die Oma hat mir jedes mal aufs neue gezeigt, wo die Seife ist (steht direkt am Waschbeckenrand, also praktisch versteckt). Dann hat sie mir auch zur Sicherheit noch gezeigt, wo ich mein Handtuch aufgehängt hatte. Dabei schaut sie so lieb aus, dass ich das nicht zu viel, sondern schnuckelig finde. Auch in der zweiten Nacht deckt sie mich zu.

Am nächsten Tag brechen Chichi und ich auf und fahren weiter zu anderen Verwandten. Zwischendurch ruft Tambdi Dad an (er redet wirklich sehr gerne) und nachdem er reihum mit einigen Familienmitgliedern gesprochen hat, möchte er auch mich sprechen. Ich wunder mich aufgrund der hohen Sprachbarriere, freue mich aber auch sehr. Und dann möchte er von mir wissen, ob es mir gut gehe, ob ich mich wohl fühle, ob ich in Ordnung sei. Hachz. Aber natürlich. Nein, ich brauche nichts, nein, Chichi muss mich nicht zurück fahren, es ist alles gut. Langweilen tue ich mich schon garnicht. Dann möchte er noch den Stand der Mangosuche bestätigt haben. Ich habe nämlich erzählt, dass ich Mangisos mit nach Deutschland nehmen möchte und ein Fest plane, bei dem meine Freunde indische Mangos probieren können. Und da habe ich mittlerweile ein richtig schlechtes Gewissen. Anfangs hatte ich ja mal den Eindruck, dass das völlig vergessen war, bis der riesige Karton im Elektroladen besorgt wurde. Und jetzt sucht die gesamte Verwandschaft für mich nach den perfekten Mangos. Ich habe ihnen zwar gesagt, dass wir in Deutschland keine guten Mangos kennen und wir daher jede indische Mango super finden werden. Und da man an jeder Ecke welche kaufen kann, hätte ich einfach irgendwo welche besorgt. Aber nicht mit meiner Adoptivfamilie. Es werden nur die besten mitgegeben. Selbst der Nachbar des Bruders der Mutter hat von mir wissen wollen, wann ich zurück nach Deutschland fliege, um zurückzurechnen, wann die Mangos geerntet werden müssen. Wir haben uns letztendlich für seine Mangos entschieden, da sie den Ruf haben, die besten der Region zu sein und außerdem unbehandelt sind. Ich bin komplett begeistert. Tambdi Dad kann ich am Telefon daher berichten, dass wir welche gefunden haben, die am 17.5. holen werden und dass sie unbehandelt sind. Er wirkt zufrieden.

In einem anderen Gespräch betont er, wie wichtig es ist, dass wir meine Rückreise gut planen. Er wiederholt oft, wann mein Flug geht, wann ich in Mumbai zum Flughafen aufbrechen muss, wann ich nach Mumbai fahren soll. Wie viel kg Gepäck ich mitnehmen darf. Außerdem bedauert er, dass er aktuell nicht so fit ist, denn sonst wäre er gerne mitgekommen beim Verwandschaftshopping. Ich mag ihn sehr. Chichi hat erzählt, dass sie alle dachten, sie hätten letztes mal als Gastgeber verkackt und würden mich nicht wieder sehen. Und dass Tambdi Dad besonders froh ist, dass ich doch wieder hier bin und dass es ihm sichtbar ein wenig besser gehe.

Im Dorf der anderen Verwandschaft werden wir ständig besucht. Es kommen Kinder und ältere Leute, um zu sehen, wer da gekommen ist. Die meisten laden mich zum Essen zu sich ein. Ich müsste dann allerdings noch ein paar Tage bleiben, um all die lieben Angebote annehmen zu können. Und so gehen wir sie zumindest ein paar Häuser weiter besuchen. Dass ich nicht einmal Tee oder Kaltgetränke (alles extrem süß) möchte, sondern einfach nur Wasser trinke, ist für alle eine Enttäuschung. Gerade sind Sommerferien und die Kinder im Ort sind den ganzen Tag draußen und spielen gemeinsam. Ab und an kreuzen sie im Haus einer der Familien auf aber die meiste Zeit rennen sie draußen rum. Solche Sommerferien stelle ich mir richtig schön vor. Einige der Kinder leben mit ihren Eltern in Mumbai und sind in den Ferien bei der Verwandschaft. Ein Mädchen hat im Dorf keine Verwandschaft mehr und ihre Eltern arbeiten in Mumbai, daher pendelt sie hier in den Ferien zwischen mehreren Familien und schläft und isst mal hier und mal dort.

Wir gehen in den Wald und mittlerweile passe auch ich automatisch auf, wo ich hintrete. Es gibt hier wohl ziemlich viele Schlangen und als Deutsche ist es für mich schon ungewohnt, im Wald so genau darauf zu achten, wo man hintritt. Außerdem gibt es aber auch Bäume mit Lianen à la Tarzan und ich klettere auf ein paar von ihnen. Und stelle fest, dass ich völlig vergessen hatte, wie viel Spaß das macht. Muss ich unbedingt mehr in meinen Alltag integrieren. Chichi pflückt uns noch ein paar Beeren, die ich auch noch nie gesehen, geschweige denn gegessen habe. Sie erinnern mich etwas an Johannisbeeren. Es ist einigermaßen windig und somit sogar relativ angenehm. Trotz mehrfachem Eincremen, langer Kleidung und Aufenthalt hauptsächlich im Schatten, habe ich am Abend Sonnenbrand an den Armen. Meine Oberteile haben größtenteils dreiviertel Ärmel und das fehlende Viertel macht sich bemerkbar. Außerdem ist mein Gesicht schon einige Tage etwas rot. Das verstehe ich allerdings wirklich nicht, denn ich verwende ja schon Sonnenschutz mit dem (mir bekannt) höchsten Schutzfaktor und trage meine Tücher in der Sonne so, dass nur ein Schlitz für die Augen übrig bleibt.

Am späten Nachmittag informiert mich Chichi, dass er heute wieder nach Tambdi zurückfahren will. Und fragt mich, ob das passe. Klar passt das. Die Sachen sind schnell gepackt, ich habe eh nur 1x Wechselklamotten dabei und die abgespeckte Version meines Kulturbeitels. An Handtuch und Nachthemd hatte ich nicht gedacht, weshalb mir das jeweils geliehen wurde. Wir brechen auf und legen auch bei der Tante noch einen Zwischenstopp ein. Von ihnen bekomme ich Kokosnüsse, Mangos und frische Cashewkerne (für Tambdi Mum zum Kochen) mit. Dann beteuern sie, dass es ihnen so Leid tue, mir nichts anbieten zu können. Ja, die große Tasche mit Mangos, Kokosnüssen und Cashews finde ich auch fast ein bisschen frech. Schließlich fahren wir mit viel Musik wieder zurück und kommen pünktlich zum Abendessen an.

Chichi hat mittlerweile ziemlich Gefallen daran gefunden, den Leuten zu sagen, dass ich gerne noch mehr Essen hätte (obwohl ich ihm meistens schon was von meinem Reis/Chapati gebe, weil ich es nicht schaffe). Generell ist Kochen im privaten Rahmen Frauensache und dazu gehört auch das Servieren. Sobald die Männer und Kinder gegessen haben, essen die Frauen. Da ich als Gast natürlich nicht am Kochen und Servieren beteiligt bin, bekomme ich das Essen mit Chichi serviert und dabei wird genau beobachtet, wie viel ich wovon esse. Wir bleiben so lange sitzen, bis die Frauen schließlich selber essen und eine merkt an, dass sie ein schlechtes Gewissen habe, weil ich so wenig gegessen habe und sie viel mehr esse. Ich erzähle, dass ich das bei Prasens Oma so krass fand, weil die etwa dreimal so viel gegessen hat, wie ich und das obwohl sie nur halb so groß ist. Auch hier musste ich beim Essen wieder gut aufpassen und versuchen zu verstehen, was gesprochen wird, um direkt eingreifen zu können, als er wieder verkündet, ich hätte noch Hunger. Die Sprachsache ist tatsächlich etwas, das ich unterschätzt und verdrängt hatte. Hindi kann ich mittlerweile schon etwas besser, nur bringt mir das hier kaum was. Nur, wenn mir die Eltern ein paar Wörter auf marathi beibringen, kommt es ab und an vor, dass ich etwas erkenne, weil es ähnlich klingt. Das macht es teils entspannter, weil ich manchmal garnicht erst versuche, zu verstehen, worüber gesprochen wird. Andererseits ist es aber auch anstrengender, weil ich oft eben schon gerne wissen würde, was gesagt wird und viel weniger Wörter zur Verfügung habe, anhand derer ich mir einen Sinn zusammen reimen kann.

Tambdi Dad hat das Planen für sich entdeckt. Jeden Tag zählt er mir die Tage runter, wie lange ich noch hier bin. Fehlt nur, dass er mir ein Stück Schokolade dazu gibt und ich hätte einen wandelnden Adventskalender. Jedes mal aufs neue wiederholt er dann auch, wann ich die Mangos bekomme, wann ich sie einpacke, wann ich einen Tag entspanne, dann nach Mumbai reise, um AUF JEDEN FALL den Flieger zu erwischen. Planing, planing, planing sagt er dann. Und da ihm das vermutlich  ein bisschen zu langweilig ist an Planung, möchte er mittlerweile auch immer von mir wissen, was heute und am nächsten Tag geplant ist. Da sich diese Pläne mit Chichi allerdings stündlich ändern und ich meist auch erst relativ kurzfristig informiert werde, muss ich ihn da enttäuschen. Er möchte meinen Urlplanen und da hat er offensichtlich einen höheren Planungsdrang, als ich. Und so hat er sich einem neuen Projekt angenommen: der Gartengestaltung. Das Grundstück ist ziemlich groß und vor der Terasse am Eingang des Hauses möchte er einen Bereich zum Wenden der Fahrzeuge abgrenzen. Dahinter soll dann eine Bepflanzung vorgenommen werden. Am Abend steckt er mit Chichi ab, wo die Ziegel gelegt werden sollen. Sie fragen mich, was ich von der Flucht halte und ich finde es gut. Der Vater betont, dass ihm meine Meinung wichtig sei, denn er wäre nur ein einfacher Mann und ich eine Ingenieurin. Verrückt. Auf welchen Fluchten man Ziegelsteine zur Gartengestaltung verlegt, habe ich Studium wohl verpasst. Ich beteuer zwar, dass sowas keinesfalls zu meinem Studium oder Beruf gehöre, aber er hält mich dennoch für kompetent. Als ich am nächsten Morgen aufstehe, sind die beiden bereits dabei, den Boden zu lockern und ich helfe mit, die Ziegel einigermaßen entlang der Richtschnur zu verlegen. Tambdi Mum ruft entsetzt, was ich da tue? Ich hätte doch gerade erst geduscht und es ist heiß, warum ich überhaupt da mit mache? Weil ich möchte 🙂

Gegen 12 gibt es dann Frühstück. Kichererbsencurry, meine indische Leibspeise.Da Muttertag ist und offensichtlich niemand anderes aus der Familie daran denkt, möchte ich Tambdi Mum Blumen besorgen. Chichis schlägt vor, nach dem Frühstück loszufahren. Da er bei weitem nicht abfahrbereit wirkt, lege ich mich zum Mittagsschlaf hin. Als ich gegen 2 wieder aufwache, sagt er, wir könnten jetzt los. Bis er dann fertig ist, ist es 3. Indische Zeitangaben.

In der Stadt angekommen finden wir schließlich einen Laden, der Blumenketten (für Götter) und einzelne Rosen verkauft. Ich kaufe eine Rose für einen überteuerten Preis von etwa 25 ct. Zusammen mit etwas Schokolade, die ich aus Deutschland mitgebracht hatte und ausgedruckten Fotos vom letzten Besuch wünsche ich ihr alles Gute zum Muttertag. Tambdi Mum freut sich sehr. Als ich Chichi frage, wo wir denn die Rose aufheben (ich denke an ein Glas als Vasenersatz), schlägt er den Kühlschrank vor. Hmm. Nicht ganz das, woran ich so gedacht hatte.

Am Abend kommt ein Onkel zu Besuch. Tambdi Dad erzählt ihm viel über mich und als sie versuchen, mir Fragen zu stellen, freut er sich sehr über seine neue Entdeckung: den Google Übersetzer. Man spricht rein und bekommt eine Text- sowie Sprachausgabe in der gewünschten Zielsprache. Ich schätze, dass die vielen möglichen Sprachen unterschiedlich weit entwickelt sind in den Übersetzungstools. Marathi kann ich nicht so gut einschätzen, aber oft kommt da nicht so viel sinnvolles raus. Wenn ich es dann Chichi zeige, sagt er allerdings, dass sein Vater sich sehr gehoben ausdrückt und dass sein Satzbau auch nicht ganz hinkommt. Wie auch immer das zusammen geht. Vielleicht liegt es also auch daran. Ich versuche, mich in sehr einfacher Sprache auszudrücken und damit funktioniert es ganz gut. Tambdi Dad geht davon aus, dass wir im Deutschen (und auch in englisch, das wechseln wir immer wieder) einfach nicht so viele Wörter haben. Der Onkel ist jedenfalls völlig beeindruckt von der Möglichkeit, so doch relativ einfach kommunizieren zu können.