Tag 4: Heimweh

4 Tage bin ich jetzt hier und es kommt mir vor als wären es mindestens 3 Wochen. Ich muss zugeben, ich habe unterschätzt, wie sehr mir meine Familie und Freunde fehlen. Alleine sein mag ab und zu ganz schön sein, aber wirklich alleine sein in einem entfernten Land, einer fremden Kultur unter fremden Menschen, deren komplettes Weltbild nicht unterschiedlicher sein könnte, ist doch hart. Nicht zu wissen, wem man vertrauen kann ist mein Problem Nummer 1. Aber jetzt erst mal der Reihe nach:

Am Freitag abend bin ich mit einem Nachtzug nach Varanasi gefahren. Das war nicht weiter schwierig, denn die erste Station war Varanasi. Aber. Das einzige, was mir gesagt wurde ist, ich würde in Varanasi abgeholt. Ich bekam zu meinem überfüllten Koffer und dem beinahe platzendem Rucksack 5 Pakete mit, die für die Brown Bred Bakery in Varanasi sein sollten. Wie ich erkenne, wann ich in Varanasi bin? Woran ich die Person unter hunderten erkennen soll, die Sunil heisst und mich abholen soll? Und wie ich alleine mit den 7 Gepäckstücken den Zug verlassen soll, ohne dass mir etwas abhanden kommt? Alles kein Problem, ich solle mir keine Sorgen machen, waren in etwa die Worte des Mannes, der mich zum Bahnhof gebracht hat. Hamm, OK, na dann, Was bleibt mir anderes übrig? Den Rest meines Daseins in Delhi zu fristen war nicht unbedingt mein Traum, also rein in den Zug.

Hat aber alles gut geklappt, neben mir saß ein Chinese, der auch in Varanasi raus musste und diejenigen, die wir gefragt hatten, ob die Station hier Varanasi sei, sagten ja. Sie behielten recht 🙂 4 Pakete ließ ich im Zug zurück, erstmal raus hier. Noch im Zug hat mich einer meiner Abholer identifiziert und die restlichen Pakete rausgetragen. Zuerst ging es zur Schule, mittags wurde ich zur Bäckerei gebracht, die zu dem Projekt gehört und dort sollte mich irgendwann irgendjemand abholen und zum Gasthaus bringen. Nach einer Stunde kam tatsächlich jemand 🙂

Mein Zimmer, ist wie erwartet klein, besteht aus 2 Betten, hat 1 Fenster mit Ausblick auf den Ganges sowie einen Ventilator an der Decke und hat ein eigenes Bad. Das ich aber vermutlich bald aufgeben muss, da ich in ein günstigeres Zimmer umziehen werde.

Ich habe keinen blassen Schimmer, wie ich es schaffen soll, mich hier auszukennen. Es gibt ein paar große Strassen mit Verkehr und jede Menge Gassen, überall sind winzige Stände an denen undefinierbares Essen zubereitet und verkauft wird, sie dienen außerdem als Abfallhaufen und dauernd wird einem der Weg von einer Kuh versperrt, zudem fahren hier Leute mit Motorrädern durch. Es stinkt und man muss aufpassen, nicht überfahren zu werden und gleichzeitig nicht in diversen Müll und Kuhfladen zu treten. Überall sieht es gleich heruntergekommenen aus, ich kann mich kaum orientieren. Immerhin weiß ich seit heute morgen den Weg zur Schule. Nachdem ich in einer SMS erfahren habe, ich solle von Ort 1 eine Riksha zur Polizei am Ort 2 nehmen. Kein Wort wie ich zu Ort 1 und von Ort 2 weiter kommen sollte. Immerhin hatte ich einen echten Rikshafahrer, der mir schon auf dem Weg weismachen wollte, dass er mich nur für den doppelten Preis fahre, sonst könne ich direkt absteigen. Einfach ignorieren.

Es ist heiß. Verdammt heiß, ich kann nicht schlafen. Morgens um 5 werde ich von Pavianen geweckt, die es für nötig halten, an meinem Fenster hochzuklettern und schrecklichen Lärm zu machen. Rücksichtslos. 😉 wegen denen darf ich mein Fenster nur öffnen, wenn ich im Zimmer bin, sonst greifen sie durch die Metallstäbe und klauen Sachen. Von der Terrasse aus kann man sie beobachten, sie klettern auf den Dächern rum und bestaunen ihre neuesten Errungenschaften.

Heute morgen habe ich direkt verschlafen. 1 Stunde! Naja, gestört hats niemanden. Ich war so müde und so sauer auf die Paviane…

Über die Schule schreibe ich nächstes mal 🙂

Gestern bin ich durch die Strassen gelaufen und wurde von Su mit angequatscht, er wolle mich zu seinem Laden führen, ich müsse auch nichts kaufen, blabla. Ich hatte nichts zu tun und habe zugesagt. Ich habe 2 überteuerte, aber, so wurde mir 100x versichert, qualitativ hochwertige Hosen gekauft. Heute haben sie meine Beine gefärbt. Kommt davon. Abends habe in ich ihn und 2 seiner Freunde wieder getroffen, sie wollten mir irgend ein Ritual am Ganges zu Ehren Shivas zeigen. Langsam wurde es dunkel und irgendwie wurde mir mulmig, also bin ich mit der Ausrede tot müde zu sein gegangen. Heute habe ich sie wieder gesehen, sie wollten mich direkt in eine anderen shop bringen. Die Hitze, die Hitze, ich muss insGasthaus. Vielleicht wird jetzt mein anfängliches Problem verständlicher. Wenn Mann von jemandem angequatscht wird nur, um für irgend einen Schrott zu viel Geld zu bezahlen. Sein Freund, der mir ewig erzählt hat, wie wichtig ihm sen, de Leute nicht auszubeuten, denn das sei schlecht für sein Karma, wollte letztendlich nur Sticker verkaufen. Hässliche Sticker. Nö, die will ich nicht haben.

Dazu kommt wie erwähnt, die Hitze, die der Grund dafür ist, dass ich mich nicht vom Fleck bewege. Das Essen, was schrecklich schmeckt (wobei ich keinen Hunger habe, weil ich so viel trinke und deshalb Bauchschmerzen bekomme). Die Orientierungslosigkeit. Nirgends stehen Strassennamen, ich bin immer auf die Hilfe anderer angewiesen. Die es oft selber nicht besser wissen, aber hauptsache man hat geholfen.Und eben das Alleinsein.

Es ist alles so anders! Die Gemeinsamkeiten sind wohl schneller aufgezählt, als die Unterschiede…

Über eure Kommentare würde ich mich übrigens sehr freuen 🙂

Ich melde mich bald wieder,

Viele Grüße von weit, weit weg!

 

Ankunft

Hallo 🙂

heute Nacht bin ich also in Delhi angekommen. Ich komme aus dem Flughafen und stelle fest, dass die Taxis aussehen, wie unsere, nur in süßer. Wow, ich dacht hier wäre der Verkehr so unsicher, aber natürlich freue ich mich über die nicht erhoffte Sicherheit. Ich bezahle am Schalter also dieFahrt, gehe zu den Taxen und die schicken mich weg. Hallo,ich habe bezahlt?! Aber nicht für das schicke Taxi. Hinter der Taxireihe verstekt stehen die Taxen, von denen ich mir eins aussuchen darf. Was habe ich mich doch von den schicen Modellen blenden lassen 😉 Dann war ich doch fast enttäuscht, als der Fahrer mich direkt ins richtige Guest House gefahren hat. Wo ich doch so oft gelesen und gehört habe, dass indische Taxifahrer einem die größten stories erzählen, um einen dann zu dem Hotel zu fahren, von dem sie Provision bekommen. Schade. OK, eigentlich war ich schon ganz froh, direkt am Ziel anzukommen, aber ich war schon so darauf eingestellt, dass ich jetzt irgendwo anders hingefahren werde und habe mir schon zurecht gelegt, was ich erzählen werde, um ans richtige Ziel zu gelangen 😉

Vorhin bin ich dann mal auf die Strasse gegangen, um mal zu schauen, was es hier so gibt. Erschreckend. Jeder von uns kennt bilder und Aufnahmen von Menschen, die auf der Strasse leben und nur durch betteln über die Runden kommen. Das zu erleben ist aber nochmal was anderes. Wenn Frauen mit Kindern auf dem Arm auf dich zukommen und wollen, dass du Ihnen etwas für ihr Kid kaufst, und du das auch gerne tun würdest, schließlich kostet ein Liter Wasser umgerechnet 30 Cent, aber genau weisst, dass das jeder andere Bettler mitbekommt und du an dem Tag dann nicht mehr auf die Strasse kannst, ohne eine Gruppe Bettler um dich rum zu versammeln, ist es echt schwer nein zu sagen.

Auf der Suche nach Trinkwasser habe ich Rahul kennengelernt. Er wollte unbedingt wissen, woher ich komme, wohin ich gehe, wie lange ich bleibe… Rahul ist auch ein tourist, er kommt aus den Bergen. Arbeitet jetzt aber hier als Masseur. Er sagt, ich sehe aus wie eine Holländerin, er höre aber an meinem akzent, dass ich au Deuschland komme 😉 Wir sind zum Tee trinken verabredet. Keine Ahnung wann und wo. Vermutlich würde ich ihn auch nicht wieder erkennen. 😉 Zur Feier des Tages (heute ist Independence day) hat er mir eine Anstecknadel mit indischen Flaggen geschenkt. Und mir dann beim Wasser kaufen geholfen. Netter Kerl.

Dann war ich mit dem manager ein Zugticket für den Nachtzug nach Varansi kaufen, hatte meinen Reisepass vergessen, musste nochmal zurück und hin fahren. Bin alleine Riksha gefahren.Was war ich stolz auf mich. Um jetzt jein falsches Bild zu erwecken-der Bahnhof ist am Ende der Strasse.10min.zu Fuß. Egal. Ich bin indientauglich 😉 stolz bin ich vor allem, weil ich die Leute noch nicht so gut verstehe und deshalb nicht weiss, ob sie mich verstehen. Aber auch der Rikshafahrer hat direkt getan, was ich wollte. Ich bezweifel, dass er mich verstanden hat bzw wusste, wo ich hin will. Egal, er hat angehalten, als ich stopp gesagt habe. Nicht einmal mehr Geld als vereinbart wollte er. Was will ich mehr? Eigentlich nur, das die Rikshas höher sind. Bei jeder unebenheit schlägt mein Kopf an das metallgitter im Dach. Indische Strassen sind nicht Rikshafreundlich.

So, ich geh dann mal essen.

Bis bald,

Julia 🙂

 

Hallo :)

am Donnerstag gehts endlich los-meine Reise nach Indien! Ich freue mich schon riesig und bin gespannt, was alles auf mich zukommt 🙂

Für die, die es noch nicht wissen: Ich gehe für 8 Monate an die Badi Asha School in Varanasi, eine Schule für Kinder, deren Eltern eine Schulausbildung finanziell nicht ermöglichen können, und werde lernschwache Kinder unterstützen (hier der Link: http://blog.learn-for-life.net/2011/04/das-projekt.html).

Anschließend reise ich für 3 Monate nach Accra (Ghana) und unterrichte an einer Schule für Kinder aus finanziell schwachen Familien.

Ich werde versuchen, regelmäßig zu schreiben, was so alles passiert und wie es  mir in meinem neuen zuhause so geht 🙂

Tja dann bis bald!