Allerletzter Tag und Langeweile. Ach und Europa, du bist super!

Festivals. Im Oktober gibt es quasi mehr Feiertage als Werktage. Ich habe im letzten Beitrag über das Durgafestival berichtet. Am Samstag dachte ich, wäre der letzte Tag. Wurde mir jedenfalls gesagt. Am Sonntag war nochmal letzter Tag 😀 tja warum es mehrere letzte Tage gibt? Jeder letzte Tag ist Grund zu feiern. Am Sonntag wurden dann die letzten, größten Statuen im Ganges versenkt. Und da habe ich dann auch Polizisten entdeckt. Ja, tatsächlich! Erst dachte ich ja, sie beschützen die Plastikstatuen. Ich bin in Indien, also wäre der Gedanke nicht soo abwegig 😉 Aber nein, sie dienten tatsächlich zur Sicherheit der Menschen. Jede Statue wurde feierlich, also mit Drommelbeschallung und unter Blütenbewurf (ist das ein deutsches Wort? Ich weiß es nicht) von mehr oder weniger starken Männern zum Ganges getragen. Dabei kommen die Hindus auch durch eine „Moslem area“. Warum die Hindus nicht einfach durchs Hinduviertel laufen? Weil dieser Weg Tradition ist. OK, also war das Viertel der Muslime früher mal hinduistisch. Nein, nein, das ist schon immer muslimisch. Aha. Na jedenfalls kommt es da leicht zu Auseinandersetzungen, weil sich viele Muslime provoziert fühlen. Und deshalb laufen jede Menge Polizisten mit. Für die, die es nicht wissen: generell kommt es öfter zu Konflikten zwischen Hindus und Muslimen, da fällt dann schon mal der Satz „na dann geh doch nach Pakistan“ (Pakistan gehörte früher zu Indien, hat sich im Konflikt zwischen Hindus und Muslimen als muslimischen Staat abgespalten. Ich hoffe, das ist politisch korrekt ausgedrückt. Sorry wenn nicht.) Die Statuen, die von weiter weg kommen, werden mit dem Auto, Traktor oder LKW zum Main Ghat gefahren. Was mich erschrocken hat, war die Tatsache, dass jede Menge Pilger in Baulastwagen hergefahren wurden. Da wurden so viele Leute in einen LKW gestopft, bis er voll war. In Deutschland wäre jeder Tierfreund aktiv geworden, wäre das Schlachtvieh oder sonstiges lebendiges Dasein auf diese Art und Weise transportiert worden. Hier geht es aber gerade um Menschen.

Viele Menschen hier halten mich für sehr beschäftigt. Wie schonmal beschrieben, ich arbeite ja zu festen Zeiten und kann dann nicht zu jeder mir beliebigen Zeit Pause machen und Chai trinken. Mit einer Ausnahme: Prakash. Praksh vom teashop, in dem aber auch Klamotten und Armbänder verkauft werden. Der allgemeiner Treffpunkt zum gemeinsamen Nichtstun ist. Prakash war in den letzten 2 Wochen mein Animateur. Erst war ich ja krank, dann waren Feiertage, dann hatte ich ein kleines Kreislaufproblem und saß in Folge all dessen nur rum. In meinem Zimmer oder in seinem teashop. Ich habe ja schonmal mein bei Krankheit obligatorisches Stimmungstief erwähnt, meine Motivation und Tatendrang hielten sich auch in Grenzen. Prakashs Schluss aus meinem Nichtstun war -ganz einfach- Langeweile. Klar, mein Tagesablauf war jetzt nicht unbedingt so abwechslungsreich, dass er preisverdächtig erscheint. Naja jedenfalls hat meine scheinbare Langeweile Prakash dazu veranlasst, sich als meinen persönlichen Animateur zu engagieren. Eigentlich ja echt nett. Er und seine koreanische Freundin haben mich zum Beispiel zum Essen eingeladen. Dass ich davon nichts wusste, ist eine andere Sache. Das war schon witzig. Am ersten Tag, als er und Hanmi hier angekommen sind, war ich noch gesund und abends bei Vikki, Guru und Sanjay essen. Als ich dann um 10:30Uhr wieder hier war, haben mich die beiden direkt gefragt, wo in denn gewesen sei, sie hätten mit dem Essen auf mich gewartet. Süß, aber das wusste ich nicht. Ich hatte sie nämlich nur einmal vorher gesehen, da bin ich im Flur an ohne vorbeifelaufen und habe hallo gesagt 🙂 Mein Fehler. Hätte wissen müssen, dass das die Essenseinladung ist. 😉 Nun bin ich ja nicht mehr krank, bedeutet ich gehe wieder zur Schule. Heißt ich habe wieder einen geregelten Tagesablauf und nicht 24h Zeit. Mehrmals am Tag bekomme ich jetzt SMS mit der Frage was ich denn tue, ob mir langweilig sei, und ich könne zu seinem shop kommen, dann ist mir nicht mehr langweilig. Das ist nett gemeint, aber mir ist nicht langweilig. Ich habe morgens Schule, nachmittags Englischunterricht, abends bin ich entweder in BBB (Restaurant was zum Projekt gehört), in der Schule (nicht zum Arbeiten, keine Angst) oder bei Vikki, Gulu und Sanjay oder, ja man mag es kaum glauben, einfach mal im Gasthaus. Und jetzt ist ja auch Sophia da, ein anderer Volunteer aus Deutschland. Da hat sich Prakash für mich gefreut. Also ehrlich gefreut, meinte wie schön, jetzt wäre mir nicht mehr so langweilig. Ja 😀

Sophia ist am Montag angekommen und irgendwie fühle ich mich für sie verantwortlich 😀 klar weiß ich, sie ist erwachsen und aus den gleichen Gründen hier, wie ich auch, dennoch habe ich den Mutti-instinkt in mir entdeckt 😉 und der sagt ganz klar: beschützen, an die Hand nehmen und vor allen negativen Erfahrungen bewahren, die ich bisher gemacht habe. Und zwar 24h am Tag 🙂 Liegt vielleich daran, dass ich selbst ins kalte Wasser geschubst wurde oder auch gesprungen bin und mir doch jemanden gewünscht hätte, der sich etwas um mich kümmert. Wobei ich im Nachhinein eigentlich ganz glücklich bin, dass alles so gelaufen ist, wie es ist. Ich merke schon jetzt, dass ich stärker geworden bin. Nein, auch die letzten Muskelfasern haben ihre sieben Sachen gepackt, ich erinnere an meinen kläglich gescheiterten Versuch, aufs Dach zu klettern. Ich meine mehr die Persönlichkeit. Ich merke, wie gelassen ich bin, dass ich die algemeine Ruhe der Inder in mir verinnerlicht habe. Gut, das versteht ihr jetzt vermutlich nicht. Ständig beschwere ich mich über den ganzen Lärm und jetzt verinnerliche ich plötzlich Ruhe. Tja, es ist hat tatsächlich so, dass Indien das Land der Gegensätze ist.
Ich bin unheimlich stolz, wie ich mein neues Leben hier meister. Wie ich mir ganz alleine ein neues Leben aufgebaut habe. Klar war das nicht immer einfach, da war ja auch die Depriphase, aber zu wissen, dass ich es geschafft habe und die Tatsache, dass ich jetzt glücklich bin, geben mir unglaublich viel Kraft. Das Gefühl, dass die Welt mir nichts mehr anhaben kann. Fürs Leben gerüstet zu sein. Fühlt sich gut an 🙂 Auch wenn ich weiß, dass ich das noch lange nicht bin. Und sein werde.
Ich habe immer so wundervolle Übergänge, ich weiß. Jetzt geht es um Läuse. Ja, von meinem Lebensglück zu den nervigen, ekeligen (Autokorrekt findet sie nicht ekelig, sondern heilig 😀 ), kleinen Viechern, die meinen, in meinen Haaren das Glück ihres Lebens zu finden. Genau. In MEINEN Haaren. So ekelhaft! Heute morgen entdeckt. Bääh! Netz sind sie irgendwo in der indischen Kanalisation. Tot. Oh. Da fällt mir gerade ein. 1.) gibt es vvielleicht doch eine Kanalisation? Oder führt das Abwasser direkt in den Ganges? Dann wären die Leichen immerhin bei all den anderen Leichen und Kadavern… 2.) darf ich als Veganer Läuse töten? Ich beschließe mal ja. Läuse sind so ziemlich die schlimmsten Insekten, die ich bisher kennen gelernt habe. Nicht, dass sie besonders gefährlich sind nein. Also ich glaube nicht, dass die ernsthaft irgendwas anrichten können. Aber das Wissen zu haben, dass da gerade jede Menge kleiner Viecher seinen Platz an der Sonne in meinem Haarwirrwarr gefunden hat, ist echt ekelhaft. Und zu sehen, wie sie millionenfach in der Bürste hängen, löst auch keinen Jubel aus. Wunderbar ist, dass mir Nicole (die italienische Schulleiterin) gesagt hat, sie wende einmal die Woche dieses spezielle Shampoo an, weil man durch die Kinder in der Schule ständig Läuse bekommt. Heiterkeit wo bist du? Gutes Versteck, was du dir da ausgesucht hast, Respekt…

Aber jetzt zum Schluss doch nochmal ein erfreuliches Thema-ja, die Heiterkeit taucht wieder auf 🙂 ich habe einen Kuchen gebacken 🙂 einen -muss ich erwähnen, dass er vegan ist?- genialen Zitronenkuchen! Und dieses mal habe auch ich persönlich gebacken. Anish hat mir nur gezeigt, wie der Ofen geht. Das war schön! Also das Backen. Ich backe ja gerne. Vor allem, wenn ich dann das Resultat selbst essen kann 😀 Und Zitronenkuchen hatte ich schon ewig nicht mehr. Was für ein Genuss! Oh, da gibt es auch noch was anderes: Sophia hat mir VEGANE Schokolade mitgebracht! Schokolade! Vegan! Nur für mich! Die Freude war soooooooooo groß! Also wenn ihr mir eine Freude machen oder euch einfach so bei mir beliebt machen wollt-meine Eltern haben meine Adresse 😀 Und es ist mir egal, in welchem Aggregatszustand die Schokolade ankommt. Keine Ausreden finden 😀 Nach 7 Wochen Entzug ist das eines der schönsten Geschenke, die sie mir hätte machen können. Ich habe heute eine Apfelschorle getrunken. Oh, wie schön 🙂 ja, ich bin wieder in der alles-ist-so-toll-ich-könnte-die-Welt-umarmen-Phase. Sorry. Und Pizza! Ich habe Pizza gegessen! Ich liebe zwar das indische Essen, aber sowas europäisches hat schon was 😉 Was war ich glücklich, als ich auf dem Weg zum Flughafen (um Sophia abzuholen) ein Autohaus von Volkswagen gesehen habe! Oder eine Plastiktüte von Rossmann und Müller! Also die hatte Sophia dabei. Und es gibt tatsächlich Shampoo von Garnier hier! Ich weiß, das klingt jetzt alles nicht so berauschend, aber für mich ist es gerade ungefähr auf einem Niveau mit dem Weltfrieden. Als ich Ashif das Autohaus gezeigt habe und zu verstehen gegeben habe, dass das deutsch ist, hat er erstaunt geschaut-genau die richtige Reaktion 😉 netter Kerl 😀

In meinem Stimmungshoch gehe ich dann mal schlafen. Es ist 0:13Uhr. Ja, was langweile ich mich immer. Gut, dass da Prakash, mein Animateur ist 😀

Oh. 1521 Wörter. Uups, sorry…

Mädchen mit Blumenkorb

Mädchen mit Blumenkorbeigentlich wollte ich nur den Korb mit Blüten und Kerzen fotografieren. Das fanden die Eltern dieses Mädchen allerdings nicht spannend genug, weshalb unbedingt ihre Tochter mit aufs Bild musste. Ich werde öfter mal von jemandem gefragt, meist von Kindern oder ihren Eltern, ob ich ein Foto von ihnen machen könne. Ich mache dann ein Foto mit meiner Kamera von fremden Leuten, die sich dann artig bedanken und wieder verschwinden. Was das soll, verstehe ich nicht. Hoffen die, dass ich ihr Bild ausdrücke und im Großformat in mein Zimmer hänge? Hier gibt es immer noch viele Dinge, die ich nicht verstehe 🙂

Überbevölkerung? Untertreibung des Jahrtausends

Viele Menschen glauben zu wissen, dass Indien überbevölkert ist. Niemand, der je hier war, kann auch nur ansatzweise von sich behaupten, die Bedeutung des Wortes ‚Überbevölkerung‘ zu kennen. Das meine ich ernst. Momentan ist hier das Durgafestival. Was das genau bedeutet, weiß ich auch nicht, ich habe nur herausgefunden, dass in der gesamten Stadt Götterstatuen (aus Plastik) aufgestellt sind, dazu läuft zu laute Musik und der Raum, in dem sich die Statuen befinden, ist mit Tüchern geschmückt. Und Plastikkronleuchtern. Es lebe Plastik! Die Leute sind abends von Tempel zu Tempel gezogen und haben sich dort, und wo eben sonst noch Statuen standen, sich die Schönheiten angeschaut. Jedenfalls war heute der letzte Tag, und die Statuen wurden feierlich im Ganges versenkt. Das konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Da ich von ungefähr jedem hier, den ich kenne, gewarnt wurde, während des Festivals ja nicht alleine im Dunkeln unterwegs zu sein, habe ich Gulu (der eigentlich Manish heißt) und Sanjay (der eigentlich gar keinen Bock hatte) mitgeschleppt. Als Bodyguard sozusagen.

Vorher konnte ich nicht so ganz nachvollziehen, warum ich jetzt nicht alleine raus soll, vor 9Uhr ist das schließlich sonst nie ein Problem. Jetzt weiß ich warum. Jedes Festival ist ein willkommener Grund, sich zu besaufen und Drogen zu nehmen. Dieses Festival dauert 9 Tage und heute ist der letzte, das heißt heute ist quasi der Höhepunkt des Übels 😀 Erstmal waren überall Menschen. Und nicht wie sonst, mit so viel Platz, dass um jede sich nähernde Kuh ein großer Bogen gemacht werden kann, sondern zu viele Menschen. Überall. Das Grauen jeder Person mit der geringsten Berührungsangst. Geschweige denn von Platzangst. Hab ich ja zum Glück beides nicht, aber trotzdem. Ich war so k.o.! Man glaubt gar nicht wie anstrengend es ist, einfach nur unter zu vielen Menschen zu sein. Man muss ja nichteinmal so was tun, wie Kommunikation zu betreiben, es reicht alleine die Anwesenheit von gefühkt ganz Indien an dem Ort, wo ich bin. Das war anstrengender als ein Tag in der Schule. Die halbe Stunde unter ganz Indien.

Ein paar Hände haben ihren Platz auf meinem Hintern gefunden. Die eigentliche Tatsache, warum mich das richtig aufgeregt hat war, dass es unmöglich war, den Arsch zu finden, zu dem die jeweilige Hand gehört. Ich hatte mir nämlich fest vorgenommen, jeden Angrabscher mit der Faust zu schlagen. Scheinbar aus Reflex. Ja, manchmal bin ich aggressiv. Was mich noch aggressiver gemacht hat war, dass ich die Idioten nicht schlagen konnte. Meine Bodyguards haben das nicht mitbekommen. Waren zu sehr mit atmen, überleben und laufen beschäftigt. War wohl auch besser so. Am Ende hätten sie noch ne Schlägerei gestartet. Und sowas, wie gekennzeichnete Fluchtwege oder so einen Schnickschnack gab es nicht. Ich bezweifel auch, dass es überhaupt genügend Fluchtwege gab. Naja, der heilige Ganges hätte es wahrscheinlich für viele getan.

Ich weiß, ihr könnt euch nicht vorstellen, wie ich mich gefühlt habe. So viele Menschen auf einem Fleck würden in Deutschland nie zusammentreffen. Schon alleine weil es in Deutschland nicht so viele Menschen gibt. Und wenn wir so viele wäre, wären wir zu muffelig. Was ich damit meine, ist, dass wir natürlich besseres zu tun hätten, als Plastikstatuen beim planschen zuzuschauen. Fernsehen zum Beispiel. Oder im Haus bzw Garten rumwerkeln. Oder sonst irgendwas. Außerdem haben wir viel zu strenge Sicherheitsauflagen. Finde ich saber garnicht schlimm. Die Sicherheitsmaßnahmen. Wo sich die ganzen Polizisten versteckt haben ist mir ein Rätsel. Die sind immer nur da, wo nichts ist. Da wird ein Tempel von gefühlt 100 Polizisten bewacht, aber wenn sich ganz Indien in Varanasi am Ganges trifft, haben die Helfer frei, oder wie? Oder bewachen die dann immer noch die Tempel? Seltsam. Ach, mir fällts ein. Natürlich. Sie waren bestimmt essen. Garantiert.

Beweisfotos werden natürlich geliefert. Also nicht vom Festessen der Polizisten, sondern vom Gewusel. Ich will mal kurz erklären, warum das immer so lange dauert. Im Internetcafé spiele ich die Fotos von der Kamera auf den PC. Von dort kann ich sie dann hochladen. Das ist auch alles gar kein Problem, wenn man ein geduldiger Mensch ist. Geduld ist nicht meine Stärke. Auch wenn ich hier das nichts tun gelernt habe. Innerhalb von einer Stunde haben es tatsächlich 3 Bilder geschafft. Ja, was für ein Erfolg. Achso, Mist. Ich glaube die Beweisfotos kann ich gar nicht hochladen. Habe sie nur als RAWdatei gespeichert und die ist grundsätzlich größer als die 6Mb Grenze. Mal schauen, was sich machen lässt.

Ich wünsche euch eine gute Nacht und schöne Träume. Von einer Blumenwiese oder so. Mir geistert heute Nacht vermutlich die gesamte Population Indiens in den Träumen rum. Also freut euch über Blumenwiesen. Die gibt hier nicht, kein Platz. Und jede Menge Kühe.

Julia

 

Relax!

Mein koreanischer Freundeskreis löst sich auf 🙁 Hanmi und ihre Mutter sind vorgestern Nacht abgereist, der Koreaner, der einigermaßen englisch kann, reist am Samstag nach Südafrika und dann nach Südamerika und mein Integrationshelfer und seine Frau fliegen am Wochenende nach Delhi. Süß war, dass sie meinten, sie werden mich vermissen 🙂 sie haben erzählt, dass sie auch zwei Kinder (23 und 25) haben, denen würden sie aber nie erlauben, nach Indien zu reisen. Sie selber reisen ein paar Wochen hier rum. Nächstes Jahr geht es nach Südamerika und übernächstes Jahr wollen sie durch Afrika reisen. Wie gerbe würde ich das gleiche tun 🙂 und irgendwann will er noch Pilgerwege in Spanien ablaufen, aber sie ist dagegen. Verstehe ich, er will immerhin 800km laufen. Zu Fuß. Da hätte ich jetzt auch keinen Freudesschrei ausgestoßen. Ihr war schon die 4tägige Trekkingtour in Nepal zu viel. Also Motivation sieht anders aus:) Es ist schade, dass sie abreisen, denn auch wenn die Kommunikation kompliziert war, war es doch immer nett mit ihnen 🙂 Vor allem mit Hanmi, weil sie schon öfter hier war und deshalb weiss, wo sie die leckersten Snacks herbekommt 🙂

Da auch sie quasi kein englisch spricht, habe ich für sie ihr Hotel in Bangkok storniert. Eigentlich wollte sie mit ihrer Mutter von Indien aus hinfliegen, aber der Zug zum Flughafen hatte so viel Verspätung, dass sie den Flug verpasst hat und de nächste ging dann halt erst 5 Tage später, also war sie noch länger hier. Wo ich jetzt bei Verspätung bin. Letztens habe ich von einem Bekannten mitbekommen, dass sein Zug schon 15 STUNDEN Verspätung hatte. Zu dem Zeitpunkt war er immer noch nicht abgefahren. Also meine lieben Freunde in Deutschland, entspannt euch. Die 10 min Verspätung der Deutschen Bahn könnt ihr doch wegstecken. Wenn nicht, denkt jedes mal an die 15 Stunden Verspätung hier. Das entspannt doch gleich, oder? 😉

Generell sollten wir mal entspannen. Viel zu hektisch, zu stressig. Das Leben in Europa. Wir sollten uns mehr Zeit zum Relaxen nehmen. Zeit, das Leben zu genießen. Vielleicht nicht so viel Zeit, wie die Inder haben, aber auf jeden Fall mehr, als wir uns nehmen. Hier relaxe ich schon so viel, dass das Relaxen anstrengend wird 😀 zu viel sollte es also auch nicht sein. Aber auf alle Fälle mehr, als momentan. Auch sollten wir gelassener sein. Dann hat der Zug halt mal 30min Verspätung, was solls? Ist es uns wirklich Wert, dafür den restlichen Tag genervt zu sein und vollkommen gestresst durch den Alltag zu hetzen? Ich gehöre-gehörte ja auch zu der Fraktion. Fraktion oh-mein-Gott-die-Welt-geht-unter-was-soll-ich-bloß-tun-wenn-mein-Plan-nicht-auf-die-Minute-genau-stimmt? Jetzt nicht mehr 😉 Meine Fraktion nennt sich jetzt eher ‚egal. Erstmal Chai trinken, dann weitersehen.‘ die ist mir deutlich sympathischer 😀

Beziehungsweise erstmal schlafen. Das werde ich jetzt tun. Hatte einen mehr oder weniger anstrengenden, aber schönen Tag 🙂

So, das war mein heutiges Wort zum Freitag.

Bis bald meine Lieben, und denkt dran: nicht alles so ernst nehmen. Locker bleiben 🙂

 

Änglisch für Ahnfengär

Wollte nur kurz bescheid geben, dass alles in Ordnung ist. Ich habe, wie erwartet, kein Malaria, nur eine Infektion, gegen die ich jetzt Antibiotika bekommen habe. Das zu erfahren hat aber etwas gedauert. Wie geschrieben, war ich gestern um 5 da und wurde weggeschickt, ich solle morgen -also heute- wiederkommen. Morgens oder wenn es mir am besten passt. Ich also um 11 nochmal hin, habe dann den Zettel bekommen, auf dem die Ergebnisse stehen, aber der Arzt, bei dem ich war, fängt erst um 3 an zu arbeiten. Ich solle um 3 wiederkommen 🙂 man erfährt immer stückchenweise, was man wann wie tun muss… Dann war ich halt 4x im Krankenhaus, um Blut abgenommen zu bekommen und die interpretierten Ergebnisse zu erfahren 🙂

Wie sagte ein Freund so schön ‚thats an Indian hospital‘. Ja, stimmt 😀

 

Ach, da fällt mir noch was ein, was nicht unerwähnt bleiben kann. Es geht mal wieder um englisch. Ich habe heute Nachmittag folgende SMS bekommen:“Yu no silip“. Ehm. Was? Waren die ersten geistreichen Gedanken, die diese SMS verursacht haben. Er wollte wissen, ob ich schlafe. Zur Erklärung: meine indischen Freunde finden, dass ich zu viel schlafe. Inder finden, dass ich zu viel schlafe. Inder. Die, die den halben Tag schlafen, deren Lieblingsbeschäftigung ‚to take a rest‘ ist. Ich schlafe zu viel. Ja, bestimmt 🙂 ich bin doch zum Frühaufsteher mutiert. Und momentan bin ich -wie ich jetzt schon 1000x erwähnt habe- krank. Da darf man ja wohl mittags schlafen. Sehen meine indischen Aufpasser anders. Manish ruft mich letzten Donnerstag an und lädt mich zum gemeinsamen Frühstück ein. Nett, aber ich wollte einfach nur im Bett liegen. Hab gesagt, dass ich krank bin. Seine Reaktion: ja dann komm doch zu uns! Hallo? Was verstehst du bitte nicht an „ich bin krank“? Wenn ich krank bin, bin ich grundsätzlich schlecht gelaunt und finde jeden, der mit mir reden will schrecklich nervig. Da hatte der arme Manish also schon mal ne schlechte Grundvoraussetzung. Dazu kommt noch, dass er mich angerufen hat. Ich hasse es, mit jemanden zu telefonieren, der kein deutsch spricht. Es ist ja so schon schwer genug, mit Indern auf englisch zu kommunizieren, und wenn ich dann stockend -dauerschlechte Verbindung- englisch höre, dass auch noch so seltsam ausgesprochen wird, dass ich teilweise ein paar Sekunden brauche, um zu kapieren, welche Wörter da gerade verwendet wurden, trägt das nicht unbedingt zur Steigerung meiner Laune bei. Puh, langer Satz 😀

Aber ich glaube, Manish hatte tatsächlich nicht kapiert, dass ich krank bin. Bin ihm nämlich gestern auf der Strasse begegnet (war Essen kaufen) und er hat mich gefragt, ob ich die Woche sehr beschäftigt war. Weil wir uns gar nicht gesehen haben. Nee du, als beschäftigt würde ich das jetzt nicht bezeichnen. Habe ihm meinen Tagesablauf beschrieben. Reaktion: Oh, das hättest du mir doch sagen müssen, dann hätte ich dir Medikamente und Essen gebracht. Das hatte mir sein Freund Vicki auch schon vorgeschlagen. Als er mich angerufen hatte. Aber nee danke, erstens wusste ich nicht welche Medikamente, zweitens müssen die mich nicht so zerstört sehen und drittens nee. Wie gesagt, Stimmungstief. Trotzdem nett.

Und nochmal zurück zu den „englischen“ SMS. Es gibt da noch mehr 😀 und ja, sie sprechen so witzig, wie sie schreiben 😀

„Yo col me nau annie prabal ha“ übersetzt: you call me now, if you have any problem, OK? (Das war, als ich im Krankenhaus war)

„I’m sori I’m distop I’m. Mit neat“ übersetzt: Im sorry that I disturbed you at midnight“ (da wurde ich um 3:18Uhr nachts!!! angerufen, um dann ein rauschen zu hören -super Verbindung- und direkt darauf eine SMS zu bekommen „no no I’m mistyek sori“. Den Grund für den Anruf habe ich nicht rausfinden können. Wobei sich meine detektivische Arbeit in Grenzen hält. Habe einmal nachgefragt, aber wurde nicht verstanden. 🙂 mein Handy schalte ich nachts jetzt immer aus. Auch, weil ich ständig Werbeanrufe bekomme. Spät abends, wenn ich schon schlafe. Oder ich bekomme Anrufe, aber niemand ist an der anderen Leitung. Auch immer wieder nett. Manchmal werde ich auch von Automaten angerufen. Mit so natürlicher Stimme. An schlechten Zeitpunkten (zum Beispiel Stimmungstiefs) werden die von mir angemeckert. Beeindruckt sie leider garnicht. Schade. 🙂